Noch kennen ihn viele nicht und fragen, wer ist der junge Mann: Manuel Hagel, der neue starke Kopf der Landes-CDU, feiert mit Thomas Strobl und vielen anderen VIPs bei der Party des „Top-Magazins“, in der Keimzelle des Stuttgarter Trachtenhypes.
Wer hat’s erfunden? Die Keimzelle des schwäbischen Trachtenhypes liegt in der Loge des Grandl-Hofbräu-Zelts. 1999 zog Hans-Peter Grandl von der Wiesn, wo eine Ochsenbraterei sein Revier war, auf den Wasen. Das Volksfest besaß damals keinen guten Ruf. Mit Karin Endress, der Chefin des „Top-Magazins“, dachte er sich was Verwegenes aus. Im Herbst 2000 luden die beiden, unterstützt von der Brauerei, zu einer für Stuttgart in dieser Zeit ungeheuerlichen Wasenparty ein. Auf der Einladung stand: „Bitte kommt in Tracht!“
„Das soll der Thomas weiter machen“
Die Gäste taten’s zurückhaltend. „Viele trugen gerade mal ein Halstüchchen“, erinnert sich die Verlegerin. Und heute? Heute wäre sie mit dem Festwirt steinreich, hätte sie damals eine Provision mit Dirndl-Designern und Dirndl-Läden auf Lebenszeit ausgehandelt. Ihre Idee nach Münchner Vorbild hat voll eingeschlagen.
Wer zu den Events ohne Tracht aufs Volksfest kommt, erscheint vielen als Spielverderber. Das wollen, na klar, weder Thomas Strobl noch Manuel Hagel sein. Just an dem Tag haben sie den Stabwechsel an der Spitze der Landes-CDU verkündet. Am Abend feiern sie auf dem Wasen. Ob der Jüngere nun auch noch Innenminister werden will? „Das soll der Thomas weiter machen“, sagt Hagel bei der Party des „Top-Magazins“.
War es schwer, den Älteren zum Rückzug zu bewegen? Der Fraktionschef verneint. „Wir sind gute Freunde“, antwortet der 35-Jährige. Aus der Landespolitik werde sich Strobl nicht zurückziehen, sein Rat werde gebraucht. Die Partei rechnet damit, dass der 63-Jährige bei der nächsten Wahl erneut für einen Sitz im Landtag antritt. Seine neue Rolle als starker Mann der Landes-CDU bringt ihm mehr Verantwortung, aber nicht mehr Termine, wie er glaubt. „Schon jetzt bin ich jeden Abend unterwegs“, sagt Manuel Hagel. Und die Familie? Für sie halte er in aller Regel den Sonntag frei.
Auf dem Wasen zeigt sich: An seinen Bekanntheitswerten muss er noch arbeiten. „Wer ist das?“, will Ballettstar Eric Gauthier wissen. „Das ist unser Ministerpräsident nach Kretschmann in drei Jahren“, erklärt ein anderer Gast. Hagel winkt ab, schmunzelt und sagt: „Vielleicht in 100 Jahren.“ Immer wieder hört man bei dem Fest: „Wer ist der junge Mann?“
Das Fest in der Grandl-Loge ist ein Fest des Stabwechsels. The Next Generation legt los! Manuel Hagel beerbt Thomas Strobl – und Marcel Benz hat als Festwirt Hans-Peter Grandl abgelöst, der gerade im Urlaub ist. Am alten Markennamen Grandl hält der Neue fest – und macht doch einiges anders. Tradition trifft auf frischen Wind. Als Vorspeise tischt Benz nicht das obligatorische Vesperbrett auf, sondern Köstlichkeiten in Gläsern. Als Hauptgang wechseln sich Tapas zum Durchprobieren ab.
Auch die Spitze des „Top Magazins“ hat sich verjüngt. Kirsi Fee Wilhelm hat ihre langjährige Vorgängerin Karin Endress als Verlegerin abgelöst und diese mit ihrem Mann Uli Endress zum Fest eingeladen. Ein Stabwechsel funktioniert am besten, wenn man den Rat der Älteren nutzen und ihnen dankbar für das Erreichte sein kann. Gleichzeitig ist es gut, wenn die nächste Generation eigene Ideen entwickelt und kaum zu bremsen ist. Unter den 300 Gästen des Festes sind viel mehr Jüngere als früher – allein schon, weil in etlichen Unternehmen der Stadt die Erben das Kommando übernommen haben.
Ein Who is who von einflussreichen Menschen
Vom VfB-Präsident Claus Vogt bis zum Varieté-Direktor Timo Steinhauer, von den Konzertveranstaltern Michaela und Michael Russ bis zum MHP-Gesellschafter Ralf Hofman, vom Minol-Zenner-Chef Alexander Lehmann bis zum Aldi-Süd-Geschäftsführer und Öschberg-Chef Alexander Hengst – die Gästeliste ist ein Who is who von einflussreichen Menschen. Noch viel mehr hätte Kirsi Fee Wilhelm einladen können. Das erste Trachtenfest des Wasens ist noch immer äußerst beliebt und gilt als einer der Höhepunkte der Volksfest-Events.