Die ganze Shopping-Vielfalt Gablenbergs, wenn auch nur in Miniatur: Apotheke, Zweirad- und Autowerkstatt, Buchhandlung und Dessous-Geschäft. Foto: Jürgen Brand

Eine Ausstellung mit 50 alten und neuen Kaufläden und Werkstätten im Muse-O in Gablenberg zeigt, wie vielfältig das Shoppingerlebnis auch in den Stadtteilen einmal war – und vielleicht ja irgendwann einmal wieder sein könnte.

S-Ost - Shoppingtour durch Gablenberg: Rund 20 liebevoll gestaltete Lebensmittel-, Feinkost- und Gemischtwarenläden bieten alles, was das Herz begehrt, zehn Bäcker und sechs Metzger können nicht über ausbleibende Kunden klagen, acht Schuhmacher kümmern sich darum, dass alle gut zu Fuß überall hin kommen, 15 Schneiderinnen und Schneider sorgen für modische Vielfalt. Etwa im Jahr 1910 war das Realität. Heute kann Gablenberg nur noch von so einer lebendigen Einkaufsstraße träumen – oder in diesen Tagen die gerade eröffnete neue Ausstellung im Muse-O besuchen.

50 Läden und Werkstätten laden zum Schaufensterbummel ein

Dort können die Besucher vor den Kulissen des Stuttgarter Ostens mit den Türmen der Petruskirche, der Gaisburger Herz-Jesu-Kirche oder auch der St. Nikolauskirche einen liebevoll gestalteten Einkaufsboulevard entlang flanieren. 50 Läden und Werkstätten laden zum Schaufensterbummel ein, kein Durchgangsverkehr mit viel zu großen Lastern stört. Vieles gibt es da zu entdecken: ein Schuhgeschäft im kreativen Durcheinander nach einem imaginären Kundenansturm, ordentlich aufgeräumte Apotheken mit antikem Mobiliar, Metzgereien, Bäckereien, ein detailgetreu ausgearbeitetes Hutgeschäft, ein schöner Blumenladen, ein Schneideratelier, die damals und heute unverzichtbare Buchhandlung mit einladendem Lesesessel und sogar ein leicht frivoles Dessousgeschäft, das viel Gesprächsstoff erzeugt.

„Schaufensterbummel. Ein Spaziergang durch eine Stadt voller Kaufläden“ heißt die Ausstellung des Museumsvereins Stuttgart-Ost im Alten Schulhaus am Schmalzmarkt – und der Kontrast zwischen drinnen und draußen könnte kaum größer sein. An der langen Hauptstraße mit Dauer-Durchgangsverkehr, stellenweise extrem schmalen Gehwegen und etlichen leer stehenden Geschäften ist ein echter Schaufensterbummel nur auf kurzen Abschnitten möglich. Deswegen soll die Straße wie berichtet im Zuge des Sanierungsprogramms „Soziale Stadt Gablenberg“ mittelfristig umgestaltet und – für Fußgänger und Einzelhändler – attraktiver gemacht werden. Auch Gaisburg leidet in seinem viel kleineren Stadtteilzentrum im Bereich Landhaus-, Hornberg- und Schurwaldstraße unter dem kontinuierlichen Schwund von Geschäften und auch Gaststätten. Deswegen soll auch der Stadtteil möglichst in der zweiten Jahreshälfte 2018 in ein Sanierungsprogramm aufgenommen werden; die vorbereitenden Untersuchungen sollen im Januar beginnen.

Nostalgisch bummeln statt im Internet surfen

Die eine oder andere Anregung könnten sich die Stadtteilsanierer und -entwickler in der bis Februar 2018 zu sehenden Muse-O-Ausstellung holen. Im Herbst hatte der Museumsverein auch in dieser Zeitung um Leihgaben in Form von Kaufläden aller Art für die Ausstellung gebeten. Die Resonanz war für den Ausstellungskurator Ulrich Gohl überwältigend. Mehr als 100 solcher Spiel- und Sammler-Läden seien dem Verein angeboten worden. Platz war allerdings nur für 50 davon. Das Herz der Ausstellung bilden Läden der Designerin und Sammlerin Anita Merkt, die früher im Stadtteil Frauenkopf wohnte und heute auf einem Gehöft im Allgäu lebt. Sie war von einer befreundeten Zeitungsleserin auf den Muse-O-Aufruf aufmerksam gemacht worden, Ulrich Gohl besuchte sie – und durfte sich aus ihren auf zwei Scheunen verteilten mehr als 200 Läden rund 20 für seine Ausstellung aussuchen. Dazu kamen richtig bespielbare Kaufläden, in denen Kinder tatsächlich stehen und spielen können, alte und neue Shops, Sammlerstücke nur zum Anschauen.

Wer also in Zeiten von Amazon, Zalando und Co. statt zu klicken wieder einmal so richtig nostalgisch und ganz stressfrei bummeln will – im Muse-O, Gablenberger Hauptstraße 130, gibt es bis Februar 2018 die Gelegenheit dazu. Geöffnet ist immer samstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet zwei Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre dürfen kostenlos rein (www.muse-o.de). Ein Begleitprogramm zur Ausstellung ist in Arbeit.