Die Pakistan Welfare Society aus Bad Cannstatt war nach eigenen Angaben auf der Suche nach einem Raum fürs Freitagsgebet. Die Fläche in Heumaden sei allerdings zu klein dafür. Foto: dpa

Anwohner in Heumaden haben Geld gesammelt, um einen Gebetsraum in ihrer Nachbarschaft zu verhindern. Die islamische Gemeinschaft ist aber offenbar gar nicht mehr an dem Standort interessiert.

Heumaden - Dieter Franz gibt die Hoffnung nicht auf. Sein Vorhaben, die leer stehenden Geschäftsräume an der Bernsteinstraße 130 mit Unterstützung der Anwohner zu kaufen, um einer scheinbar ebenfalls interessierten Religionsgemeinschaft zuvorzukommen, ist gescheitert. Die von ihm und seiner Ehefrau Annemarie Franz ins Leben gerufene Initiative B130 hat letztlich 184 000 Euro gesammelt. Viel Geld, das dennoch nicht ausreicht, um die fast eine halbe Million Euro teure Immobilie zu kaufen. Doch Dieter Franz hat etwas entdeckt, das seine Hoffnung nicht schwinden lässt: Der Eigentümer bietet die Räume im Internet inzwischen für eine ganz andere Art der Nutzung denn als religiöse Versammlungsstätte feil: als Oldtimer-Garage.

Die Bürgerinitiative bereut ihr Engagement nicht

Vielleicht sei das ja ein Zeichen, dass der Verkauf an die bislang nicht näher genannte muslimische Gemeinschaft aus Bad Cannstatt in weitere Ferne gerückt sei, mutmaßt Dieter Franz. „Mit dem neuen Konzept könnte er landen“, ist Franz überzeugt. Die Arbeit, die er und seine Frau in die Akquise von Mitgliedern für die Initiative und Geldgeber gesteckt haben, bereuen sie nicht. „Wir haben unser Nahziel erreicht. Wir haben möglichst viele Leute aufmerksam gemacht“, sagt er. Nun wolle er sich beizeiten mit dem Eigentümer der einstigen Schlecker-Räume zusammensetzen, um zu erfahren, wie es weitergeht.

Jener Eigentümer, selbst Immobilienmakler, bietet die Räume tatsächlich seit einiger Zeit in einem fünften und sechsten Exposé auf seiner Homepage an. Bislang warb er für die Nutzung für Handel, als Arztpraxis oder eben auch als Kirche oder Versammlungsstätte. Nun sind zwei Angebote als private Garage für Oldtimer hinzugekommen. Auch ein weiterer ortsansässiger Makler bietet die Immobilie zum Kauf oder zur Miete als Sportstudio, Tanzschule oder Getränkemarkt auf seiner Homepage an.

Eine Drohgebärde des Eigentümers?

Viel Mühe, wo es doch bislang immer so schien, als sei klar, dass die religiöse Gemeinschaft den Zuschlag bekommt, wenn die Anwohner nicht genug Geld bieten. Das hat auch eine weitere Gruppe von Anwohnern verwundert. Sie haben sich ebenfalls als lose Initiative zusammengeschlossen, berichtet ein Mann unserer Zeitung in einem anonymen Anruf. Sie selbst seien jedoch ganz und gar nicht am Kauf interessiert und denken, dass der Verkauf an die islamische Gemeinde aus Bad Cannstatt nur eine Drohgebärde des Eigentümers sei. Der Mann will wissen, dass der Immobilienmakler zahlungsunfähig sei und die Immobilie schnell abstoßen will. Die Religionsgemeinschaft nenne er, um den Anwohnern Angst einzujagen, damit sie die Räume letztlich selbst kaufen.

Das sind schwerwiegende Vorwürfe. Der Anwohner will aber sogar einen Beleg haben. Zwei islamische Gemeinden konnte seine Initiative in Bad Cannstatt ermitteln, ein Mitstreiter habe sie besucht. Die seien laut ihrer eigenen Aussage nie an der Immobilie interessiert gewesen. Nun berichten aber zahlreiche Anwohner seit jeher, dass es einmal eine Besichtigung mit einer wohl augenscheinlich islamischen Gemeinde gegeben habe. Nachforschungen unserer Zeitung haben ergeben, dass es sich dabei um die Pakistan Welfare Society Stuttgart aus Bad Cannstatt gehandelt hat. Diese Gemeinschaft hat der Mitstreiter des anonymen Anrufers nicht kontaktiert.

Zu klein fürs Freitagsgebet

Der Vorsitzende der Pakistan Welfare Society bestätigt: Der Verein suche eine neue Moschee für ihr Freitagsgebet mit rund 80 bis 100 Teilnehmern, da die aktuellen Räume zu klein sind. Die Ladenfläche in Heumaden sei besichtigt worden. Am Kauf sei der Vorstand aber nicht mehr interessiert. Heumaden liege einfach zu weit draußen. Er bevorzuge die Innenstadt.

Dass der Eigentümer die Anwohner eventuell an der Nase herumgeführt hat, kränkt Dieter Franz nicht. Im Gegenteil: Wenn das der Wahrheit entspreche, „dann wäre ich saufroh“, sagt er. Der Eigentümer hat sich bis Redaktionsschluss nicht zu den Vorwürfen oder neuen Entwicklungen geäußert. Für Dieter Franz zählt jedenfalls nur eines: „Egal ob er geflunkert hat oder nicht“, er und seine Mitstreiter wären froh, wenn aus der Gebetsstätte nichts würde.