VfB-Fans wollen die Spiele ihres Vereins sehen – doch wie und wo ist unklar. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Wer als Gastronom Livespiele der Fußball-Bundesliga zeigen wollte, hat bisher ein Abo des Bezahlsenders Sky benötigt. So weit, so einfach. Doch in der neuen Saison mischt noch ein weiterer Sender mit. Was das bedeutet, darüber herrscht auch in Stuttgart große Ratlosigkeit.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart ist zurück in der ersten Liga. Statt Aue und Sandhausen heißen die Gegner künftig wieder Bayern München oder Dortmund. Das freut auch viele Wirte, die in ihren Kneipen die Spiele übertragen. Und dafür dem Bezahlsender Sky ziemlich viel Geld hinblättern. Zwar hat es in den vergangenen Jahren immer wieder Ärger wegen massiver Preiserhöhungen gegeben, manche Gastronomen sind deswegen sogar aus den Fußball-Übertragungen ausgestiegen, doch die Verhältnisse waren klar: Wer alle Spiele zeigen will, braucht ein Sky-Abo. Doch jetzt ist plötzlich alles anders.

Im Millionenpoker um die Übertragungsrechte hält Sky nicht mehr alle Trümpfe in der Hand. Zwar hat sich der Sender auch für die im August beginnende neue Saison den Großteil der Spiele gesichert – aber eben nicht alle. Eurosport 2 hat sich ein Paket geangelt, darf unter anderem 30 Spiele am Freitag sowie zehn Begegnungen an den neuen Terminen Montagabend und früher Sonntagnachmittag zeigen. Ohne Bezahlung werden auch die nicht zu sehen sein, soviel steht fest. Doch andere Fragen sind völlig offen. Braucht man künftig zwei unterschiedliche Abos, um alle Spiele sehen zu können? Gilt das auch für die Gastronomie? Und lohnt sich das überhaupt noch?

Die Wirte tappen bisher im Dunkeln. „Ich habe mit Sky einen Vertrag für alle Bundesligaspiele abgeschlossen. Aber bisher hat sich von denen noch niemand gemeldet. Ich warte eigentlich täglich darauf, dass was kommt“, sagt Andreas Göz, der in Vaihingen den Maulwurf betreibt. Auch die Gebrüder Bäuerle, die in zwei Lokalen in Obertürkheim und Heumaden Bundesligafußball zeigen, sind im Ungewissen: „Wir haben gerade erst darüber diskutiert, wissen aber überhaupt nicht, wie es weitergehen soll.“

Abo für viele Gastronomen unwirtschaftlich

Sicher ist: Für viele Wirte scheint sich das Sky-Abonnement wirtschaftlich nicht zu lohnen. „Wir machen das als Service für unsere Gäste“, berichtet David Blanco del Rio vom Classic Rock Café in der Innenstadt. Das Lokal ist eine der beliebtesten Fußball-Kneipen der Stadt. Der Betreiber blättert monatlich einen vierstelligen Betrag hin, um die Spiele zeigen zu können. „Wir würden zur Not auch in den sauren Apfel beißen und zwei Abos abschließen“, sagt er. Doch rechnen würde sich das im Grunde nicht. Die Betreiber des Lokals hatten sich daher jüngst überlegt, das Abo beim Bezahlsender Sky endgültig zu kündigen. „Als der VfB in der zweiten Liga war, hatten wir bei den Spielen deutlich weniger Gäste“, sagt Blanco del Rio. Es macht also auch für die Wirte einen deutlichen Unterschied, ob der Verein gegen Sandhausen oder gegen Bayern spielt. „Wäre der VfB nicht aufgestiegen, wollten wir nur noch die Champions-League-Spiele zeigen, die auf den öffentlich-rechtlichen Sendern zu sehen sind“, so der Gastronom. Mit der Ankündigung, dass künftig auch die europäische Top-Liga nicht mehr im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein wird, habe sich dieser Plan aber erledigt. „Wer Fußball zeigen will, ist auf Sky angewiesen“, so das Fazit von Blanco del Rio.

Ähnliches berichtet Christian List, der Betreiber des VfB-Restaurants 1893. „Als Clubrestaurant müssen wir die Bundesliga zeigen.“ List ist in der Gastro-Szene der Stadt tief verwurzelt – neben dem Catering für Oper und Schauspiel hat er jüngst die Räume des insolventen Scholz am Park auf dem Killesberg übernommen. Aus dieser Erfahrung heraus sagt er: „Ich kann verstehen, wenn kleinere Betriebe ihre Abonnements kündigen.“ Im Vergleich zum zusätzlichen Umsatz seien die Kosten zu hoch. Unter den Wirten wird seit geraumer Zeit behauptet, dass der Bezahlsender Sky seine Preise für die Gastronomie nicht ohne Grund stetig erhöht. Dahinter wird die Absicht vermutet, mehr Abos mit Privatkunden abschließen zu wollen, wenn die Wirte aussteigen.

Sky und Eurosport verhandeln

Auf Klarheit für die neue Saison müssen die Beteiligten wohl noch ein bisschen warten. Denn auch bei den Sendern ist noch nicht klar, wie das Modell aussehen wird. „Wir wollen diese Frage schnellstmöglich klären, das liegt auch in unserem Interesse“, sagt ein Sky-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Man verhandle derzeit mit Eurosport über eine Sublizenz. Sprich: Sky versucht, gegen Bezahlung auch die Spiele zeigen zu dürfen, für die man die Rechte nicht bekommen hat. Ob das klappt, ist offen. Stand jetzt, heißt es dort, brauche man zwei unterschiedliche Abonnements.

Im Sinne der Fußballfans und Wirte wäre das nicht. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband hat dazu eine klare Meinung: „Wir hoffen, dass unsere Betriebe am Ende nur mit einem Vertragspartner zu tun haben“, sagt Landessprecher Daniel Ohl. Und der VfB gegen Bayern auch zu sehen ist, wenn der Spieltermin auf einen Freitag fällt.