„Kehrwoch Mafia“ – das klingt gefährlich. Und das ist es auch. Jedoch nur für Sauertöpfe und Griesgrame, denn wo das schwäbische Duo auftritt, ist die schlechte Laune wie weggefegt.

Stuttgart - Der Rock ’n’Roll gilt gemeinhin amerikanische Erfindung. Es gibt allerdings Zeitgenossen, die das bezweifeln – namentlich Andreas Sauer alias Buddy Bosch und Bernd „Stecki“ Steckroth, zwei Musiker aus Esslingen und Freiberg am Neckar, die sich 2011 zur „Kehrwoch Mafia“ zusammengeschlossen haben. Als „Beweis“ stimmen sie am Donnerstagabend beim „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch im Zeppelinstüble des Hotels Steigenberger Graf Zeppelin das „schwäbische Original“ des berühmten Little-Richard-Songs „Tutti Frutti“ an.

Bei Buddy Bosch und Stecki Steckroth heißt der Titel: „Wasch babba du ab, da Lappa nemsch du!“. Das fetzt und reißt die knapp 40 Stammtischgäste vom Hocker. Die eine Hälfte singt: „Wasch babba du ab“, die andere schmettert ,Da Lappa nemsch du!‘“ Als der letzte Akkord verklingt, stellt Buddy Bosch zufrieden fest: „Da merkt mr, wo dr Rock ’n’ Roll herkommt!“ Jedenfalls kommt er hier gut an. So geht gute Unterhaltung.

„Kehrwoch Mafia“ erfreuen und überraschen an diesem Abend auf vielerlei Weise – durch ihre Kunst, bekannte Lieder schwäbisch umzumodeln, und durch virtuoses Gitarrenspiel, das Moderator Tom Hörner an den Gitarrenkünstler Paco de Lucia (!) erinnert. Überraschend ist auch ihre Feststellung, „dass d’Kehrwoche eigentlich en dr Nacht gmacht wird“.

"Kommt drauf an, dass der Nachbar hört, dass man Kehrwoch macht"

Diese These untermauern sie mit dem Titel „Kehrwoch en dr Nacht“ nach der Melodie des Sinatra-Songs „Strangers in the Night“ – ein weiteres musikalisches Späßle. Es erzeugt ebenso Heiterkeit wie der Hinweis der beiden Musiker, dass sie Studio Kehrwochengeräusche aufgenommen und auf CD gepresst haben, die bei Bedarf im Treppenhaus abgespielt werden können. Denn: „Bei der Kehrwoche kommt es bekanntlich darauf an, dass der Nachbar hört, dass man sie macht.“

Sauer und Steckroth können aber nicht nur kalauern („Ich wollte in diesem Jahr acht Kilo abnehmen, jetzt fehlen noch zwölf“). Der 45 Jahre alte Bankkaufmann und der 49-jährige Laborleiter schlagen auch nachdenkliche Töne an. Das trifft ebenfalls den Nerv des „Auf gut Schwäbisch“-Publikums. Als die beiden Kehrwöchler davon berichten, dass sie den Erlös einer Benefiz-CD (25 000 Euro) für die Betreuung von Straßenkindern in Stuttgart gespendet haben, bekommen sie den stärksten Applaus des Abends.

Im Gespräch auf der kleinen offenen Bühne im Zeppelinstüble bestätigen die beiden Musiker einen Eindruck, der sich in bisher zwölf „Auf gut Schwäbisch“-Abenden verfestigt hat: Die schwäbische Musikszene wächst und gedeiht. Schwäbisch geht neuerdings fast immer – das war vor ein paar Jahren noch anders. „Wenn wir einem Veranstalter sagten, dass wir etwas Schwäbisches machen, war die Reaktion anfangs: ,Oh je!‘“, erzählt Andreas Sauer.

Auftritte der „Kehrwoch Mafia“ sind oft ausverkauft

Heute rufen viele Hurra. Das drückt sich auch in Zahlen aus. Die Auftritte der „Kehrwoch Mafia“ sind oft ausverkauft. Der Deutschlandfunk ist auf das Duo aufmerksam geworden, ebenso der Südwestrundfunk. Inzwischen spielen Sauer und Steckroth auch schon mal vor 1000, keineswegs nur älteren Leuten. „Das Interessante ist: Auch die Jungen hören zu und finden’s gut“, sagt Sauer.

Das Alter ihres geneigten Publikums? „Zwischen 18 und 80.“ Der Erfolg beflügelt: Die beiden Herren in ihren schwarzen Anzügen und gelben Hemden („die Farben des Landes“) sprühen vor Energie und Spielfreude. Ihre nächste CD („Mir zwoi“) erscheint Ende des Jahres.

Der „Auf gut Schwäbisch“-Stammtisch lebt indes nicht nur von geladenen musikalischen Gästen. Kaum hat die „Kehrwoch Mafia“ ihre Gitarren zur Seite gelegt, machen die Stammtischler selbst Programm: Gedichte, spontane Lieder und „das Schnäpperle“ bestimmen den weiteren Verlauf des Abends. Vor allem „das Schnäpperle“, ein Holzspielzeug aus einer Behindertenwerkstatt in Bisingen, hat es einigen Besuchern angetan. Leserin Irmgard Abt aus Steinenbronn hat es mitgebracht. Wie man’s anstellen muss, damit es „schnappt“, wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten . . .

Dialekt verbindet – das zeigt sich an diesem Abend einmal mehr. Die Gespräche im Zeppelinstüble kreisen um die beliebte tägliche Dialektserie, aus der der Stammtisch hervorgegangen ist. Aline Groß aus Stuttgart-Weilimdorf berichtet von dem großen Hallo, das auf dem Wochenmarkt jedes Mal herrscht, wenn ein Beitrag von ihr erschienen ist. „Warsch wieder en dr Zeitung!“, heißt es dann. „Des Echo isch riesig. I ben jetzt bekannter wia an roter Has!“ Für sie ein Ansporn, „mol wieder was nach Schduagert nazuschicken.“ Dort sitzt die „Auf gut Schwäbisch“-Redaktion – und freut sich.