Eishockey-Minis im Spiel: Der Vereinssport in Württemberg sucht einen neuen Chef Foto: Baumann

Wer wird Präsident des Württembergischen Landessportbunds (WLSB)? Wer wird oberster Lobbyist von zwei Millionen Sportlern? Drei Kandidaten streiten um den Chefposten – ein Wahlkampf mit leichten Nebengeräuschen.

Stuttgart - Es wird viel getuschelt in den Tagen vor der Kür des neuen Sportchefs in Württemberg. Zum Beispiel darüber, wer sich von welchem Kandidaten mehr erhoffen darf. Und wer, welchen Bewerber am liebsten auf den Mond schießen würde. Funktionäre sind eben auch nur Menschen. Und wie man weiß, ist der Sport nicht frei von Sünde.

Nun wäre es übertrieben beim Dreikampf um die WLSB-Spitze von Intrigen zu reden, wohl aber von versteckten Fouls – verbunden mit der Absicht, die Gunst der Wähler in die eine oder andere Richtung zu lenken. Gekürt wird der Nachfolger des nach 15 Jahren zurückgetretenen Klaus Tappeser am 14. Februar. Zur Wahl stellen sich: Elisabeth Strobel, Unternehmensberaterin aus Biberach, Andreas Felchle, Bürgermeister in Maulbronn und Andreas Schmid, Schultes aus Meckenbeuren. An die Wahlurne schreiten dürfen die Mitglieder des WLSB-Vorstands. In dem hohen Rat sitzen die Emissäre der 52 Sportfachverbände, 24 Sportkreise und 5700 Vereine, in denen zwei Millionen Sportler organisiert sind. Und es kommt wohl so, wie von Manfred Pawlita beschrieben: „Eine Sau kann man schätzen, eine Wahl nicht“, sagt der Vizepräsident im WLSB, der sich selbst inmitten der Gerüchteküche wiederfindet.

Job im Angebot

Pawlita, Vorsitzender des Sportkreises Ostalb, soll den Maulbronner Schultes und WLSB-Vize (Finanzen) Andreas Felchle im November 2016 nur deshalb gedankenschnell als Kandidaten ausgerufen haben, weil er sich erhofft, mit Hilfe des künftigen Präsidenten den Job des WLSB-Hauptgeschäftsführers Heinz Mörbe erben zu können. Mörbe könnte am 30. Juni 2018 in den Ruhestand gehen. Ob er es tut, ist eine andere Frage. Ein Präsidiumsbeschluss jedenfalls verlangt, dass sich der neue Präsident Mörbes Vorstellungen zumindest anhört.

„Wir haben“, gesteht der Kommunikations- und Marketing-Berater Pawlita, „ intern mal darüber gesprochen. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist ja auch eine tolle Aufgabe.“ Auch der Kandidat Felchle bestätigt ein „grundsätzliches Interesse“ seines Protegés, versichert aber, dass „es keinerlei Verbindungen gibt“, die den Eindruck eines Postengeschachers bestätigen könnten.

So oder so: Die Stelle des Hauptgeschäftsführers muss laut Satzung öffentlich ausgeschrieben werden. Wer den Job bekommt, entscheidet nicht der Präsident allein, auch der Vorstand hat mitzureden. Kaum anzunehmen allerdings, dass sich das Gremium gegen den ausdrücklichen Personalwunsch des neuen Chefs stellen würde.

Dicke Trauben

Was Elisabeth Strobel dazu sagt? Lieber nichts. Ihr wird vorgeworfen, sich sei sich für das vor Monaten von Tappeser angebotene Amt einer WLSB-Vizepräsidentin (Sportentwicklung) zu schade gewesen. Jetzt greife sie nach den dicken Trauben. Strobel beteuert dagegen: „Klaus Tappeser hat mich nie angesprochen.“

Die Frau im Rennen wirbt mit einer Tour durch die WLSB-Gliederungen um Stimmen. Die Sportfachverbände haben sich angeblich schon entschieden: Gegen sie, für Felchle. Der hatte ein opulentes Schreiben an die „Lieben Sportfreundinnen und Sportfreunde“ geschickt: „Es geht nicht um Ego, sondern um Gemeinschaft. Ich will keinen Wahlkampf, keine Fraktions- oder Säulen-Bildung, sondern objektiv dem organisierten Sport zugedachtes ehrenamtliches Engagement. Und das so pragmatisch, so kameradschaftlich, so wenig staatstragend wie möglich.“

Die alte Regel

Eher wenig Aufhebens um sich macht Andreas Schmid. Was einerseits daran liegen kann, dass Meckenbeuren außerhalb des Wahlkampf-Epizentrums liegt, es könnte aber auch sein, dass der Kandidat nahe des Bodensees eine alte Regel beherzigt – wonach bei einer Wahl stets geköpft wird, wer den Kopf als Erster aus dem Fenster streckt.