Monika Majer, hier mit einem Modell des Mahnmals, ist optimistisch. „Der Termin am Volkstrauertag steht“, verspricht die Künstlerin. Foto: Rudel

Den vielen Kriegerdenkmalen will die Stadt Kirchheim ein Mahnmal für zivile Opfer des Dritten Reiches entgegen stellen. Doch mit der Finanzierung des Projekts klemmt es.

Kirchheim - Mit einem Mahnmal will die Stadt Kirchheim der zivilen Opfer gedenken, die die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten in Kirchheim gefordert hat. Die Bildhauerin Monika Majer hat dazu eine filigrane Installation entworfen, deren Spruchbänder erst durch die Beteiligung der Bevölkerung zum Leben erweckt werden sollen. Noch aber fehlen dem Mahnmal, das bis zum Volkstrauertag auf dem Alten Friedhof in Kirchheim stehen soll, die Worte.

Die Sätze, die das Elend von Behinderten, Zigeunern, Zwangsarbeitern, Kommunisten und Homosexuellen in Worte fassen, finden keine Abnehmer. Die Sprachlosigkeit hat offensichtlich auch die Kirchheimer Stadtverwaltung erfasst. „Wir sind etwas verunsichert. Wir wissen gar nicht mehr, wer bei der Stadt für das Mahnmal zuständig ist“, sagt Fritz Heinzelmann vom Verschönerungsverein Kirchheim.

Warten auf die Spendenbescheinigung

Der Verschönerungsverein ist, neben der Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und Jugendlichen aus dem Mehrgenerationenhaus Linde, eine der treibenden Kräfte der Aktion. „Wir haben seit Wochen keine Rückmeldung mehr aus dem Rathaus bekommen. Nicht einmal eine Spendenbescheinigung ist uns bisher zugeschickt worden“, klagt Heinzelmann. Immerhin hatte der Verein den Satz „Gleich nach meiner Geburt in Auschwitz wurde mir eine KZ-Nummer eintätowiert – dann wurde ich ermordet“ finanziert – mit einem Unkostenbeitrag von 13 Euro pro Buchstaben aus hochwertigem Edelstahl.

Mit dieser und anderen Spenden für die Spruchbänder, die Kirchheimer Schicksale wie „Ich bin auf der Flucht aus dem Osten im Mai 1945 zu Tode vergewaltigt worden“, „Wegen meiner Behinderung hat man mich in Grafeneck vergast“ oder „Wir Zigeuner wurden als sogenannte Gefahr für die deutsche Rasse aus Kirchheim zwangsdeportiert und im KZ ermordet“ aufgreifen, sollte das 43 000 Euro teure Kunstwerk zur Hälfte finanziert werden. Die 50-Prozent-Hürde hatte der Kirchheimer Gemeinderat errichtet, bevor er seinen finanziellen Segen zu dem Projekt gegeben hat.

Die Künstlerin will im August mit dem Bau beginnen

Jetzt, fünf Monate nach der offiziellen Vorstellung des Projekts und dem damit einhergehenden Spendenaufruf der Oberbürgermeisterin, sind gerade mal zwei der 21 Sätze finanziert. Wer sich auch immer an der Startlinie zu dem von Joachim Brüser, dem Abteilungsleiter Kultur in der Stadtverwaltung Kirchheim ausgerufen Spendenmarathon aufgestellt hatte – ihm ist inzwischen der Kompass abhanden gekommen. Nicht nur Heinzelmann hat das Gefühl, dass nach dem Abgang Brüsers, dessen Schreibtisch inzwischen im Stuttgarter Staatsministerium steht, sich im Rathaus niemand für spendenwillige Bürger zuständig sieht.

Die Irrungen und Wirrungen haben nach Einschätzung der Künstlerin, Monika Majer, keinen Einfluss auf den Terminplan. „Ich werde im August mit dem Bau des Mahnmals beginnen“, sagt sie. Der geplante Einweihungstermin, der Volkstrauertag 2017, werde ungeachtet der offenen Finanzierung eingehalten.