Alon Bindes (l.) und Lior Smith in der Stuttgarter Synagoge. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Einmal ist immer das erste Mal: Lior Smith und Alon Bindes von der Jüdischen Studierendenunion Württemberg, haben in Stuttgart die erste Demonstration ihres Lebens organisiert. Zwei Stimmen aus unserer Reihe „Zuhause ist hier“.

„Wir müssen etwas machen“ – das war der erste Gedanke, der Lior Smith durchfuhr, als sie von den „Correctiv“-Recherchen über rechtsextreme Deportationsfantasien hörte. Nur was? Eine Demo? „Verrückte Idee“, dachte die 35-jährige Neu-Stuttgarterin und Jüdin. Sie war noch nie auf einer gewesen, geschweige denn hatte sie eine organisiert.

Smith, gebürtig in Lahr und Vize-Sprecherin der Landes-Grünen, beriet sich mit ihrem Mann Aaron, einem jüdischen Deutsch-Amerikaner und ihren Freunden aus der Jüdischen Studierenden-Union in Stuttgart. Sie beschlossen, es zu wagen: das Ergebnis war die Großdemo am 21. Januar auf dem Marktplatz mit rund 8000 Teilnehmern unter dem Motto „Stuttgart hält zusammen“.

Eine wichtige Erfahrung. Bei der jungen Frau hinterließ sie das Gefühl, „dass man auch als kleines Rädchen etwas bewirken kann“.

„Die größte Gefahr für die Demokratie geht von der Gleichgültigkeit aus“

Das nimmt auch der 27-jährige Alon Bindes für sich mit, ein gebürtiger Stuttgarter, dessen Eltern aus Polen und Israel kommen. Bindes, ebenfalls Jude, steht der Studierendenunion Württemberg vor; er studiert Wirtschaftswissenschaften in Hohenheim.

„Die größte Gefahr für die Demokratie geht von der Gleichgültigkeit aus“, hatte er in seiner Rede auf dem Marktplatz gesagt. Er teilt den Wunsch von Lior Smith, „dass wir einander begegnen, aufeinander achten und in unserer Vielfalt Akzeptanz finden“ und betont seinerseits: „In der Vielfalt sehe ich die Stärke unserer Gemeinschaft.“

Aktuelle Debatte

Potsdamer Treffen
Das Recherche-Netzwerk „Correctiv“ hat über ein Treffen berichtet, das im November in Potsdam stattfand. Daran nahmen neben dem prominenten Rechtsextremisten Martin Sellner auch Vertreter der AfD und der CDU teil. Sellner stellte ein „Remigrations“- Konzept vor. Es sieht vor, bestimmte Menschen aus Deutschland zu vertreiben – auch welche mit deutscher Staatsangehörigkeit.

„Remigration“
Die AfD verwendet den Begriff „Remigration“ schon länger. Nach der Debatte um die Recherche teilte die Partei mit, dass es dabei nach ihrem Verständnis weder um deutsche Staatsangehörige noch um Vertreibungen ginge.