Der Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle (links) bedankt sich bei Jürgen Lohmann und dessen Frau Ingrid. Foto: Rüdiger Ott

Mit einem Festakt wurde der Möhringer Bezirksvorsteher Jürgen Lohmann nach mehr als 26 Jahren im Amt offiziell verabschiedet. Tatsächlich bleibt er aber noch ein Weilchen vor Ort.

Möhringen - Er hat ja immer darauf geachtet, dass Privates privat bleibt. Aber nach so vielen Jahren, in denen er der Bezirksvorsteher Möhringens war, sind dann doch Jürgen Lohmanns Hobbys durchgesickert. So liebt er das Kochen, und wenn er abends nach Hause kommt, entspannt er sich beim Zwiebelschneiden. Da passte das eine Geschenk, das er von der Stuttgarter Rathausspitze in Form von Verwaltungsbürgermeister Werner Wölfle zum Abschied bekam: ein Kochbuch samt Restaurant-Gutschein. Und Gärtnern ist sein Ding ebenfalls. Deshalb hatten die Lokalpolitiker des Möhringer Bezirksbeirats zusammengelegt, um ihm ein Hochbeet zu kaufen. Die dort angepflanzten Kräuter können dann auch gleich im Kochtopf landen.

Einen Festakt, um ihn zu würdigen, das wollte Lohmann eigentlich nicht. Aber damit konnte er bei Wölfle, seinem Vorgesetzten, nicht durchdringen, nach mehr als 26 Jahren im Amt. Also lud der scheidende Bezirksvorsteher am Montagabend, 9. Mai, in das Möhringer Bürgerhaus. Und seiner Einladung folgten mehr als 150 Menschen. Zugegen waren viele Stadträte, gefühlt mehr Amtsleiter, als es überhaupt Ämter in Stuttgart gibt, ehemalige Bürgermeister, Landtagsabgeordnete, Schulleiter, Vereinsvorsitzende, Vertreter der Wirtschaft und der Polizei, Mitarbeiter der Möhringer Bezirksverwaltung und, und, und.

Kein Bezirksvorsteher war so lange im Amt

„Noch nie hat es in Stuttgart einen Bezirksvorsteher gegeben, der so lange im Amt war, wie Sie“, sagte Wölfle und hob damit noch einmal den Grund für den Festakt hervor. Seit 1989 war Lohmann im Möhringer Rathaus tätig, formal als Verwaltungsmitarbeiter im gehobenen Dienst, tatsächlich als Schultes. So sah das auch der evangelische Pfarrer Ernst-Martin Lieb, der in seiner Dankesrede eben diesen Punkt ansprach: „Nichts gegen Sie, Herr Wölfle, aber er war schon unser Bürgermeister.“

Wie er das geschafft hat? „Sie waren stets nah an den Menschen“, sagte Dieter Bernhardt, der als dienstältester Lokalpolitiker für den Möhringer Bezirksbeirat sprach. Lohmann verfüge über eine „offene und freundliche Art“, ihm liege an einer guten Zusammenarbeit und „einem fairen Miteinander“, egal, welche Auffassung der jeweils andere vertrete.

„Das hat mir bis heute Spaß gemacht“, sagte Lohmann und erzählte eine Anekdote nach der anderen. Wie Obama, der kürzlich bei seinem letzten Presseempfang aus Jux das Mikrofon auf den Boden warf, werde er es aber nicht machen. „Immerhin weiß ich, was das Teil kostet“, sagte er. Und sollte er in seiner Dankesrede „jemanden vergessen haben, schreiben Sie es meinem Alter zu“.

Der offizielle Akt bleibt vorerst folgenlos. Und das nicht nur, weil Wölfle vergessen hatte, eine entsprechende Urkunde mitzubringen, die eigentlich vor Ort hätte unterschrieben werden müssen. Lohmann wird am Mittwoch, 11. Mai, noch zum letzten Mal eine Bezirksbeiratssitzung leiten, ehe er ein paar Resttage frei nimmt. Seine Nachfolgerin Evelyn Weis tritt das Amt zum 1. Juni an.