Scheidender WLSB-Präsident Tappeser (li.): Dreikampf um die Nachfolge Foto: Pressefoto Baumann

Der Württembergische Landessportbund (WLSB) sucht einen neuen Präsidenten – und hat keinen Mangel an Kandidaten.

Stuttgart - Weil die Welt zwischen Geschäftsstelle, Sportplatz und Vereinsheim wenig Mystisches bereit hält, besteht Grund zur Annahme, dass der Mensch seine Tage vergnüglicher zubringen kann als in der Rolle eines Sport-Funktionärs. Obendrein stellt er sich alle paar Jahre einer Wahl, in der ein im Zweifelsfall undankbares Volk den Daumen senkt oder hebt. Trotzdem finden sich immer wieder Zeitgenossen, die sich kühn der Pein des Ehrenamtes stellen.

Nun meldet der Württembergische Landessportbund (WLSB) eine Vakanz. Klaus Tappeser, 15 Jahre an der Spitze der einflussreichen Organisation für Sportkreise, Vereine und deren Mitglieder, führte ein Karrieresprung an die Spitze des Regierungspräsidiums Tübingen. Und weil die Arbeit als Behördenchef schon mal kollidieren kann mit den Interessen des Sports, etwa im kommunalen Sportstättenbau, legte der CDU-Politiker sein Amt an der WLSB-Spitze nieder, als unbequeme Journalisten begannen, nervige Fragen zu stellen.

Zwei Vizepräsidenten mit Ambitionen

Und eine alte Regel der Karriereplaner trat kurz danach außer Kraft: Wer was werden will, darf nichts werden wollen. Schon Tage später drang eine Personalie an die Öffentlichkeit, die man am Hof des Württembergischen Landessportbunds gern noch ein wenig für sich behalten hätte. Die WLSB-Vizepräsidenten Andreas Felchle, Bürgermeister der Stadt Maulbronn, und Andreas Schmid, Schultes in Meckenbeuren, hatten im Kandidatenrennen den fliegenden Start bevorzugt und im Kreise ihrer Präsidiums-Kollegen den Hut in den Ring geworfen.

Weil danach aber weder in den Sportkreisen und -vereinen noch in den Sportfachverbänden ein zustimmendes Raunen zu hören war, müht sich die Basis seither um eine brauchbare Erweiterung des Kandidatenkreises. „Wir müssen aufpassen, dass wir im Sport nicht zur Bürgermeisterriege werden“, warnt ein Präsidiumsmitglied. Weshalb das Fingerhakeln um die hängenden Spitzen aus den Rathäusern seither zur Unterhaltung in der ansonsten eher spröden Verbandsarbeit beiträgt.

Weibliche Konkurrenz

Jedenfalls meldeten die Sportkreise im WLSB am Wochenende nach intensiver Beratung weibliche Konkurrenz im Kampf um die Sportbund-Spitze: die Unternehmensberaterin Elisabeth Strobel, seit zwölf Jahren Vorsitzende im Sportkreis Biberach. Was die Beobachter der Causa einigermaßen erstaunte. Denn nach Informationen unserer Zeitung hatte wenige Tage zuvor ausgerechnet Manfred Pawlita, Präsident des Sportkreises Ostalb und Sprecher der Sportkreise mit Sitz im WLSB-Präsidium, just Andreas Felchle vorgeschlagen. Weshalb sich die Frage stellt: Wurde Pawlita aus den eigenen Reihen überstimmt und damit düpiert? „Nach der Blamage kann er nur noch zurücktreten“, schimpft ein Sportkreis-Kollege.

Zumindest ist die doppelte Kandidatenkür aus den eigenen Reihen ein eher unübliches Vorgehen, das Pawlita auf Nachfrage aber nicht bestätigen wollte. Er spricht von einem „demokratischen Prozess“ und verneint vehement das Gerücht um seine eigenen Ambitionen: „Das Amt des WLSB-Präsidenten ist in meiner Lebensplanung nicht vorgesehen.“

Wer den Job als oberster Repräsentant von zwei Millionen Vereinssportlern als Sprungbrett für die eigene Karriere nützen darf, entscheidet der Vorstand des Württembergischen Landessportbunds Anfang nächsten Jahres. Es würde nicht wundern, wenn bis dahin noch der eine oder andere Kandidat seine Ambitionen anmelden würde.