Graue Wolken über der S-21-Baustelle: Günstiger wird das Projekt jedenfalls nicht. Foto: Lichtgut/Kovalenko

Erst muss der Aufsichtsrat tagen, danach kann die Bahn die neuen Fakten in Sachen S 21 auf den Tisch legen. Es wird wohl teurer und länger dauern, meint unser Redakteur Konstantin Schwarz.

Stuttgart - Vor erst 18 Monaten ist das Bahnprojekt Stuttgart 21 umfänglich überprüft worden. Der Befund damals: 623 Millionen Euro Mehrkosten, Fertigstellung Ende 2023 statt 2021. Nun hat der Bahn-Infrastrukturvorstand gewechselt, und mit dem neuen Mann, Ronald Pofalla, verkürzt sich die Halbwertszeit der schlechten Nachrichten: Fertigstellung vielleicht eher Ende 2024, und die Kosten, ja, wie soll man das beschreiben, denn die hatte die Bahn ja noch nie im Griff? Also die Kosten laufen nun noch stärker aus dem Ruder. Deshalb wird der so genannte Gegensteuerungsbedarf, also die zwingend einzusparende Summe, nun in den der Öffentlichkeit zugänglichen Papieren über die S-21-Lenkungskreissitzung auch gar nicht mehr dargestellt. Der Schienenkonzern zeigt einmal mehr sein sehr eigenes Transparenz-Verständnis.

Es stellt sich die Frage nach der Wirtschaftlichkeit – und der Haftung

Angesichts der Misere, die laut Pofalla konjunkturelle Ursachen hat, kündigt der Infrastrukturvorstand für Dezember den Showdown an. Dann soll, um mit dem verstorbenen Heiner Geißler zu sprechen, alles auf und alle sollen an einen Tisch. An den wird Pofalla auch Vertreter der Bundesregierung bitten müssen. Der Bund ist bei S 21 als Bahn-Eigentümer dabei, aber nie zugegen. Der Aufsichtsrat aber kann ohne Bundeshilfe Kosten über 6,526 Milliarden nicht akzeptieren, denn S 21 wird unwirtschaftlich, und die Gegner würden für die Kontrolleure die Haftungsfrage stellen.

Konstantin.Schwarz@stzn.de