Natürlich kommt auch das berühmte Badewannen-Wortgefecht zwischen den ehrenkäsigen Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheid in „Loriots dramatische Werke“ vor. Im Bild: Gideon Rapp (links) und Marius Hubel. Foto:  

Die Stuttgarter Regisseurin Catja Baumann inszeniert in der Komödie im Marquardt Loriots Sketche – und die zünden noch immer prächtig.

Man ist im Marquardt von Anfang an in Loriots Welt. Magdalena Flade mit Schluppenbluse bekommt das bravourös hin, indem sie eine britische Krimiserie zusammenfasst. Ihr Text besteht fast nur aus Namen, und das „th“ spricht sie derart affig überpräzise aus, dass man schon nach wenigen Sekunden wohlig lachen muss.

Szenen für die Paartherapie

So hebt der Reigen von Szenen Vicco von Bülows alias Loriot an, die Catja Baumann jetzt „Unter dem Titel „Loriots dramatische Werke“ in der Komödie im Marquardt inszeniert hat. Darunter sind so bekannte Szenen wie die mit der hartnäckig im Gesicht klebenden Nudel, das Badewannen-Wortgefecht zwischen den ehrenkäsigen Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheid und der Sketch mit dem sich hoffnungslos verhaspelnden Rentner Erwin Lindemann. Auf der Bühne steht das berühmte Sofa Loriots, auf dem immer wieder Ehepaare maulig nebeneinander sitzen, etwa Maja Müller und Marius Hubel. Die beiden scheinen sich partout missverstehen zu wollen. Andere Paare vollführen ein Vorwurfs-Pingpong über die Kochzeit des Frühstückseis. Misslingende Kommunikation ist ein großes Thema Loriots, und er konkretisiert es derart präzise, das seine Szenen ohne weiteres als Schulungsmaterial für die Ausbildung von Paartherapeuten oder Kommunikationswissenschaftlern dienen könnte. Es gibt tatsächlich einen Sketch über Eheberatung, und der ist in einer traumhaften Mixtur zugleich scharfsinnig und herrlich blöd.

Nostalgie lässt grüßen

Catja Baumann gelingt es, die gut zwanzig Szenen in einem bruchlosen Ablauf zu inszenieren, und Tonfall und Körpersprache ihrer fünf Darsteller sind stets stimmig und genau, nie überzogen. Köstlich agiert Rupert Hausner als Kellner, Gideon Rapp mimt gekonnt Marcel-Reich Ranicki, und nett seltsam ist es, wie Maja Müller sich über die Seitenlehne des ehelichen Sofas schwingt. Ein Glanzstück heißt „Liebe im Büro“. Chef und Sekretärin bieten Akrobatik auf dem Schreibtischsessel. Kann man das in MeToo-Zeiten noch sehen? Ja, schon, denn peinlich ist nur der Mann. Neben den sich beharkenden Ehepaaren ist die Präsentation von Alltagstypen ein roter Faden des Abends. Da gibt es den Rechthaber, den Verklemmten, den Umständlichen oder den Entscheidungsschwachen. Wenn wir über sie lachen, lachen wir im Grunde über uns selbst, ohne es zu merken. Loriots Satire entfaltet sich hart an der Realität, deren schonungslose Darstellung gerade durch seine Komik aushaltbar ist.

Ein wenig historisch, ohne angestaubt zu sein, wirken die Szenen aus den 70er Jahren schon, von Tom Grashoff (Ausstattung) sehr sorgfältig mit stimmigen Kostümen wie Trenchcoat und Stoffhütchen ausgestattet. Dennoch kann man Loriots Pointen attestieren, dass sie auch heute noch fabelhaft funktionieren. Im Marquardt wird viel gelacht, etwa über „Holleri-du-Dödel-di“. So tönt’s in der Jodelschule.

Termine Vorstellungen bis 12. Mai