Am Amtsgericht Backnang ist ein Drogendealer mit einem blauen Auge davongekommen Foto: dpa

Dumm gelaufen: Weil die junge Fahrerin des Autos unachtsam war, in dem ein 29-jähriger Mann aus Waiblingen am 18. Februar einem Kunden 100 Gramm Marihuana für 700 Euro übergeben wollte, landete der Dealer vor dem Backnanger Schöffengericht.

Backnang - Mit zwei Jahren auf Bewährung ist die Sache noch glimpflich ausgegangen. Die Entscheidung für eine Bewährung sei haarscharf gewesen, sagt die Vorsitzende Richterin. Das Gericht sei überzeugt, dass er in Zukunft nichts mehr anstellen wird und gibt ihm die Chance.

Als das Auto in Backnang bei Rot über die Ampel schanzte, fuhr bereits seit einiger Zeit ein Streifenwagen hinterher. „Uns war die Fahrweise aufgefallen“, so einer der Polizisten. Die Polizisten stoppten den Wagen, mit dem ein 16-Jähriger zusammen mit einer 19-jährigen Freundin nach Backnang gefahren war, um den 29-Jährigen Angeklagten zu treffen. 100 Gramm Marihuana hatte der 16-Jährige bestellt, der seinen Lieferanten von der Berufsschule in Waiblingen kennt.

Der gelernte Koch, sattelt gerade auf Metallbau-Konstruktionstechniker um. „Die Arbeitszeiten als Koch sind zu heftig. Der Beruf als Metallbauer ist viel attraktiver.“

In der Berufsschule habe er gestaunt, dass auf dem Pausenhof unverblümt gekifft werde. „Das kann man ziemlich gut riechen.“ Der 16-Jährige, der seit zwei Jahren kifft, berichtet, der ältere Klassenkamerad habe ihn gefragt, ob er mal was mitbringen solle. Zur Probe habe er ein halbes Gramm bekommen. „Das war in Ordnung“, so der Jugendliche, der dann in der Folge im Februar zuerst 25 Gramm, dann 50 Gramm kaufte. Dabei lag der Verkaufpreis bei rund sieben Euro pro Gramm. Das sei billig gewesen, so der Angeklagte, er habe die Drogen zum Einkaufspreis verkauft. „Dafür hat er mir Nachhilfe in Mathematik gegeben.“

Das wollte das Gericht dann doch nicht glauben. Allerdings wertete es die Einlassungen des 29-Jährigen als volles Geständnis. Außer dem Preisgefüge wurde eine weitere Frage diskutiert: Statt der angegebenen 100 Gramm Marihuana fand die Polizei 150 Gramm in dem Auto. Für die Rauschgiftfahnder sah es so aus, dass der 29-Jährige noch ein Geschäft abwickeln wollte. Die Fahrerin, die zur Tatzeit auch benebelt war, hatte er gebeten, ihn zu einem Supermarkt zu fahren. Nach vier Monaten Untersuchungshaft durfte der 29-Jährige, der bisher völlig unbescholten war, am Freitag das Gefängnis verlassen.