Das herausgeputzte Feldhäusle bei der Kirchheimer Hahnweide. Auf der neuen Ruhebank in der Mitte der neue Vereinschef Philipp Reuff, flankiert von seinen Stellvertretern Dirk Kreiser (links) und Christoph Miller, rechts der Ex-Vorsitzende Fritz Heinzelmann Foto: Horst Rudel

Den Kirchheimer Verschönerungsverein gibt es schon seit 153 Jahren. Jetzt hat er mit Philipp Reuff einen neuen Vorsitzenden. Er folgt Fritz Heinzelmann nach.

Kirchheim - In seiner nunmehr 153-jährigen Geschichte hat der Kirchheimer Verschönerungsverein viele Wegmarken gesetzt. Das ist ganz wörtlich zu nehmen und gilt sowohl für die praktische Erschließung von Naturschönheiten, als auch die Dokumentation und Pflege historischer, kunsthistorischer und generell kultureller Zeugnisse im Stadtbild. Im Falle des Vereins kommt noch die Besonderheit hinzu, dass unter seiner Regie anno 1889 der Teckturm in seiner ursprünglichen Form mit Umgang und Gaubenspitze errichtet wurde; das heutige Bild geht auf den Schwäbischen Albverein zurück.

Bei all diesen Meriten darf also ein größeres Interesse vorausgesetzt werden, wenn sich Änderungen an der Vereinsspitze ergeben – zumal bei Ämterübergaben auch stets persönliche Verdienste rekapituliert werden. Und so nahmen beim Stabwechsel des Vereinsvorsitzes von Fritz Heinzelmann auf Philipp Reuff die Leistungen Heinzelmanns einen breiten Raum ein.

Der Verein stand kurz vor der Auflösung

Mit seinem Vereinseintritt vor neun Jahren war der gelernte Gymnasiallehrer auch gleich zum Vorsitzenden gewählt worden. Das war auch bitter nötig, denn, so weiß Nachfolger Reuff aus den Akten: „Der Verein stand damals kurz vor der Auflösung!“ Heinzelmann aber schien der richtige Mann, um den Niedergang aufzuhalten. Er war zuvor nicht nur 13 Jahre lang Vorsitzender der Regionalgruppe im Schwäbischen Heimatbund (SHB), sondern hatte sich auch in seiner strikten (und qua Bürgerentscheid letztlich auch erfolgreichen) Ablehnung einer Überbauung des Alten Friedhofs einen Namen gemacht. Der 72-Jährige bleibt dem Verein indes auch weiterhin als Kassier erhalten – eine Funktion, die er von dem langjährigen Vorstandsmitglied Sybille Köber übernommen hat. Und noch eine Personalie sticht heraus: Mit Wolfgang Znaimer, dem seitherigen stellvertretenden Vorsitzenden, hat der Verein jetzt einen Ehrenvorsitzenden; der Titel wurde ihm wegen seines vielseitigen künstlerischen Engagements verliehen.

Der neue Mann an der Spitze des Traditionsvereins stammt aus Neuhausen auf den Fildern, ist 42 Jahre alt, von Haus aus Jurist und arbeitet als Referent im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium. Beim Verschönerungsverein ist er seit anderthalb Jahren. Reuff war in „koordinierender Funktion“, wie er sagt, in der Bürgerinitiative „Pro Kirchheim“ aktiv, die sich gegen die mittlerweile gestorbenen Windkraftpläne beim Schafhof wehrte.

Das alte Feldhäusle wurde gerettet

Als Vereinschef sieht der 42-Jährige die bisherige breite Palette aus pflegerischen Daueraufgaben und Einzelprojekten auch als Richtschnur für die Zukunft. Was die größeren Einzelvorhaben angeht, so fällt die Bilanz bei zwei Punkten gemischt aus: Dank Eigeninitiative und etlicher Sponsoren hat man die Rettung eines etwa 300 Jahre alten Feldhäusles bei der Hahnweide erfolgreich abschließen können – und dafür 2016 von Heimatbund und Landes- Sparkassenverband einen Sonderpreis für Kleindenkmale erhalten. Dagegen treten die Bemühungen des Vereins auf der Stelle, im Jesinger Hasenhölzle zwei Abschussrampen der „Natter“ genannten weltweit ersten bemannten Rakete aus dem Zweiten Weltkrieg dauerhaft zu sichern und zu dokumentieren. Eine dritte Rampe war der ICE-Trasse nach Ulm gänzlich im Weg.

Als besonderes Anliegen schwebt Philipp Reuff vor, ausgewählte Punkte und Bereiche in Kirchheim und Umgebung mit Infotafeln zu versehen. Als Beispiele nennt er hochrangige Vogelschutzgebiete, Panoramaansichten vom Kirchheim-Uracher Vulkangebiet oder einen Hinweis auf den Aufenthalt von Hermann Hesse anno 1899 im ehemaligen Gasthaus „Krone“.