Das CDU-Präsidium tagt bis zur Wahl im hippen Berliner fedidwgugl-Haus. Foto: imago

Bald sind Erst- und Zweitstimme gefragt. Hier soll es um kuriose und ernste Beobachtungen und Begleiterscheinungen im Bundestagswahlkampf gehen - als Drittstimme sozusagen. Heute geht es um die CDU.

Berlin - Sie wissen nicht, wofür „fedidwgugl“ steht? Dann gehören Sie zu den glücklichen Menschen, die noch nicht den Marketingstrategen ins Netz gegangen sind, die sich jede Menge Blödsinn einfallen lassen, um unsere Aufmerksamkeit zu erregen. Das gelingt mit dem zentralen Wahlspruch der CDU nicht unbedingt. „Für ein Deutschland“, so lesen wir auf Plakaten unter dem Konterfei von Parteichefin und Bundeskanzlerin Angela Merkel, „in dem wir gut und gerne leben.“ Die Aussage spaltet die Republik in etwa so wie die Hoffnung, dass die Fußballnationalmannschaft nächstes Jahr ihren Weltmeistertitel verteidigt. Die Abkürzung des Slogans – eben dieses junge, verwegene „fedidwgugl“ – hat dagegen wirklich das Zeug zum Aufreger.

Wer den Unionswahlkampf verfolgt, kommt nicht an ihm vorbei. Er ist überall. Auf Plakaten, Flyern, Wahlkampfbussen und als Hashtag natürlich Teil aller Tweets, die die CDU nun hinaus in die Welt schickt. Die selbstironische Kampagne, über deren Humorniveau sich streiten lässt, hat anfangs so viel kalkulierten Spott im Netz geerntet, dass die Sache aus parteistrategischer Sicht ein Erfolg ist. Zumindest lässt sich Social-Media-Analysen entnehmen, dass #fedidwgugl auf Twitter besser gelaufen ist als #zeitfuermartin, womit die SPD-Konkurrenz für ihren Kanzlerkandidaten Schulz wirbt.

Ein eigenes Haus

Seit zwei Wochen gibt es sogar ein Gebäude mit diesem Namen, ja, das „fedidwgugl“-Haus in der Berliner Brunnenstraße 19, ganz feierlich eröffnet von Angela Merkel höchstselbst. Die Partei hat zwei Etagen angemietet, um dort ihr Wahlprogramm zu präsentieren, quasi zum Anfassen. Das ist eine gut gemachte Mitmach-Ausstellung mit einem überdimensionalen Plüschherzen in der Mitte, flankiert von Erfolgszahlen aus zwölf Merkel-Jahren, was dafür stehen soll, dass ohne brummende Konjunktur alles andere nichts ist. Im Raum „Familienpackung“ lässt sich ein Tresor öffnen, in dem 36000 Euro Spielgeld liegen, die Summe, die die CDU einer Familie mit drei Kindern innerhalb von zehn Jahren an Baukindergeld bezahlen will. Und dann gibt es da noch zwei Roboter, weil Digitalisierung auch wichtig ist, die Zukunftswünsche der Besucher nachzeichnen und an die Schaufensterscheibe des Hauses kleben. Der erste Wunsch von CDU-Generalsekretär Peter Tauber konnte natürlich nur „fedidwgugl“ lauten.

Bis zur Wahl tagen Präsidium und Bundesvorstand der Regierungspartei nicht mehr im Konrad-Adenauer-Haus, der Parteizentrale, sondern nur noch im „fedidwgugl“-Haus. Das hat zur Folge, dass professionelle Wahlkampfberichterstatter schon häufiger durch die „fedidwgugl“-Ausstellung geführt worden sind als durch jedes andere Berliner Museum. Zuletzt lud CDU-Vize Thomas Strobl, Baden-Württembergs Innenminister, zum Gespräch dorthin – samt neuerlicher „fedidwgugl“-Ausstellungsführung vorneweg.

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Der Gag ist durch – fast

Irgendwie reicht es jetzt mit „fedidwgugl“. Weil es schon seit der Kampagnenvorstellung Ende Juni im Umlauf ist, sind schließlich auch die lustigsten alternativen Bedeutungen längst gefunden. Dann schien Anfang dieser Woche plötzlich wieder Leben in die „fedidwgugl“-Welt zu kommen. Da tauchte im Internet das Foto eines alten SED-Wahlplakats auf mit dem Slogan „Für ein Land, in dem wir gut und gerne leben“. Zu sehen darauf nicht Merkel, sondern Marx und Lenin, was gerade für die CDU ein wenig peinlich gewesen wäre, wenn es sich nicht schnell als plumpe Fälschung herausgestellt hätte. Im Original steht auf dem Plakat „Alle Kraft zur Stärkung unseres sozialistischen Vaterlandes der Deutschen Demokratischen Republik“, abgekürzt „akzsusvdddr“. Wär mal was Anderes.