Noch keine 19, aber schon EM-Torschütze: Renato Sanches Foto: dpa

Der 18-jährige Renato Sanches avanciert bei der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich beim Viertelfinalsieg gegen Polen zum besten Mann auf dem Platz. Dabei schreibt der Neuzugang des FC Bayern München Geschichte und bricht einen Rekord.

Stuttgart - So manche Radionachrichtensprecherin verhaspelt sich schon noch. Roberto Sanches statt Renato Sanches. Doch wenn es so weitergeht, wird der Name des portugiesischen Fußball-Nationalspielers kaum mehr verwechselt werden. Denn der 18-Jährige mit der ausgeprägten Präsenz auf dem Platz kümmert sich mit Verve darum, in ganz Europa bekannt zu werden. Bei der Europameisterschaft in Frankreich macht er jedenfalls gerade nachhaltig Furore – beim Viertelfinalsieg der Portugiesen am Donnerstagabend in Marseille im Elfmeterschießen über Polen (5:3) war er jedenfalls der beste Mann auf dem Platz und wurde zurecht zum „Man of the match“ gewählt.

Renato Sanches trumpft auf und geht mit seinem Tor in die Geschichtsbücher ein

„Ich bin sehr glücklich. Jetzt haben wir eine Riesenherausforderung vor uns mit dem Halbfinale. Wir sind unserem Ziel wieder ein Stück nähergekommen, aber wir müssen weiter hart arbeiten“, sagte Renato Sanches, der nach seinem Wechsel seit diesem Freitag offiziell Profi des FC Bayern München ist. Zur Krönung seines starken EM-Startelfdebüts glich der portugiesische Mittelfeldmotor in der 33. Minute das frühe Führungstor seines künftigen Mitspielers Robert Lewandowski aus – dabei blieb es in einer an Höhepunkten armen Begegnung bis zum Elfmeterschießen.

Der zweikampfstarke Teenager ist mit 18 Jahren und 317 Tagen der jüngste Spieler, der je in der K.-o-Phase einer Europameisterschaft getroffen hat. Insgesamt ist er der drittjüngste Torschütze der EM-Geschichte. Jünger waren nur der Schweizer Johan Vonlanthen und der Engländer Wayne Rooney. Während Erstgenanntem der große Durchbruch verwehrt blieb, legte Letztgenannter eine Weltkarriere hin. Der portugiesische Super-Bubi Renato Sanches bringt alles mit, eher in die Rooney-Fußstapfen zu treten als in der Vonlanthen-Versenkung zu verschwinden.

Die Ablöse für den Neu-Münchner kann von 35 Millionen auf bis zu 80 Millionen steigen

Daran glauben sie auch beim FC Bayern. Deshalb war den Münchnern die Verpflichtung des agilen Antreibers, der im Elfmeterschießen gegen die Polen nach dem Superstar Cristiano Ronaldo als zweiter Portugiese an den Punkt trat und mit bemerkenswerter Souveränität verwandelte, auch eine stolze Ablösesumme von 35 Millionen Euro wert. Aufgrund einiger Erfolgsklauseln könnten es mit Nachzahlungen sogar bis zu 80 Millionen Euro werden, die sie letztlich an Benfica Lissabon überweisen.

„Er ist ein wunderbarer Spieler und hat ein großartiges Spiel gemacht“, sagte der portugiesische Nationaltrainer Fernando Santos und trat zugleich auf die Euphoriebremse: „Er entwickelt sich noch. Er wird in Zukunft ein noch besserer Spieler sein. Er muss all seine Qualitäten auf dem Platz zeigen, und es ist mein Job, ihm dabei zu helfen.“ Die Portugiesen werden für ihre wenig ansehnliche Spielweise kritisiert, doch das ist ihnen egal. Für sie zählt nur der Erfolg – als Gruppendritter mit drei Unentschieden und ohne einen Sieg in der regulären Spielzeit sind sie jetzt immerhin schon bis ins Halbfinale (am Mittwoch in Lyon) vorgestoßen. „Das ist kein Glück. Das ist viel harte Arbeit. So verdient man sich das Glück“, sagte Renato Sanches. „Die Leute kritisieren uns, aber das ist uns egal.“ Ihn kritisiert jedoch keiner, er wird von allen Seiten gefeiert – wenn auch bisweilen noch unter falschem Namen.