In ihrem neuen Dienstzimmer will Evelyn Weis Ansprechpartnerin für die Menschen vor Ort sein. Foto: Rüdiger Ott

Evelyn Weis ist die Nachfolgerin von Jürgen Lohmann, der nach 27 Jahren das Möhringer Rathaus verlässt. Im Interview erzählt Weis, wie groß die Fußspuren sind, die ihr Vorgänger hinterlässt.

Möhringen - Fünf Jahre lang war sie die Stellvertreterin von Jürgen Lohmann, der sich vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet. Nun ist Evelyn Weis Bezirksvorsteherin, leitet das Möhringer Rathaus und ist das Sprachrohr der Menschen ins Stuttgarter Rathaus. Ihr Vorgänger hinterlässt große Fußspuren. Sie hat Respekt vor der Aufgabe, freut sich aber auch darauf.

Frau Weis, seit heute sind Sie ganz offiziell die neue Bezirksvorsteherin von Möhringen. Seit Mitte Mai sind sie quasi schon inoffiziell die Chefin im Haus gewesen, auch wenn Herr Lohmann immer mal wieder da war. Wie fühlt sich das an?
Momentan anstrengend. Ich hatte ja in letzter Zeit auch noch die alte Stelle im Bereich der sozialen Leistungen. Aber ich finde es gut und ich freu mich auf die neuen Aufgaben und auf das, was auf mich zukommt.
Was können die Bürger von Ihnen erwarten?
Auf jeden Fall Verlässlichkeit. Dass ich da bin für die Bürger, wenn sie Fragen haben. Für Anregungen bin ich offen. Input ist willkommen. Und wir praktizieren hier schon immer das offene Rathaus, das heißt, dass wir auch außerhalb der Öffnungszeiten für die Bürger da sind. Ein Ansprechpartner ist immer da, und es ist mir wichtig, dass das fortgeführt wird.
Die Fußstapfen, die Ihr Vorgänger hinterlässt, sind recht groß.
Ja, schon.
Wie gehen Sie damit um?
Ich weiß, dass sie riesengroß sind. Aber mir hat mal jemand gesagt, ich bin ja bisher auch gelaufen. Ich denke, ich werde einiges anders machen. Das merkt man dann vielleicht nach einem Jahr. Aber jetzt will ich erst einmal beibehalten, was Herr Lohmann aufgebaut hat. Er hat viel initiiert, und ich will versuchen, den Ansprüchen gerecht zu werden.
Verzeihen Sie die direkte Frage. Aber warum haben Sie sich überhaupt beworben?
Mich reizt der Stadtbezirk. Möhringen ist ja doch noch irgendwie ländlich geprägt, hier ist es fast schon wie in einem Dorf. Dann gibt es aber auch den Gegensatz, den Synergiepark zum Beispiel. Es gibt das bürgerschaftliche Engagement, die Vereine, das Leben. Auf den Punkt gebracht: Das ist einfach ein schöner Stadtbezirk.
Sie haben jetzt ein neues Büro, einen Stock höher. Werden Sie da gleich etwas Neues machen? Streichen Sie vielleicht die Wände?
Die Wände sind tatsächlich schon neu gestrichen – seit vorgestern. Das war aber noch von Herr Lohmann veranlasst. Und die Wände haben die gleiche Farbe wie bisher. Die Umdekoration des Raumes ist jetzt auch erst einmal zweitrangig. Wichtig ist, dass ich reinkomme in den Job. Und das wird auch von mir erwartet, da ich bislang schon die stellvertretende Bezirksvorsteherin war. Es soll nahtlos weitergehen.
Mit Sachthemen kann man Sie nicht aufs Eis locken, sie sind ja schon eine Weile in Möhringen.
Fünf Jahren lang war ich die Stellvertreterin. Und ich war immer in die Themen eingebunden, die wichtig für den Stadtbezirk sind.
Was sind aus Ihrer Sicht die drängendsten Probleme in Möhringen?
Der Verkehr. Das spürt man überall. Wenn es irgendwo auf der Autobahn stockt, ist hier alles zu.
Wie steht es da als Bezirksvorsteherin um ihre Einflussmöglichkeiten?
Die sind begrenzt. Aber wir können nachhaltig über den Bezirksbeirat Veränderungen einfordern. Es geht darum, Ideen anzustoßen, dran zu bleiben und so Erfolge zu erzielen. Zum Beispiel erhoffen wir uns durch den Anschluss an die Verkehrsleitzentrale Entlastung. Überall, wo das schon geschehen ist, kann man auf den Verkehr einwirken.
Bezirksvorsteher haben keinen 40-Stunden-Job. Sie wissen, worauf Sie sich einlassen?
Bevor ich mich beworben habe, habe ich mir das genau überlegt. Herr Lohmann hatte vergangenes Jahr 30 bis 35 Wochenendtermine, von den Abendterminen ganz zu schweigen. Ich habe mich gefragt: Will ich das? Und ja, ich will das. Das ist ja auch das spannende an diesem Beruf.
Heute ist also ihr erster Tag in diesem Beruf. Gibt es da einen offiziellen Akt?
Nein, heute nicht. Wir, das heißt Herr Lohmann und ich, haben die Schlüssel ausgetauscht. Die offizielle Amtseinführung ist am 4. Juli, abends um 18 Uhr im Bürgerhaus. Das ging terminlich nicht anders.
Sind Sie nervös?
Wegen heute oder wegen dem 4. Juli? Nee, also nervös bin ich natürlich, klar. Das ist eine neue Aufgabe, ich habe da eine Verantwortung. Ich leite dann ja auch die Sitzung des Bezirksbeirats und bereite diese vor. Das hab ich bislang nicht gemacht. Da habe ich einerseits Respekt. Aber ich freue mich auch.
Herr Lohmann war 27 Jahre lang der Bezirksvorsteher von Möhringen. Wo sind Sie in 27 Jahren?
Mit Sicherheit in Rente. Ich bin jetzt 45 Jahre alt. Und da kann man sich das ja ausrechnen. Den Rekord werde ich nicht knacken können.