In Untersuchungshaft gibt es bisher für Asylbewerber häufig mehr Taschengeld als für Sozialhilfeempfänger Foto: dpa

Wer in Untersuchungshaft sitzt und kein Geld hat, bekommt eine Unterstützung. Die darf bei Asylbewerbern auf keinen Fall drei Mal so hoch sein wie bei Sozialhilfeempfängern, meint unser Kommentator.

Stuttgart - Die Flüchtlingskrise beherrscht die öffentlichen Diskussionen. Nicht zuletzt hat sie am vergangenen Sonntag auch das Ergebnis bei den Landtagswahlen erheblich beeinflusst. Viele Menschen fürchten, dass die Leute, die nach Deutschland strömen, ihnen etwas wegnehmen könnten. Und immer wieder werden Vorwürfe laut, der Staat kümmere sich besser um die Neuankömmlinge als um die eigenen Bürger, die auf ihn angewiesen sind, weil sie arm oder in einer anderen Schieflage sind.

In den meisten Fällen sind solche Ängste irrational und unbegründet. Umso schlimmer, wenn dann plötzlich doch Vorkommnisse auftauchen, die genau diese Sicht unterstützen. So wie bei den Untersuchungsgefangenen. Dass Asylbewerber unter ihnen häufig deutlich mehr Taschengeld bekommen als alle anderen Finanzschwachen hinter Gittern, ist Wasser auf die Mühlen all jener, die die Flüchtlinge kritisch sehen. Zuvorderst jedoch ist dieses Vorgehen einfach unsinnig und ungerecht. Der eine erhält bis zu 145 Euro im Monat, der andere zwischen 40 und 50. Eine inhaltliche Begründung dafür gibt es nicht.

Dieser Zustand muss schleunigst beendet werden. Es ist gut, wenn das Land ankündigt, das geschehe demnächst. Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, warum die Ungleichheit erst Anfang 2015 entdeckt worden ist. Und warum es über ein Jahr dauert, bis die überfälligen Schritte umgesetzt werden. Auch wenn niemand offiziell erfasst, wie viele Asylbewerber seither in Untersuchungshaft gesessen sind und profitiert haben: Jeder Euro war zu viel. Schließlich geht es um Steuergeld.

j.bock@stn.zgs.de