Das Taxi steht schon an der Haltestelle bereit. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Durchschnittlich zehn Damen pro Tag nutzen das Frauennachttaxi. Der Sonderservice, bei dem die Kundinnen anonym bleiben dürfen, ist erfolgreicher als andere Konzepte.

Stuttgart - Frauen, die nachts alleine mit de Straßenbahn unterwegs sind, fühlen sich oft unsicher beim Gedanke an den Heimweg. Seit 20 Jahren schon bieten die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) deshalb das Frauennachttaxi für allein reisende Frauen an. Im März 1996 hatten die SSB das Frauennachttaxi zunächst probeweise für ein Jahr eingeführt. „Das Angebot wurde aber gleich zu Beginn sehr gut angenommen, so dass es weitergeführt wurde“, sagt Susanne Schupp, Sprecherin der SSB.

Einfaches Prinzip

Das Prinzip ist einfach: Nach 20 Uhr können allein reisende Frauen beim Fahrer der Straßenbahn ein Frauennachttaxi bestellen. An einer der 50 dafür vorgesehenen Haltestellen wartet dann das Taxi auf die Kundin. „Es handelt sich um Haltestellen, die in der Nähe eines Taxistands liegen. So kann das Taxi innerhalb von 15 Minuten da sein“, erklärt Schupp. Die Kundin muss nur rechtzeitig nach dem Einsteigen in die Straßenbahn auf den roten Knopf bei der Fahrertür drücken. „Es kann aber natürlich sein, dass der Fahrer nicht gleich reagiert, weil er noch etwas anderes zu tun hat“, sagt Schupp. Die Kundin müsse deshalb eventuell einen Moment Geduld haben, bis sich der Fahrer meldet. Dann kann die Kundin die gewünschte Haltestelle angeben. Außerdem ist es wichtig, einen Namen zu nennen, damit das Taxi auch richtig zugeordnet werden kann.

„Man darf aber natürlich auch einen falschen Namen sagen, wenn man den eigenen nicht in der Öffentlichkeit nennen will“, beruhigt Schupp. Von den anfallenden Taxikosten übernehmen die SSB fünf Euro. Den restlichen Betrag muss die Kundin dann ganz normal beim Taxifahrer bezahlen. Der Fahrer sollte spätestens 15 Minuten vor der gewünschten Haltestelle informiert werden. „Wir freuen uns, dass das System mit dem Frauennachttaxi seit 20 Jahren reibungslos funktioniert“, sagt Murat Arslan, Vorstand der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale. „Wir sind schließlich dafür da, Frauen sicher an ihren Zielort zu bringen.“ Etwa alle sechs Monate gebe es ein Treffen zwischen Taxizentrale und SSB, um die Kooperation zu besprechen und – wenn nötig – zu verbessern. „Es ist aber eigentlich alles längst eingespielt“, sagt Arslan.

Zuschuss für Frauentaxi

Etwa zehn Frauen pro Tag nutzen den Sonderservice, und somit rund 3000 Kundinnen pro Jahr. Damit wird das Frauennachttaxi sehr viel mehr genutzt als der bereits 1991 eingerichtete Taxi-Ruf, den alle SSB-Fahrgäste nach 20 Uhr betätigen können. Dieser wird im Schnitt monatlich von 40 bis 50 Fahrgästen genutzt. Den Zuschuss von fünf Euro gibt es jedoch nur, wenn eine allein reisende Dame explizit ein Frauennachttaxi bestellt. Die meisten Bestellungen werden im Zeitraum zwischen 22 und 23 Uhr aufgegeben. Die Taxifahrer werden in den meisten Fällen von Frauen an die Haltestelle Bahnhof Möhringen bestellt, gefolgt von Föhrich, Degerloch, Eltinger Straße, Schemppstraße, Feuerbach Bahnhof, Löwen-Markt, Bopser, Pragsattel und Hedelfingen. Die SSB rät Frauen grundsätzlich dazu, nachts nicht an einsam gelegenen Haltestellen alleine auszusteigen.