An der Stelle der Pallotti-Kirche sollen künftig Wohngebäude stehen. Foto: Eveline Blohmer

Die Pläne, auf dem Grundstück der Pallotti-Kirche Wohnraum für Flüchtlinge, Familien und Studenten zu bauen, stößt in der Nachbarschaft nicht nur auf Gegenliebe. Die Anwohner fühlen sich ungerecht behandelt.

Birkach - Den Anwohnern geht es um Harmonie. Mit der funktioniere es bisher ganz gut am nördlichen Rand von Birkach. Doch die Nachbarn sehen sie in Gefahr, seit bekannt wurde, dass die katholische Kirche und das Siedlungswerk planen, die Vinzenz-Pallotti-Kirche abzureißen und an ihrer Stelle Wohnraum für Asylbewerber, Familien, Flüchtlinge, Studierende und Platz für einen viergruppigen Kindergarten zu schaffen.

Sie sagen, sie sprechen für alle Nachbarn

In erster Linie geht es den drei Menschen um landschaftliche und architektonische Harmonie. Ihre Namen möchten sie nicht in der Zeitung lesen, weil sie für die gesamte direkte Nachbarschaft der Pallotti-Kirche sprächen, die aus etwa 15 Wohneinheiten besteht – und weil sie Anrufe befürchten, in denen sie als Flüchtlingsgegner bezeichnet werden. „Wir sind nicht gegen Flüchtlinge, aber das ist nicht der richtige Platz. Wir haben in Birkach schon drei soziale Brennpunkte, da muss nicht noch ein vierter dazukommen“, sagt eine der beiden Anwohnerinnen. Zumal, so ihre Nachbarin, die Verbesserung der Infrastruktur Birkachs viel wichtiger wäre. Es fehle sogar an einem Kinderarzt. „Jetzt gibt es mal Bauplatz, da wäre es doch besser, auf die Familien einzugehen, die schon da sind, statt neue anzusiedeln, denen ich dann wieder sagen muss, dass es nichts gibt“, sagt die zweifache Mutter.

Die Anwohner fühlen sich übergangen, weil sie nicht nach ihren Wünschen gefragt und zu spät über die Planung informiert worden seien. In einer „Nacht- und Nebelaktion“ habe man ihnen nach der Informationsveranstaltung des Kirchengemeinderats ein Infoschreiben in die Briefkästen geworfen, wobei die Nummer, die man bei Rückfragen wählen konnte, nur zweieinhalb Tage geschaltet gewesen sei – über ein Wochenende, bis montags 16 Uhr.

Dass die Bezirksbeiräte von Birkach und Plieningen sich bei ihrer jüngsten Sitzung mehrheitlich für das Projekt auf dem Grundstück der Pallotti-Kirche aussprachen, liegt nach Ansicht der Nachbarn daran, dass die Birkacher Beiräte, wie es eine von ihnen ausdrückt, „überrumpelt“ wurden: „Sie wollten über die Projekte getrennt abstimmen, aber die Plieninger wollen das Altenheim und haben Druck gemacht“, sagt eine der Anwohnerinnen. Sie bezieht sich damit auf das Pflegeheim, das das Siedlungswerk wie berichtet im Steckfeld plant.

Die Nord-Birkacher fühlen sich ungerecht behandelt

Die Nord-Birkacher fühlen sich aber nicht nur ungenügend informiert, sondern auch ungerecht behandelt: „Als wir in Jahr 1987 hier gebaut haben, gab es Auflagen von der Stadt, die wir akzeptiert haben. Die gelten auch heute noch: Wir dürfen unsere Dächer nicht anheben wegen der Luftschneise, und es wurde eine lockere Bebauung gefordert, aber die dürfen da so Klötze hinstellen“, beklagt der Anwohner. Das Argument vom Stadtplanungsamt, dass die Planung noch ganz am Anfang stünde, vermag ihren Unmut nicht zu mildern: „Da sollen 78 Wohnungen rein, der Kindergarten und ein Büroraum, da müssen es ja Riesenblöcke werden.“

Die Aussage des Siedlungswerks, es werde nicht enger gebaut als auf dem Gelände der Rinderunion, dem heutigen Schönbergblick, ist in den Ohren der Anwohner fragwürdig: „Am Schönbergblick sind es 83 Wohnungen auf 1,2 Hektar, jetzt sollen es 78 Wohnungen und vier Kindergartengruppen auf 0,8 Hektar werden. Das wird ein bisschen eng“, sagt ein Hausbesitzer. Seine Nachbarin, die in Deutschland geboren wurde, aber selbst einen Migrationshintergrund hat, sagt, dass ihr die Flüchtlinge und Asylbewerber leid tun, die in den Wohnungen dann auf so engem Raum leben müssten.