Das Wagenburg-Gymnasium hätte lieber ein Interimsquartier auf der nahen Grünanlage als am Stöckach. Das wollen allerdings die Anwohner und Nutzer der Anlage am Wagenburgplatz nicht. Foto: M. Steinert, J. Brand, Lichtgut/Kovalenko

Das Wagenburg- Gymnasium in Stuttgart-Ost musst dringend saniert werden. Die Chefin des Gymnasiums glaubt nicht, dass eine Auslagerung von Klassen in die Hauswirtschaftliche Schule machbar ist.

S-Ost - Sowohl die Schulleitung als auch die Elternvertreter des Wagenburg-Gymnasiums protestieren vehement gegen die Pläne der Stadtverwaltung, Schulklassen während der Sanierung des Gymnasiums an den Stöckach auszulagern. Die Schulleiterin Petra Wagner hat in einem Schreiben an die zuständige Bürgermeisterin für Kultur, Bildung und Sport, Susanne Eisenmann, massive Zweifel an der Umsetzbarkeit dieser Überlegungen geäußert. Die Elternschaft hat eine Unterschriftenaktion gestartet. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Fritz Kuhn heißt es: „Wir Eltern, Freunde und Förderer des Wagenburg-Gymnasiums protestieren auf das Schärfste gegen die neuen Auslagerungspläne und fordern die Verwaltung auf, die auch von ihr bislang favorisierte Auslagerung auf den Wagenburgplatz weiterzuverfolgen.“

Anwohner protestierten gegen eine Containerschule

Zum Hintergrund: das Wagenburg-Gymnasium muss, wie berichtet, dringend umfassend saniert werden. Die Bauarbeiten können in zweieinhalb bis drei Jahren abgeschlossen sein, Voraussetzung dafür ist allerdings, dass eine erheblich Anzahl von Klassen ausgelagert wird. Ursprünglich war dafür der Bau eines Interimscontainer-Gebäudes auf der naheliegenden Grünanlage am Wagenburgplatz vorgesehen gewesen. Diese Lösung war von der Schulleitung und den Eltern favorisiert worden, die Planung dafür war weitgehend abgeschlossen. Allerdings hatten sich die Anwohner und Nutzer der Grünanlage heftig gegen die Containerschule gewehrt.

Mitte Juni wurde die Schulleiterin Petra Wagner dann vom Schulverwaltungsamt darüber informiert, dass die Stadt die Containerpläne nicht weiter verfolgen wolle und stattdessen eine Auslagerung der Klassen in die ehemalige Hauswirtschaftliche Schule am Stöckach befürworte. Als Gründe dafür wurden die hohen Kosten für die Containerlösung – etwa vier Millionen Euro – und die große Ablehnung der Containerlösung „in weiten Teilen der Bevölkerung im Stuttgarter Osten“ genannt.

Eine Auslagerung würde mehr als nur schwierig werden

Die Auslagerung an den Stöckach „würde für uns eine Herkulesaufgabe im Blick auf die Lehrauftragsverteilung und die Stundenplangestaltung bedeuten“, schreibt Petra Wagner in einem Brief an Eisenmann, OB Fritz Kuhn und die Vorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen. Allein durch die notwendigen Wege zwischen dem Gymnasium und dem Stöckach würde Unterrichtszeit verloren gehen. „Hinzu kommt, dass wir in jedem Fall zusätzliche Ressourcen für die Organisation des Unterrichts sowie die Aufsicht und Pausenbetreuung der Schülerinnen und Schüler in der Außenstelle benötigen würden.“ Die Schulleiterin weist außerdem auf die erforderlichen finanziellen Mittel für Material- und Geräteanschaffungen sowie für ein Mittagessensangebot in der Außenstelle hin. „Außerdem sehe ich mit großer Sorge, welche Belastung mit dem notwendigen Hin- und Herpendeln für circa drei Jahre auf mein Kollegium zukommen würde.“

Der Elternbeirat des Gymnasiums hat inzwischen einen offenen Brief an OB Kuhn verfasst. „Mit großer Verwunderung, Unverständnis und auch Empörung nehmen wir Eltern diese Pläne zur Kenntnis“, heißt es darin. „Diese Alternative ist für Schüler, Lehrerschaft und Eltern der schlimmste vorstellbare Fall.“ Nach Meinung der Eltern stellt die neue Lösung alle Beteiligten vor unzumutbare Belastungen, außerdem werde dabei das besondere Schulprofil des Gymnasiums mit dem Französisch-Schwerpunkt nicht berücksichtigt. Die Elternvertreter „bitten dringend, die Besonderheiten der Schule zu berücksichtigen“ und fordern die Verwaltung auf, die Containerlösung auf dem Wagenburgplatz umzusetzen“.

Der Bezirksbeirat Stuttgart-Ost wird sich in seiner öffentlichen Sitzung am Mittwoch, 22. Juli erneut mit der Problematik beschäftigen.