An Stuttgarter Ballettgrößen ging der Deutsche Tanzpreis wiederholt, zum Beispiel an Marcia Haydée. Neu ausgerichtet wird der Tanzpreis 2.0 erstmals im September in Essen verliehen; neben einem Hauptpreis werden dann zwei Preise für aktuelle Inszenierung und Interpretatiom vergeben. Foto: dpa

Jetzt dotiert und mit Jury: Nach Streit um seine Neuausrichtung und folgender Zwangspause soll der Deutsche Tanzpreis wieder verliehen werden und sich mehr dem ästhetischen Zeitgeist öffnen.

Essen - Das Ende des Deutschen Tanzpreises schien besiegelt. Nach Turbulenzen um die Neuausrichtung, die in einer Absage der Gala in Essen 2017 gipfelten, gibt es nun einen Neustart. Neu konzipiert und unter anderem mit einer Dotierung aufgewertet, wird der in die Jahre gekommene Preis jetzt dem ästhetischen Zeitgeist gerecht. Die Ausschreibung für 2018 läuft. Nachdem die Stuttgarter Ballett-Prominenz – von Marcía Haydée über Birgit Keil, Fritz Höver und Reid Anderson bis hin zu Eric Gauthier – ihn längst in der Vitrine stehen hat, bekommen nun auch Künstler anderer Tanzstile eine Chance. Denn selbst wenn die Ikonen Pina Bausch und Susanne Linke in der fast 35-jährigen Geschichte geehrt wurden, konzentrierte man sich doch arg auf die Vertreter der akademisch-klassischen Disziplin.

Martin Puttke ist zentrale Figur

Eine zentrale Figur bei der Wiederbelebung der einzigen deutschen Auszeichnung im Tanz ist der Ballettpädagoge Martin Puttke. Fast wie ein Vermächtnis nahm er 2016 den vorerst letzten Tanzpreis entgegen. Als Erster Vorsitzender des Fördervereins Tanzkunst Deutschland, der den Preis seit 2005 alljährlich vergab, wickelt er nun den Verein ab – und erfindet das Event neu. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern gewann der ehemalige Künstlerische Leiter des Berliner Staatsballetts und des Aalto-Balletts Essen den Dachverband Tanz Deutschland (DTD) als neuen Träger. In vielen Gesprächen gründete das Trio aus Puttke, Tanzhaus NRW-Gründer Bertram Müller (beide DTD-Vorstände) und DTD-Geschäftsführer Michael Freundt eine finanzielle und kulturpolitische Partnerschaft mit dem Kulturstaatsministerium, dem Land Nordrhein-Westfalen und der Stadt Essen.

Preise für aktuelle Interpretation und Inszenierung

„Es war notwendig, den Tanzpreis upzudaten. Er war so nicht mehr lebensfähig“, sagt Puttke. „Jetzt bildet er die Vielfalt und das hohe Niveau der veränderten deutschen Tanzlandschaft ab. Mit einer Dotierung, Kuratorium und Jury hat er einen vergleichbaren Rang mit anderen wichtigen Kunstpreisen und ist nicht mehr nur ein lokales Ereignis.“ Ein weiteres Novum: Künstler aus der freien Szene sollen gleichberechtigt neben etablierten Häusern berücksichtigt werden. Puttke: „Der Preis ist hervorragend dafür geeignet, beide Player einander näherzubringen.“ Ausgezeichnet werden künftig ein Hauptträger für sein Lebenswerk oder eine herausragende Leistung sowie zwei weitere Künstler jeweils für eine aktuelle Interpretation und eine aktuelle Inszenierung. Die Gala zur Verleihung wird weiterhin im Aalto-Theater in Essen gefeiert. Dort wird der erste Deutsche Tanzpreis 2.0 am 22. September überreicht. Schirmherr bleibt Ex-Bundestagspräsident Norbert Lammert.