Klein aber gefährlich: Zecken Foto: Fotolia/© Daniel Strauch

In Deutschland steigt die Zahl der FSME-Risikogebiete. Doch die Zahl der Impfungen, die gegen die von zecken übertragene Hirnentzündung helfen soll, nimmt ab. Die Zecke macht den Deutschen zu wenig Angst.

Berlin/Stuttgart - Es gibt nicht viele Tiere hierzulande, die den Menschen das Fürchten lehren. Höchstens, wenn mal wieder ein Wolf zu nah an einem Wohngebiet gesichtet wird, macht sich Panik breit. Manche, so schreiben es die Zeitungen in den Gebieten, wo Wölfe gesichtet wurden, trauen sich schon nicht mehr mit Kindern in den Wald.

Liest man im aktuellen Epidemiologischen Bulletin, den das Robert-Koch-Institut (RKI) am Mittwoch veröffentlicht hat, könnte das Vermeiden von Waldspaziergängen durchaus das Risiko für Leib und Leben senken – aber nicht wegen des Raubtiers, das sich hierzulande mehr und mehr heimisch fühlt. Vielmehr sind es die Zecken, die sich in diesem Jahr offenbar so zahlreich ausgebreitet haben, dass das RKI warnt: Die Zahl der Risikogebiete für die von Zecken übertragene Hirnentzündung FSME ist gestiegen.

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145 Kreise sind es insgesamt, die meisten in Bayern und Baden-Württemberg. Neu hinzugekommen ist nun Thüringen. Und dort wurden auch 2014 die meisten der bundesweit 265 Fälle gemeldet: In Bayern waren es 123, in Baden-Württemberg 69. Die anderen Länder folgten mit weitem Abstand. 2013 waren es 420 gemeldete FSME-Fälle gewesen, in den Jahren zuvor 195 und 424.

Die erwachsenen Bundesbürger lassen sich kaum noch impfen

Mit einer FSME ist nicht zu spaßen: In schweren Fällen kann es zur Entzündung des Gehirns sowie Schädigung des Rückenmarks kommen; schlimmstenfalls endet eine Infektion tödlich.

So werden Gesundheitsexperten nicht müde ihrer Warnungen: Menschen, die in Risikogebieten leben oder arbeiten und Kontakt zu Zecken haben, sollten sich impfen lassen. „Das Gleiche gilt für alle, die dorthin reisen und sich im Freien aufhalten“, betont auch jetzt wieder Ole Wichmann, Leiter des RKI-Fachbereichs Impfprävention.

Doch ob dieser Aufforderung Folge geleistet wird, bleibt fraglich: Die Impfquoten in Risikogebieten stagnieren, sind sogar rückläufig. Immerhin: Für Kinder gibt es bei der Dreifachimpfung gegen FSME recht gute Impfquoten. In Thüringen liegt die Quote für Schulanfänger bei 21,2 Prozent, im benachbarten Hessen bei 19,6 Prozent; Bayern erreicht immerhin 36,3 Prozent.

Heilbronn ist das einzige Nicht-Risikogebiet im Land

Vielleicht ist es die Sorglosigkeit, die Wanderer, Spaziergänger, Jogger unbekümmert und ungeschützt weiterhin durch Feld, Wald und Wiesen streifen lässt – getreu dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. Vielleicht ist es auch das Misstrauen, dass das Werben für die Impfung nicht nur der Volksgesundheit, sondern auch dem Profit der Pharmahersteller dienen könnte. Ganz zu schweigen von den Nebenwirkungen, die Immunisierungen per se mit sich bringen können.

Dann aber sei diesen Menschen empfohlen, künftige Spaziergänge und Joggingrunden im Stadtkreis Heilbronn zu absolvieren. Denn dieser ist in Baden-Württemberg die einzige Region, die nicht als Risikogebiet gilt. Krank werden kann man allerdings dennoch: Eine weitere von Zecken übertragene Erkrankung ist die Lyme-Borreliose. Die Infektion beginnt mit einem roten Ring um den Zeckenstich. Weitere Symptome sind Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber. Unbehandelt sind Spätfolgen wie Gelenk-, Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich. Typische Risikogebiete oder Schutzimpfungen gibt es hierfür nicht.