Kein Busen, kein Po - im Dialekt verpackt Foto: StN

Marion Freyburger aus Wiernsheim-Pinache berichtet: „Meine Mutter benutzte gestern den Ausdruck ‚Des isch net Dutt on Futt‘. Sie gebrauchte diesen Ausdruck auch schon, wenn das Essen nicht schmeckte.“

Stuttgart - Marion Freyburger aus Wiernsheim-Pinache berichtet: „Meine Mutter benutzte gestern den Ausdruck ‚Des isch net Dutt on Futt‘. Sie gebrauchte diesen Ausdruck auch schon, wenn das Essen nicht schmeckte.“

Was wohl einige Leser überraschen wird, die Anfrage unserer Leserin führt uns weniger in das Gebiet der Ernährung als vielmehr in den Bereich der Geschlechtlichkeit. Beginnen wir mit dem Wort „Dutte“. Wie bei Grimm zu lesen ist, scheint es ursprünglich eine Röhre zu bezeichnen, ist aber in verschiedene Bedeutungen übergegangen, die in der Volkssprache und in den Mundarten vorkommen, aber in der Schriftsprache zurückgedrängt sind. So kommt „Dutte“ in der Bedeutung von „Mamma“ vor, was zur Folge hat, dieses „Mamma/Mamme“ zuerst zu untersuchen. Wie im Lateinischen bedeutet es „Brust, Mutterbrust“. Wiederum bei Grimm wird erklärt: „es ist ein weitverbreitetes altes kinderwort, dessen lippenlaute das saugen malen, daher auch mit der bedeutung des getränkes für kinder.“ Im schweizerischen Idiotikon steht „Mammi, Mämmeli“ für „Getränk, in der Kindersprache besonders Milch“.

Zurück zu Dutte f., ahd. tutta, tutti, mhd. tutte, tute. Man versteht darunter die Brustwarze und die weibliche Brust, seltener bei Tieren, wo man Euter sagt. Aufgrund der Ähnlichkeit in der Form wird angenommen, dass auch die Papierdutte, ein keilförmig gedrehtes Stück Papier, heute Tüte genannt, von der Dutte abgeleitet ist. Auch „der Dutt“ dürfte aus demselben Grund für den Haarknoten bei Frauen entstanden sein.

Auch mit dem folgenden Begriff bleiben wir bei der Sexualität. Es ist das Wort „Fud“ (f.), auch gesprochen „Futt“, mit dem ursprünglich die Vulva, die weibliche Scham, gemeint ist. Bei Grimm wird die weitere Bedeutungsentwicklung wie folgt beschrieben: „fud, fut gieng sonach von der bezeichnung des weiblichen geschlechtsgliedes auch in die des nächsten körpertheiles, des hintern, über.“ Dabei war zunächst der After gemeint, dann das gesamte Gesäß und zuletzt wurde „Fud“ auf eine Hure übertragen. Die Verkleinerungsform „Füdlein“, schwäbisch „Fiedlå“ und „Fidåle“, in der Schweiz „Füdeli“, ist geschlechtsneutral und gilt gegenüber dem Wort „Arsch“ als weniger derb. Mit dem Ausdruck „Fud“ wurden auch Adjektive gebildet: fudnacket (ganz nackt, natürlich von einer weiblichen Person), fudneidig (eifersüchtig, missgünstig), fudwütig (mannstoll), fudnärrisch (weiblichen Personen aus Liederlichkeit nachlaufend, auch weibertoll).

Jetzt aber zu der Redensart „kõê Dutt ond kõê Futt“. Bezogen auf eine Frau will man damit ausdrücken, dass sie keinen auffallenden Busen und kein strammes Hinterteil hat. In Unkenntnis dieser Bewandtnis wird der Ausdruck auch auf andere Sachverhalte übertragen wie beispielsweise auf das Essen, wo man kundtun möchte, dass die Suppe keinen Gehalt und keinen Geschmack hat.

Anhang: Wolfgang Schall aus Waldenbuch-Steinenbronn schließt den „Füdleskratzer“ an, worunter man einen kurzen Kinderschlitten ohne Lehne versteht. Der schwäbische Spruch des Tages kommt von Gertrud Glaser aus Herrenberg. Sie kennt eine weitere Version des St.-Peter-und-Paul-Spruchs (zum 29. Juni): „Meine Mutter (Jahrgang 1912) sagte immer, Peter und Paul, dia packen sich am Auor (Ohr), dr peter isch so keck ond schmeißt den Pau en Dreck.“

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