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18-Jähriger war ohne Fahrerlaubnis mit Daimler-Werkwagen unterwegs. Die Polizei ermittelt.

Ditzingen - Vier junge Leute sind auf einer verbotenen Spritztour ins Verderben gerast: Der Verursacher, ein 18-Jähriger, hatte weder eine Fahrerlaubnis noch hätte er den Daimler-Werkwagen benutzen dürfen. Er überlebte als Einziger.

Von dem nagelneuen weißen Mercedes-Cabrio E350 ist nur noch verbeultes Blech übrig. Auf der südlichen Umfahrung von Ditzingen-Hirschlanden, Kreis Ludwigsburg, war der Wagen am Sonntag gegen 3.15 Uhr aus einer langen Rechtskurve getragen worden. Hatte die Wiese eines Firmenareals durchpflügt. War über eine Querstraße hinweg gegen die Ecke eines Firmengebäudes geflogen - und dann nach 150 Metern im tiefer liegenden Hof auf dem Dach liegen geblieben. Ein Bild des Schreckens für die Rettungskräfte.

Für zwei 19 Jahre alte Insassen und eine 18-jährige Mitfahrerin kommt bei diesem Unfall auf der Landesstraße 1177 zwischen Heimerdingen und Ditzingen jede Hilfe zu spät. Einer der 19-Jährigen, der offenbar den Sicherheitsgurt nicht angelegt hatte, wurde aus dem Wagen geschleudert und starb noch an der Unfallstelle. Die anderen müssen von den Feuerwehrleuten herausgeschnitten werden, zwei sind aber bereits tot. Der 18-jährige Fahrer wird schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Schaden wird auf 100.000 Euro geschätzt.

18-Jährigem droht Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung

Der junge Mann war mit dem PS-Boliden weitaus schneller als die erlaubten 70km/h unterwegs: "Ein Gutachter spricht von mindestens 150 Kilometern pro Stunde", sagt die Ludwigsburger Polizeisprecherin Daniela Waldenmaier. Die lange Schneise durch die Wiese und diverse Hecken, das zerstörte Hauseck des Firmengebäudes, das Blechknäuel im Hof - die Spurenlage widerspricht der Einschätzung nicht.

Die vier Heranwachsenden waren offenbar schon auf der Rückkehr von ihrer Spritztour, die so nie hätte stattfinden dürfen. Bei dem Mercedes mit Böblinger Kennzeichen handelt es sich nach Informationen unserer Zeitung um einen Daimler-Werkwagen, den nur Mitarbeiter zu steuern berechtigt sind. Offenbar hatte der 18-Jährige den Autoschlüssel seines Vaters an sich gebracht, um mit Freunden einen nächtlichen Ausflug zu machen. "Die Eltern haben nichts gewusst", sagt Polizeisprecherin Waldenmaier.

Dabei war der junge Mann wohl nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis. Wie es heißt, soll er vor wenigen Tagen in einen kleineren Unfall im Kreis Ludwigsburg verwickelt worden sein. Auch sonst ist er offenbar bereits mehrfach polizeilich auffällig gewesen. Dem 18-Jährigen droht jetzt ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung in drei Fällen.

Tödliche Unfälle mit jungen Fahrern häufen sich wieder

Tödliche Unfälle mit jungen Fahrern häufen sich wieder - dabei hatte es im vergangenen Jahr so gut ausgesehen: Im Land Baden-Württemberg ging die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten, bei denen junge Fahrer beteiligt waren, um 5,5 Prozent zurück - auf etwas mehr als 11.000. Und bei der Zahl der Verkehrstoten insgesamt gab es zum ersten Mal überhaupt weniger als 500 Opfer im Land.

Nun aber diese Liste der jungen Unfalltoten:

  • Im Stuttgarter Westen fliegt vor drei Wochen eine 22-jährige Mercedes-Cabrio-Fahrerin aus der Kurve, stirbt am Unfallort
  • In Renningen, Kreis Böblingen, stirbt ein 25-jähriger Motorradfahrer aus Stuttgart bei einem Überholmanöver
  • In Backnang, Rems-Murr-Kreis, rast ein mit 2,5 Promille alkoholisierter 21-jähriger Alfa-Romeo-Fahrer gegen eine Hauswand
  • In Waiblingen gerät ein 18-jähriger Peugeot-Fahrer auf die Gegenfahrbahn, ein 43-Jähriger stirbt. Der Verursacher war im Programm "Führerschein mit 17"
  • Zwei Mitfahrer sterben im Golf eines 21-Jährigen, der in Sulzbach, Rems-Murr-Kreis, alkoholisiert unterwegs ist
  • Eine 18-Jährige verursacht den Tod einer 28-Jährigen in Bönnigheim, Kreis Ludwigsburg
  • In Stuttgart-Zuffenhausen sterben zwei 18- und 20-Jährige bei einem Wettrennen
  • Die Ursache immer wieder: überhöhte Geschwindigkeit. Im letzten Fall blieb die Tachonadel auf 200 km/h stehen.

Keine Hinweise auf illegales Autorennen

Vermutungen, dass in der Nacht des Verkehrsunfalls ein illegales Autorennen stattgefunden habe, haben sich laut Angaben der Ludwigsburger Polizei und der Staatsanwaltschaft Stuttgart vom Donnerstagmorgen nicht bestätigt. Es gibt weder Zeugen noch Spuren. Laut dem Ergebnis der polizeilichen Blutuntersuchung war der 18-jährige Fahrer zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert. Über eine Drogenbeeinflussung liegen noch keine Angaben vor.