„Das Untergeschoss des Paketpostamts wäre als Wärmespeicher nutzbar“, sagt der Stadtplaner Uwe Stuckenbrock bei der Begehung des nördlichen S-21-Areals, bei der er... Foto: Peter-Michael Petsch

Bei Begehung des nördlichen S-21-Areals ist auch OB-Kandidatin Wilhelm dabei als interessierte Privatperson.

Stuttgart - Auf der Großbaustelle Stuttgart 21 tut sich zurzeit wenig. Große Baufortschritte zu bewundern gab es deshalb bei einer Begehung des nördlichen Stuttgart-21-Areals Grund nicht.

Von den zwei Dutzend Interessierten, die auf Einladung der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) entlang der S-21-Fächen im Stuttgarter Norden marschierten, war vielmehr Vorstellungskraft gefordert. Städtebauliche Chancen, die der Tiefbahnhof S 21 nach seiner Fertigstellung durch Aufgabe des heutigen Gleisvorfelds bietet, wollte der zuständige Stadtplaner Uwe Stuckenbrock den Gästen erläutern.

Doch ausgerechnet das prominenteste Zugpferd der Stuttgarter Sozialdemokratie verzögerte die Begehung kurzfristig. Denn gekommen war auch die Schwäbisch-Haller Bürgermeisterin Bettina Wilhelm, die für das Oberbürgermeisteramt kandidiert. Seit Mai läuft jedoch die Frist, in der städtische Bedienstete nicht mehr bei Wahlveranstaltungen auftreten dürfen. „Ich mache hier keinen Wahlkampf, sondern will mich als Privatperson informieren“, versicherte Wilhelm, die bekennende Gegnerin von S 21 ist.

„Die Stadt wird sich umorientieren“

So konnte Stadtplaner Stuckenbrock dann doch noch an passenden Aussichtspunkten über die Perspektiven des neuen Rosensteinquartiers referieren. Etwa beim Paketpostamt an der Ehmannstraße, wo sich ein umfassender Blick auf den Abstellbahnhof eröffnet. Den Wartungsbahnhof will die Bahn bekanntlich nach Untertürkheim verlegen. „Die Stadt wird sich umorientieren“, sieht Stuckenbrock östliche und nördliche Stadtviertel nach Aufgabe der rund 30 Hektar großen Gleisanlagen hinterm Hauptbahnhof zusammenwachsen. Wichtig sei, sensibel und umsichtig bei der weiteren Beplanung des Quartiers vorzugehen, das einmal 30.000 Menschen Wohnung und Arbeitsplatz bieten werde. „Wer wird hier zu welchem Preis wohnen“, sei eine der grundsätzlichen Fragen, die der Gemeinderat diskutieren und beantworten müsse.

Nach Vorbild der Hamburger Hafen-City könnte auch Stuttgart die S-21-Flächen in ein Sondervermögen überführen, um nachhaltige und sozialverträgliche Bebauung zu gewährleisten, regte Stuckenbrock an.

Das vier Hektar große Areal des Paketpostamts befindet sich noch in Postbesitz. „Hier muss die Stadt den Preis verhandeln“, so Stuckenbrock. Später stünden es dem neuen Quartier und der Parkerweiterung im Weg. „Abriss bis auf das Untergeschoss, das als Wärmespeicher nutzbar wäre“, nennt der Stadtplaner als Option.

„Sehr informativ“, bewertete OB-Kandidatin Wilhelm am Ende die Begehung. Als neue Oberbürgermeisterin werde sie auf Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit im Rosensteinquartier achten.