Der Nikolaus-Kult geht mit der Zeit. Foto: Imago/Vector Fusion Art

Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Um den Namensgeber ranken sich viele frommen Legenden, historisch gewiss ist nur wenig. Trotz Konkurrenz durch den Weihnachtsmann und das Christkind hat sich das Nikolaus-Brauchtum erhalten. Eine historische Spurensuche.

„Sankt Niklaus ist ein guter Mann. Er hilft den Menschen wo er kann. Er tut’s, weil er die Menschen liebt. Durch Niklaus Gott uns Freude gibt“, heißt es in einem der bekanntesten Volkslieder zum Nikolaustag. Wer ist dieser nette ältere Herr eigentlich? Und warum wird ausgerechnet am 6. Dezember sein Gedenktag gefeiert?

Ein paar Kinderschuhe stehen gefüllt mit Nüssen, Schokolade und kleinen Geschenken im Schnee auf einer Wiese Foto: dpa/Patrick Pleul

Nikolaus füllt die Stiefel mit Mandarinen, Nüssen und allerlei Süßem. In manchen Familien bringt er die Geschenke noch persönlich in seinem Sack vorbei. Oft durch den Kamin, so es ihn in hiesigen Häusern noch gibt.

Der gemütliche Rauschebartträger von der Brause-Werbung

Brause-Werber Santa Claus auf Tour. Foto: Imago/Fotoarena

Gemütlich, bärtig, dicker Bauch – so verteilt er in Gestalt des Weihnachtsmannes fleißig seine Gaben. Sein charakteristisches rot-weißes Gewand geht auf eine erfolgreiche Werbekampagne von Coca-Cola vom Beginn der 1930er Jahre zurück, doch ist er bei Weitem keine Erfindung der amerikanischen Brausebrauer.

Wir wissen nur wenig über Sankt Nikolaus. Und das wenige, was über den Menschen bekannt ist, gehört eher in den Bereich der Legende. Der Nikolaustag am 6. Dezember ist in Deutschland kein gesetzlicher Feiertag.

In Spanien und in Finnland ist der 6. Dezember arbeitsfrei, aber nicht aus religiösen Gründen. Spanien feiert an diesem Datum den „Día de la Constitución“ – den Tag der Verfassung. Am 6. Dezember 1978 wurde ein Referendum zur neuen Verfassung abgehalten, die Spaniens Weg zur Demokratie ebnete. Finnland feiert am Nationalfeiertag „Itsenäisyyspäivä“ – die Unabhängigkeit vom zaristischen Russland.

Legende und Historie

Fresko in der St.-Nikolaus-Kirche im albanischen Berat. Foto: Imago/Insadco

Der frommen Legende nach ist der 6. Dezember der Todestag eines Bischofs namens Nikolaus von Myra, der in Lykien in Kleinasien lebte und als überaus großherzig galt. Heute heißt der Ort Demre und liegt in der Nähe von Antalya an der türkischen Mittelmeerküste.

Über Jahrhunderte war Sankt Nikolaus unter den Gabenbringern allein auf weiter Flur. Heute ist er in Deutschland eher Vorbote im Advent. Das Brauchtum um den Heiligen geht bis ins Mittelalter zurück, doch mit der Reformation gewannen andere allmählich an Bedeutung: das Christkind und der Weihnachtsmann.

In Deutschland vereinte der Weihnachtsmann bereits im 19. Jahrhundert Elemente von Sankt Nikolaus und seinem Gehilfen Knecht Ruprecht und war neben dem Christkind für die Gabenverteilung zuständig.

Sinterklaas und Santa Claus

Sinterklaas in der Stadt Holland im US-Bundesstaat Michigan. Foto: Imago/Pond5 Images

Den Nikolaus-Brauch brachten niederländische Auswanderer in die USA als Sinterklaas nach Amerika, wo er als „Santa Claus“ Vorbild für den Weihnachtsmann in der Coca-Cola-Werbung. Nur der Gabentag verschob sich auf die Heilige Nacht. In Deutschland kommt der Weihnachtsmann vor allem in evangelischen Gegenden vorbei.

In Sankt Nikolaus ist das Leben zweier historischer Personen miteinander verschmolzen. Zum einen der Bischof von Myra, zum anderen ein Mönch namens Nikolaus aus dem 6. Jahrhundert, der erst Abt in Sion und spätere Bischof von Pinora (ebenfalls in Kleinasien). Beide wurden der Überlieferung nach schon früh als Wohltäter verehrt. In der katholischen Kirche wird er häufig als „Nothelfer“ angerufen, die orthodoxen Christen verehren ihn als „Wundertäter“.

Luthers Nikolaus-Kritik

Weihnachtskarte um 1920. Foto: Imago/Serienlicht

Im Mittelalter entwickelte sich der Brauch, dass ein als Nikolaus verkleideter Mann die Familien besuchte, wobei er artige Kinder belohnte und unartige bestrafte. Der Reformator Martin Luther kritisierte den Heiligenkult der Kirche und wollte das Nikolaus-Brauchtum abschaffen.

Er machte den Geburtstag Jesu Christi am 24. Dezember zum Gabentag und ließ das Christkind die Geschenke bringen. Doch der Brauch, dass Nikolaus zu seinem Festtag am 6. Dezember Socken und Schuhe mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken füllt, hat sämtliche Luthers Anti-Heiligen-Kampagnen überlebt.

Schutzpatron der Armen und Kinder

Alle Kinder lieben Nikolaus. Foto: Imago/Imagebroker

Nikolaus gilt vor allem als Schutzpatron der Kinder. Einer Legende nach soll Sankt Nikolaus einem armen Mann mit drei Töchtern drei Klumpen Gold durch den Kamingeworfen haben, wo sie direkt in die zum Trocknen aufgehängten Socken gefallen seien.

Eine anderen Legende nach soll der Bischof die Stadt Myra vor Seeräubern und einer Hungersnot bewahrt haben. Als die Piraten die Kinder der Stadt verlangten, um sie in die Sklaverei zu verkaufen, veräußerte der Bischof den Kirchenschatz und rettete so Myras Nachwuchs.