Von Imelda FlaigWINNENDEN. Beim Elektrowerkzeug-Hersteller AEG Electric Tools in Winnenden (Rems-Murr-Kreis),

Von Imelda Flaig

WINNENDEN. Beim Elektrowerkzeug-Hersteller AEG Electric Tools in Winnenden (Rems-Murr-Kreis), der zur chinesischen Techtronic Industries (TTI) gehört, ist das Aus für die Produktion kaum noch abzuwenden. Nach den Plänen des Managements, sollen bis Sommer 2011 rund 330 der 440 Arbeitsplätze wegfallen. Vertrieb und Materialbeschaffung sollen noch übrig bleiben, Montage, Fertigung und Forschung ins Ausland - etwa nach Tschechien - bzw. an externe Lieferanten verlagert werden. Einst waren am Standort 2000 Mitarbeiter beschäftigt, künftig sollen es noch etwas mehr als 100 sein.

Mit der Produktion am Standort könne man dem Wettbewerbsdruck nicht standhalten, begründet Personalleiter Marc Gimmy den Abbau. Die Firma habe massive Verluste geschrieben. In Winnenden werden Elektrogeräte für Profis und auch fürs Massengeschäft mit den Heimwerkern hergestellt. Im Ausland ließe sich zu 50 Prozent günstiger produzieren, sagt Gimmy. Man werde nun zügig Gespräche über einen Interessenausgleich führen. Es gehe darum, Jobalternativen für die Mitarbeiter zu finden - etwa durch eine Beschäftigungsgesellschaft. Wenn das Management im fernen Hongkong sitze, seien solche Entscheidungen wohl leichter zu treffen, sagt Dieter Knauß, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Waiblingen, mit Blick auf die Muttergesellschaft.

Der Fall AEG ist symptomatisch für die Branche, die massiv unter der Krise leidet. Zu schaffen macht den Herstellern vor allem die schlechte Baukonjunktur - in Deutschland, aber auch in wichtigen Märkten wie Spanien, England oder Russland, wo der Wohnungsbau fast zum Erliegen gekommen ist. Das schlägt auf Profigeräte durch, die vor allem im Inland gefertigt werden. Wenn bei Handwerkern die Aufträge zurückgehen, kaufen sie keine neuen Bohrhämmer oder Winkelschleifer. Hinzu kommt die Billigkonkurrenz aus Fernost - allen voran aus China - die mit Akkuschraubern und Bohrern den Heimwerkermarkt überschwemmt.

In Baden-Württemberg sind die Auswirkungen besonders zu spüren, denn hier weist die Elektrowerkzeugbranche eine bundesweit einmalige Konzentration auf, so eine Studie des IMU-Instituts. Mehr als ein Drittel des Weltmarktvolumens werden von Elektrowerkzeug-Herstellern wie AEG, Baier (Asperg), Bosch (Leinfelden), Metabo (Nürtingen), Festool (Wendlingen), Duss (Neubulach, Kreis Calw), Fein (Schwäbisch-Gmünd), Flex (Steinheim), Kress (Bisingen) oder Mafell (Oberndorf) realisiert. Hinzu kommen noch bedeutende Zulieferer. "Ein einmaliger Cluster", beschreibt es Knauß.

Viele Firmen haben Probleme, können diese im Gegensatz zu AEG aber noch mit Kurzarbeit überbrücken. Bosch, Marktführer bei Elektrowerkzeugen, der allein in Leinfelden und Murrhardt knapp 2000 Mitarbeiter beschäftigt, konnte Einbrüche im Profibereich teils durch seine Gartengerätesparte abfedern, wie ein Sprecher sagt. Entscheidend sei, wie breit ein Hersteller aufgestellt sei.