Stefanie Strebel (vorne ) pflanzt Walderdbeeren. Foto: Sophia Wolf

Kräuterwissen geht durch den Magen. Das ist das Konzept eines bundesweiten Projekts, das Erzieher Lust machen will, Gärten in Kindergärten anzulegen. Die Wurzelkinder in Riedenberg dienen dafür als Vorbild.

Riedenberg - Kurz erschrecken sich alle, als der riesige Hahn auf den Tisch springt und über die Wildkräuter-Bücher stolziert. Gartenplanung und Rezepte mit Kräutern interessieren ihn nicht. Die Menschen schon. Deshalb sind sie Anfang der Woche zum Waldorf- und Naturkindergarten Wurzelkinder Riedenberg gekommen.

Die Biologin Ann-Kathrin Spiegel lässt sich vom Hahn nicht stören und fährt mit ihrem Vortrag zum Thema „Naschgarten – Essbare Kräuter und Beeren“ fort. Als Abgesandte des Projekts „Kinder-Garten im Kindergarten“ gibt Spiegel Workshops für Erzieher aus der Region. Insgesamt machen bundesweit 200 Kindergärten bei dem Projekt mit. Im Garten im Kindergarten sollen Kinder lernen, dass Möhren eben nicht in der Plastiktüte wachsen. Sie sollen Blätter fühlen, in der Erde wühlen, Beeren essen – darum geht es.

Rhabarber und Rucola im Kindergarten

Genau das geschieht bei den Riedenberger Wurzelkindern schon. Weshalb er an jenem Tag als Vorbild dient. Den Garten gibt es schon seit zehn Jahren, in ihm sprießen Träublesbüsche, Rhabarber, sowie Rucola, Schnittlauch und Bärlauch.

Nachdem die Biologin Ratschläge zum Pflanzen gegeben hat, können die Erzieher mit Hacken und Handschuhen loslegen. Wichtig sei, dass das Loch für die Pflanzen zweimal so tief sei wie der Wurzelballen, sagt Spiegel. Die Erzieher und Ann-Kathrin Spiegel pflanzen unter anderem Waldmeister an den Zaun, Waldbeeren im Garten verteilt und Ringelblumensamen in eines der beiden Hochbeete. „Die Blüten der Ringelblumen eignen sich besonders als Dekoration auf einem Butterbrot oder auf Nudeln mit heller Soße“, sagt Spiegel.

In einem Garten gibt es immer etwas zu tun. So werden die Kinder in den nächsten Tagen zum Beispiel Kapuzinerkresse und Tomaten anpflanzen. Sie sollen die vielen unterschiedlichen Pflanzen und Tiere mit eigenen Augen sehen. „Nur durch die Begeisterung für die Natur kann die Vielfalt geschützt werden“, sagt Spiegel.

Der Lerneffekt ist groß

Zu dieser Vielfalt gehören auch verschiedene Wildkräuter. Sauerampfer und Süßdolde, die früher oft auf dem Speiseplan standen, sollen zurückkehren, die Kinder werden sie abzupfen und direkt in den Mund schieben. So sei der Lerneffekt groß. „Das Erlebnis einer sonnenwarmen Tomate direkt in den Mund ist einfach etwas anderes“, schwärmt die Biologin. Damit nicht zufällig Giftiges zwischen die Zähne gerät, empfiehlt Spiegel, sogenannte Naschinseln anzulegen. Dann brauchen sich Eltern und Erzieher keine Sorgen machen.

Nicht nur für die Kinder ist der Garten übrigens ein Erlebnis, auch die Erzieher können neue Kraft an der frischen Luft tanken. So genießt die Teilnehmerin Stefanie Strebel zum Beispiel, dass während der vielen Theorie Hühner um sie herum scharren. „Das entspannt mich richtig.“