René Götz organisiert mit Nachbarschaften zusammen Hofflohmärkte. Foto: Simon Malik Photography

René Götz, der Initiator der Hofflohmärkte in Fellbach und anderen Städten,erklärt, was die Nachbarschaft-Aktion von klassischen Flohmärkten unterscheidet. Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Am Samstag, 29. Juli, finden in Fellbach Hofflohmärkte an verschiedenen Adressen in der Stadt statt. Der Initiator René Götz erklärt, was das Konzept der Hofflohmärkte, die auch in anderen Städten organisiert werden, ausmacht.

Herr Götz, was ist das Entscheidende an diesem Konzept?

Die Hofflohmärkte stehen für Nachbarschaft, Nachhaltigkeit und Viertelliebe. Hausanwohner und Hausanwohnerinnen verkaufen im eigenen Viertel, und die ganze Nachbarschaft kann mitmachen. Man lernt durch die Idee seine Nachbarschaft besser kennen und verkauft bequem im eigenen Hof, Garten oder der Garagen-Einfahrt in direkter Nähe des Wohnorts. Außerdem gibt man alten Lieblingsstücken durch den Verkauf ein neues Zuhause, statt diese vielleicht wegzuwerfen. Die Weitergabe und der Verkauf sind ein wichtiger Teil für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Was unterscheidet die Hofflohmärkte von anderen Flohmärkten?

Hofflohmärkte sind sehr persönlich, da man Besucher und die Trödel-Community auf seinen Privatgrund „einlädt“. Oft lernen sich durch die Idee die direkten Nachbarn kennen, da man mit Menschen aus dem Nachbarhaus gut ins Gespräch kommt. Durch die Hofflohmärkte sind viele Hausgemeinschaften und Straßen besser zusammengewachsen. Zudem ist es eine schöne Plattform – in echt und nicht vor dem Monitor.

Viele größere Städte wie München oder Stuttgart sind dabei. Wie kam die Aktion in eine kleinere Stadt wie Fellbach?

Unsere Serie der Hofflohmärkte gibt es in München seit über 15 Jahren. Bereits als kleiner Junge haben mich meine Eltern auf Flohmärkte mitgenommen, somit bin ich mit der Trödel-Idee aufgewachsen. In Stuttgart wünschten sich Freunde, Bekannte und Nachbarn die Hofflohmärkte, und somit traute ich mich, 2015 das gemeinschaftlich in andere Städte via www.hofflohmaerkte.de zu bringen. Fellbach liegt direkt neben Stuttgart, da hat die „Flüsterpost“ aus der Nachbarschaft gut funktioniert.

Wie viele Anwohner sind angemeldet?

In Fellbach sind rund 20 Höfe angemeldet, und einige liegen auf einer schönen, entspannten Trödel-Tour. Den Tourplan gibt es auf www.hofflohmaerkte-stuttgart.de.

Wie viele Höfe müssen es mindestens bei solch einer Aktion sein?

Bislang haben wir keine Mindestanzahl an Höfen benannt, da wir das Projekt in so vielen Nachbarschaften wie möglich bringen wollten. In den vergangenen Jahren hatten wir auch tolle Hofflohmärkte mit nur fünf Höfen, weil die Nachbarschaft richtig Lust auf das Projekt hatte. Da ging es auch weniger um den Umsatz, sondern mehr um das gemeinschaftliche Zusammenspiel. Seit diesem Sommer werden wir allerdings eine „in etwa“ Mindestanzahl von 30 Höfen pro Termin festsetzen. Wir haben gemerkt, dass es damit schon sehr gut funktioniert. Einige kennen die Hofflohmärkte auch aus anderen Städten mit mehr als 200 Höfen, und das ist natürlich auch ein ganz anderes Erlebnis im Viertel. Doch das braucht natürlich auch viele Jahre für eine gute Entwicklung.

Welche Idee der Nachhaltigkeit steckt eigentlich dahinter?

Alte Lieblingsstücke lieber verkaufen oder verschenken, als diese wegzuwerfen. Wir finden, dass es besser ist, einen großen Teil von Waren im Kreislauf zu behalten, als diese oftmals schönen Sachen wieder zu vernichten. Neben dem Verkauf bieten viele Höfe auch eine kleine „Zu verschenken“- Box im Hof an. Viele Besucher und Besucherinnen sind da sehr dankbar über Praktisches, Nützliches und Schönes aus dieser Box. Was man selbst nicht mehr benötigt, ist für jemand anderen vielleicht gut und schön.

In welcher Stadt fand die Aktion bisher am meisten statt, wer ist bisheriger Spitzenreiter?

München und Köln sind unsere Spitzenreiter. In München hatten die Samstage im Juli regelmäßig mehr als 200 Höfe in unterschiedlichen Vierteln. In Köln sind die Samstage im September mit über 200 Höfen die Lieblingstermine der Trödel-Community. Wobei natürlich auch Stuttgart-West, das Frankfurter Nordend, Mannheim-Feudenheim oder Mainz-Gonsenheim sehr beliebt sind. Neuere Städte wie Heidelberg, Speyer, Krefeld oder Bergisch Gladbach steigern sich auch von Jahr zu Jahr.

Was ist aus Ihrer Erfahrung wichtig, dass der Hofflohmarkt erfolgreich ist?

Ich sehe die Hofflohmärkte als gemeinschaftliches Mitmachprojekt. Je engagierter und aktiver die Nachbarschaft, umso erfolgreicher wird der Trödeltag. Wir erleben in vielen Nachbarschaften Menschen, welche die Idee toll weitererzählen. Das beginnt mit den Hausanwohnern und den direkten Nachbarn in der Straße. Manche informieren die kleinen Läden im Viertel, die Gastronomien und die Kulturstätten in der Nachbarschaft. Viele Tipps dazu geben wir auf der Website www.hofflohmaerkte.de. Die Hofflohmärkte sind somit ein buntes, lebendiges und vielseitiges Frischluftkaufhaus, wo alle herzlich willkommen sind.

Wie kam es eigentlich zustande, dass an diesem Samstag Hofflohmärkte in Fellbach stattfinden?

Wir organisieren gemeinschaftlich mit den Nachbarschaften seit 2015 Hofflohmärkte in Stuttgart und der Region Stuttgart via www.hofflohmaerkte-stuttgart.de. Die Anwohner kamen somit vor einigen Jahren mit dem Wunsch auf mich zu, dass sie sich das Nachbarschaftsprojekt auch in Fellbach wünschen. Somit sind dies die mittlerweile vierten Hofflohmärkte in Fellbach.