Im Leonardsviertel will die Stadt Bordelle schließen Foto: Peter Petsch

Die Stadt verschärft ihre Maßnahmen, um illegale Sexarbeit in der Altstadt einzudämmen: Anwohner und Soziarbeiter begrüßen, dass Freier direkt verwarnt werden sollen. Die SPD übt auch Kritik: Das Leid der Prostituierten verlagere sich nur örtlich.

Stuttgart - Das Vorhaben der Stadtverwaltung, künftig verstärkt gegen die Prostitution im Leonardsviertel vorzugehen, ruft überwiegend positive Resonanz hervor.

„Vor allem die Idee, Freier direkt anzusprechen, halte ich für sinnvoll“, sagt Sabine Constabel, Leiterin des Cafés La Strada, der Anlaufstelle für Prostituierte im Viertel. So schaffe man ein Bewusstsein bei den Freiern, das den meisten fehle. „Prostitution darf nicht mit einem positiven Wellness-Angebot für den Mann verglichen werden, sondern es ist ein Geschäft mit vielen Schattenseiten“, sagt Constabel. Daher sei es sinnvoll, dass die Stadt nun ihr sogenanntes „Konzept zur Verbesserung der Situation von Prostituierten“ vorlegt, dessen Schwerpunkt auf dem Leonardsviertel liegt.

Stadt will Hälfte der 14 Bordelle im Leonardsviertel schließen

OB Fritz Kuhn (Grüne) hatte am Donnerstag umrissen, wie die Stadt gegen Zuhälter, Freier und Nutznießer illegaler Sexarbeit vorgehen will. Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) kündigte an, die Hälfte der bestehenden 14 Bordelle im Kiez schließen zu wollen.

Die SPD-Fraktion übt jedoch auch Kritik an dem Vorstoß, die Prostituierten aus dem Bezirk zu verbannen. „Durch den Verdrängungseffekt ist davon auszugehen, dass sich der Leid der Prostituierten nur örtlich verlagern wird“, sagte SPD-Stadträtin Judith Vowinkel. Ihre Parteikollegin, die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Maria Hackl, sagte: „Wir als SPD vermissen neue Ansätze sowie konkrete Angaben, wie denn nun die Verbesserungen zugunsten der Prostituierten aussehen sollen.“

Bußgelder gegen Freier zeigen Wirkung

Einen konkreten Vorstoß lobt Sebastian Erdle, der im Frühjahr mit einer Unterschriften Aktion die Stadt zum Handeln bewegen wollte. „Sehr effektiv ist die Erhöhung der Bußgelder“, meint Erdle. Das Ansprechen von Prostituierten auf offener Straße ist generell untersagt (180 Euro beim ersten Ansprechen, 500 beim dritten). Seit Ende der Siebziger Jahre gilt in Stuttgart eine Sperrbezirksverordnung für die ganze Innenstadt, die es verbietet, dass Prostituierte ihre Dienstleistungen auf offener Straße anbieten.

„Ich denke es wäre sinnvoll, das Bußgeld noch einmal zu erhöhen“, sagt Sebastian Erdle. Denn die letzte Erhöhung zeige seiner Beobachtung nach bereits Wirkung. „Seither ist die Situation im Kiez schon etwas besser geworden.“

Die Sozialarbeiterin Sabine Constabel kämpft für mehr Sensibilität für die Gefahren der Prostitution, für Männer wie Frauen. „Wir dürfen das Thema nicht weiter banalisieren. Das Geschäft, ob legal oder illegal, birgt zahlreiche Risiken. Nicht zuletzt für Ehen oder für die Gesundheit.“