Der Staatsanwalt ermittelt jetzt gegen den in Südafrika vermissten Porsche-Veredler Uwe

Der Staatsanwalt ermittelt jetzt gegen den in Südafrika vermissten Porsche-Veredler Uwe Gemballa wegen des Verdachts einer Wirtschaftsstraftat. Derweil verdichten sich aber die Erkenntnisse, dass der 54-Jährige Opfer eines Gewaltverbrechens wurde.

Von Wolf-Dieter Obst

LEONBERG/BÖBLINGEN. 13 Stunden hat die Rückreise von Johannesburg gedauert. Mehrere Tage haben sie nach Spuren in Südafrika gesucht, nach Hinweisen auf den Aufenthaltsort des Leonberger Porsche-Tuners Uwe Gemballa. Ein 52-jähriger Kriminalhauptkommissar der Polizeidirektion Böblingen, erfahren im Umgang mit organisierter Kriminalität und anderen Schwerverbrechen, und ein LKA-Beamter, der bei sogenannten Schwerstlagen als Berater eingreift, haben mit der südafrikanischen Polizei versucht, das Rätsel am Ort des Geschehens zu lösen. Das Rätsel, warum Gemballa seit seinem Anruf bei seiner Frau am 9. Februar in Johannesburg verschwunden ist.

Mit einer Lufthansa-Maschine sind die Ermittler am Dienstagabend am Tambo International Airport gestartet, kommen am Mittwoch gegen halb sechs in Frankfurt an, steigen morgens um acht am Stuttgarter Hauptbahnhof aus dem ICE. Auspacken zu Hause, dann gegen Mittag eine Dienstbesprechung in der Zentrale der Böblinger Polizei. Die Fahnder haben keine Erfolgsmeldung: Gemballa bleibt verschwunden.

Doch für die Polizei wird immer wahrscheinlicher, dass Gemballa Opfer eines Gewaltverbrechens wurde. "Die Gesamtumstände des Telefonanrufs am 9. Februar lassen uns zu der Bewertung kommen, dass hier wohl eine Straftat im Raum steht", sagt Kripochef Rüdiger Winter. Das Gesprächsverhalten des 54-Jährigen, die seltsame Geschichte von einem Unfall und dem hohen Bargeldbetrag, den die Frau nach Südafrika schicken solle - diese und andere, nicht genannte Faktoren sprechen offenbar dafür.

Dabei hätte Gemballa durchaus ein Motiv, in Südafrika abzutauchen. Gläubiger und das Finanzamt wollten bereits vor Tagen in seiner in Schieflage geratenen Leonberger Firma zwangsvollstrecken lassen. Die Gemballa Automobiltechnik GmbH & Co KG mit 38 Mitarbeitern ist nun in der Hand des Insolvenzverwalters Philipp Grub, der verbliebene Vermögenswerte sichern soll. Allein 2009 gab es einen Verlust von 1,2 Millionen Euro. Staatsanwaltssprecherin Claudia Krauth bestätigte am Mittwoch auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Behörde gegen Gemballa ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat - wegen des Verdachts, das Insolvenzverfahren verschleppt zu haben. Laut Paragraf 15 a der Insolvenzordnung drohen bei dieser Straftat eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft.

Der 54-Jährige hatte vor seiner Reise nach Dubai und Südafrika nicht etwa "ohne schuldhaftes Zögern" einen Insolvenzantrag gestellt, sondern eine neue Firma gegründet: die Gemballa Sport Cars GmbH & Co KG, über die zuletzt die neuen Projekte abgewickelt wurden. Bereits in der Vergangenheit hatte der Sportwagen-Veredler mit Firmengründungen Finanzprobleme und einen Konkurs überstanden.

Die Ermittlungen in Südafrika haben bisher keine Hinweise darauf ergeben, dass irgendwelche Gelder aus Firmenbeständen nach Südafrika geflossen wären. "Für solche Finanztransfers gibt es keine Erkenntnisse", sagt der vorläufige Insolvenzverwalter Grub auf Anfrage. Freilich sei die Zeit der Überprüfung der finanziellen Verhältnisse noch zu kurz, um einen vollständigen Überblick haben zu können. Die südafrikanischen Behörden ermitteln in einem eigenen Verfahren im Fall Gemballa. Auch dort gibt es offenbar keine Hinweise auf Finanzgeschäfte des Leonbergers.

Bei der Suche nach dem Mann, den Uwe Gemballa kurz nach seiner Ankunft am Abend des 8. Februar getroffen hatte, gibt es ebenfalls einen Rückschlag. Der Verdacht, dass es sich um den gesuchten tschechischen Kriminellen Radovan Krejcir handelte, konnte bei den Ermittlungen nicht weiter erhärtet werden. In Sicherheitskreisen war der wegen Steuerbetrugs in Millionenhöhe verurteilte Unternehmer auf einer Videoaufnahme zusammen mit Gemballa am Flughafen in Johannesburg wiedererkannt worden. Das deutsch-südafrikanische Ermittlerteam hat diese Spur nun abhaken müssen. "Wir suchen weiter einen Unbekannten", sagt Kripochef Winter.

Die Ermittlungen in Südafrika haben sich für die Polizei in Böblingen dennoch gelohnt. Mit Südafrika gibt es zwar kein Rechtshilfeabkommen, keine eingespielte Zusammenarbeit wie mit österreichischen oder französischen Behörden. "Doch das alles lief völlig unproblematisch", stellt Winter fest, "die polizeiliche Alltagsarbeit unterscheidet sich nicht wesentlich." Durch ständige Kommunikation habe "unnötige Doppelarbeit" vermieden werden können.

Allerdings bleibt der formale Weg des Rechtshilfeersuchens an das Fußball-WM-Land 2010 weiterhin notwendig. Die Ermittler haben zwar Notizen mitgebracht, die offiziellen Vernehmungen und Bilder müssen aber auf dem regulären Dienstweg beantragt werden.