Ein Bild aus besseren Tagen: Thomas Karzelek mit seiner Tochter Lara, bevor diese von ihrer Mutter nach Polen verschleppt wurde. Foto: privat

Die Familientragödie um die siebenjährige Lara aus dem Strohgäu steuert in nur eine Richtung: Eskalation. Die polnische Mutter, die das Kind einst entführt hatte, will dem Vater jetzt jeden direkten Kontakt zur Tochter verbieten lassen. Der Vater reagiert drastisch.

Ditzingen/Legnica - Thomas Karzelek, der Vater der vor zweieinhalb Jahren im Strohgäu entführten Lara, wird nicht an dem in Polen geplanten Mediationsprozess teilnehmen. Das hat der 46-Jährige am Mittwoch dem polnischen Justizministerium mitgeteilt, das den Vermittlungsversuch zuletzt vorangetrieben hatte. Das Ziel war es, dass Karzelek und Joanna S., Laras polnische Mutter, mit der Unterstützung von geschulten Mediatoren eine Übereinkunft finden, was mit Lara geschehen soll. Das erste Treffen sollte am kommenden Freitag stattfinden. „Ich musste die Reißleine ziehen“, sagt Karzelek. Unter den aktuellen Bedingungen sehe er keine Möglichkeit mehr, mit seiner Ex-Partnerin zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen.

Auslöser für die Entscheidung war eine Verhandlung am Amtsgericht in Legnica. In der niederschlesischen Stadt war Lara vor 17 Tagen gefunden worden, nachdem die Mutter ihre Tochter vor zweieinhalb Jahren in Ditzingen entführt und nach Polen verschleppt hatte. Der Vater hat zwar das alleinige Sorgerecht und will Lara wieder mit nach Deutschland nehmen, doch das polnische Amtsgericht hat das Kind vor wenigen Tagen wieder in die Hände der Mutter gegeben.

Der Vater soll seine Tochter nur per Videotelefonie kontaktieren dürfen

Darüber hinaus hat Joanna S. nun beantragt, dass Karzelek kein Umgangsrecht erhalten soll, das heißt seine Tochter nicht treffen darf. Sie will ihm offenbar lediglich erlauben, per Videotelefonie mit Lara in Kontakt zu treten. Das polnische Gericht hat am Dienstag beide Seiten zu diesem Antrag angehört. Eine endgültige Entscheidung steht noch aus, aber: „Mir wurde in der Anhörung nicht einmal erlaubt, Stellung zu nehmen“, berichtet Karzelek. Er sei von der Richterin und der Gegenseite permanent unterbrochen worden. Von einem fairen Verfahren könne keine Rede sein.

Statt der Mediation setzt Karzelek jetzt auf den Weg durch die Instanzen. Er ist überzeugt, dass die Entscheidung des Gerichts, Lara nicht ihm, sondern der Mutter zu geben, rechtswidrig ist. Dagegen will er Beschwerde einlegen, damit sich die nächsthöhere Instanz mit dem Fall beschäftigt. „Aber bis das passiert, können weitere sechs Monate vergehen“, sagt er.