Fußballübertragung auf Sky – für Wirte künftig ein teures Vergnügen Foto: dpa

Bereits im vergangenen Jahr hat es einen kleinen Aufstand unter den Fußballkneipen gegeben. Der Bezahlsender Sky hat damals die Preise deutlich erhöht. Das geschieht jetzt erneut. Viele Wirte überlegen auszusteigen.

Bereits im vergangenen Jahr hat es einen kleinen Aufstand unter den Fußballkneipen gegeben. Der Bezahlsender Sky hat damals die Preise deutlich erhöht. Das geschieht jetzt erneut. Viele Wirte überlegen auszusteigen.

Stuttgart - Andreas Göz versteht die Welt nicht mehr. „Das stößt in Dimensionen vor, die einfach nicht mehr gehen“, sagt der Chef der Vaihinger Kneipe Maulwurf. Im offiziellen VfB-Treff werden alle Spiele des Stuttgarter Bundesligisten live übertragen – zumindest noch. Denn die Wirtsleute haben jetzt bereits zum zweiten Mal binnen eines Jahres eine saftige Preiserhöhung bekommen. Der Bezahlsender Sky bittet die Gastronomen kräftig zur Kasse. „Wir sind völlig ratlos“, sagt Göz.

Vor einem Jahr sind die Wogen bereits hochgeschwappt in Deutschland. Sky hat damals sein Tarifsystem geändert. Seither werden die Gebühren unter anderem nach Wohlstand und Fußballaffinität einer Region berechnet. Das bedeutet konkret, dass in und um Stuttgart mit dem Bundesligisten VfB und der florierenden Wirtschaft viele Kneipen deutlich mehr bezahlen mussten.

Im Maulwurf hat das damals eine Preissteigerung von 40 Prozent bedeutet. Jetzt geht es nochmal um 47 Prozent nach oben. Andreas Göz und seine Partnerin Barbara Schreiber sollen künftig fast 8900 Euro pro Jahr bezahlen. In der vorletzten Saison sind es noch 3900 Euro gewesen. „Eigentlich hätte es nach den VfB-Leistungen der vergangenen Spielzeit günstiger werden müssen“, sagt Göz. So viel Umsatz, wie man jetzt zusätzlich erwirtschaften müsse, könne man niemals machen: „Da müsste jeder Gast mindestens fünf Bier trinken. Samstagnachmittags muss man aber schon froh sein, wenn einer zwei Getränke nimmt.“

Die erneute Preiserhöhung hat viele Wirte derart verärgert, dass sie aussteigen. Beim Münchner Bezahlsender begründet man die Maßnahme mit gestiegenen Kosten. „Aufgrund der sich verändernden Lizenzkosten für Programminhalte und weiterer Kosten müssen wir unsere Preise in regelmäßigen Zeitabständen überprüfen und anpassen“, sagt Sky-Sprecherin Britta Krämer. Man mache der Gastronomie ein exklusives und anspruchsvoll produziertes Sportangebot. Damit erwirtschafteten die Kneipen bundesweit jährliche Zusatzerlöse in Höhe von 1,2 Milliarden Euro. Auf Privatabonnements lasse sich die aktuelle Preiserhöhung nicht übertragen, denn die umfassten ein ganz anderes Angebot.

Anders als im vergangenen Jahr treffen die Preiserhöhungen diesmal nicht nur manche Wirte, sondern fast alle. Vier von fünf gewerblichen Kunden sind davon betroffen.Laut Sky liegt der Anstieg im Schnitt bei 30 Prozent. In der Region Stuttgart liegen die Anstiege einmal mehr zumeist darüber. Für viele Gastronomen bedeutet das Mehrkosten von mehreren Hundert bis mehreren Tausend Euro pro Saison.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat bereits die Preiserhöhung im vergangenen Jahr kritisch gesehen und an rechtliche Schritte gedacht. Letztendlich hat der Verband damals bessere Tarife für seine Mitglieder ausgehandelt. Und das ist auch diesmal so. „Wir haben höhere Rabattierungen erreicht“, sagt Daniel Ohl, Sprecher des Dehoga in Baden-Württemberg. Im Einzelfall betrage die Ersparnis über 50 Prozent. Dem Verband bringt das neue Mitglieder. Bereits im vergangenen Jahr sind viele kleine Kneipen, die sich die Mitgliedschaft sonst eher sparen, in den Dehoga eingetreten. Nicht wenige davon haben in der Sky-Frage bereits die Rechtsberatung des Dehoga in Anspruch genommen.

Gleichwohl gefällt auch dem Verband die neuerliche Preiserhöhung nicht. „Die Kneipen sind abhängig von Sky“, sagt Ohl. Die Art und Weise, wie der Sender vorgehe, sei mehr als fragwürdig. Allerdings handle es sich bei Sky um ein unabhängiges Unternehmen, das selbst für seine Tarifpolitik verantwortlich sei. Man sehe keine Möglichkeit, darauf entscheidend Einfluss zu nehmen. „Bei uns kommen viele Fragen dazu von Mitgliedern an“, sagt Ohl, „das Thema ist wieder brandaktuell.“

Im Maulwurf wie in vielen anderen Kneipen rätselt man jetzt, wie es weiter geht. Der Sender wisse ganz genau, dass sich ausgewiesene Fußballkneipen einen Ausstieg genau überlegten, heißt es dort. „Man fühlt sich völlig hilflos gegenüber diesem Monopolisten“, klagt Göz. Er hat die anderen offiziellen VfB-Treffs angeschrieben und hofft, ein gemeinsames Vorgehen erreichen zu können. Und er fragt sich: „Welche Strategie verfolgt Sky eigentlich? Wollen die die kleinen Kneipen weg haben, damit sie mehr Abos an Privatleute verkaufen können?“

Eine Antwort darauf wird er vermutlich so schnell nicht bekommen – und viele Fußballfans in der Region könnten in der neuen Saison in die Röhre schauen.