Ganz verschieden, völlig bunt, total gemischt! Stuttgart ist Vielfalt statt Einfalt, denn in dieser Stadt leben Stuttgarter aus aller Welt. Und genau diese Menschen – reingeschmeckte Stuttgarter, Stuttgarter mit Migrationshintergrund, aber auch alteingesessene Stuttgarter – erzählen fortan in den Stuttgarter Nachrichten ihre Allerwelts- und Alltagsgeschichten. In einer Kolumne mit dem Titel „So ist S“. Foto: Yann Lange

Unsere Kolumnenschreiber diskutieren über Stuttgarter und deren Umgang mit Flüchtlingen.

Ganz verschieden, völlig bunt, total gemischt! Stuttgart ist Vielfalt statt Einfalt, denn in dieser Stadt leben Stuttgarter aus aller Welt. Und genau diese Menschen – reingeschmeckte Stuttgarter, Stuttgarter mit Migrationshintergrund, aber auch alteingesessene Stuttgarter – erzählen fortan in den Stuttgarter Nachrichten ihre Allerwelts- und Alltagsgeschichten. In einer Kolumne mit dem Titel „So ist S“.

Stuttgart - Vielfalt statt Einfalt: In dieser Stadt leben Stuttgarter aus aller Welt. Ja, so ist S, so ist Stuttgart! Doch Lars Becker schreibt in der Facebook-Gruppe: „So ist Stuttgart leider auch!“ und gibt den Link zu einer Internetseite der Stuttgarter Nachrichten an. In dem Artikel „Anwohner protestieren gegen Flüchtlingsheim“ berichtet unser Kollege Michael Isenberg darüber, dass der Gemeinderat im Februar beschließen wird, wo in Feuerbach von der zweiten Jahreshälfte an bis zu 200 Flüchtlinge untergebracht werden. „Sollte die Wahl auf den Standort Hattenbühl fallen, muss sich die Stadt auf massiven Widerstand einstellen“, schreibt Isenberg. Denn eine Anwohner-Gruppe warnt bereits vor „Konflikten“ zwischen Flüchtlingen und Nachbarschaft; sie befürchtet die „Ghettoisierung“ des idyllisch am Ortsrand gelegenen, bürgerlichen Wohngebiets.

Yasmin El-Hakim beschreibt ihre eigenen Erfahrungen: „Hier in Stuttgart-Rohr gibt es das gleiche Problem. Im alten Diakonissenheim wurden Flüchtlinge untergebracht, und die Aufregung und Ablehnung in der Nachbarschaft ist groß. Einerseits kann ich die Sorgen der Anwohner teilweise verstehen, schließlich macht alles Fremde Angst, und Menschen die nie Schlimmes erlebt haben, können sich nur schwer in die Situation der Flüchtlinge versetzten. Die sind einfach nur lästige Störenfriede. Einfacher wäre es, wenn die Anwohner die Flüchtlinge besuchen und willkommen heißen und ihnen hin und wieder in den Dingen des täglichen Lebens beistehen würden – und sei es nur eine Fahrkarte vom Automat zu lösen oder einfache deutsche Begriffe beizubringen. Das könnte jeder tun. Oder die Kinder miteinander spielen lassen, das wäre so wichtig. Aber wenn die Anwohner sich ablehnend verschanzen, wie sollen die Flüchtlinge sich hier einleben? Ein gewisses Maß an Wohlwollen der Einheimischen ist unumgänglich, um hier Fuß fassen zu können. Es macht sehr traurig, dass Fremde immer erst mal ausgeschlossen werden, dabei ginge es uns woanders doch genauso, oder?“

Für den Slam-Poet Nikita Gorbunov ist das „ein sehr trauriger Dualismus“. Den er auch sehr differenziert beschreibt: „ Auf der einen Seite die irrationale Angst und Dummheit, aus der dann Hass und Rassismus wird. Auf der anderen Seite unerfüllbare Ideale und törichte Sozial-Romantik. Zwischen diesen beiden Polen oszilliert die Europäische Flüchtlingspolitik.

Wichtig ist, dass keine der beiden Positionen die Oberhand gewinnt, glaube ich. Es muss eine Balance geben. Wir müssen nicht an jeder Flüchtlingsunterkunft einen Mob dulden. Wir müssen gleichzeitig die Sorgen der Leute unbedingt ernst nehmen. Nicht alle Vorbehalte sind unbegründet, leider. Das kann die Politik nicht wirklich thematisieren, aber die Leute sind ja nicht blöd, nicht wahr?

Im gleichen Maße wie Flüchtlinge aus Krisengebieten auf Ablehnung stoßen, erfahren Migranten aus Ost- und Südeuropa (vor allem Spanier und Polen) eine recht neue, selbstverständliche Akzeptanz (über die sich meine Mutter gefreut hätte). Vielleicht wäre es schlauer, die Leute Familienweise in normalen Wohnungen unterzubringen? Vielleicht sollte das gleiche Geld besser in gescheite Entwicklungshilfe fließen (kein Wirtschaftsimperialismus) als in die Grenzsicherung und Versorgung der Ankommenden? Wäre das nicht effektiver?“

Wie mache ich mit: Hier gelangen Sie zur Facebook- Gruppe „So ist S!“. Oder kontaktieren Sie uns per E-Mail: flair@stn.zgs.de, oder per Brief: Stuttgarter Nachrichten, Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart.