Sie legen mit maschineller Hilfe den Grundstein für Wohnungen: Bezirksvorsteherin Sabine Mezger, GWG-Chef Rainer Ganske und Rainer Alber vom Bauunternehmen Gottlob Rommel (von links) Foto: Jan Reich

Das alte Stuttgarter Postdörfle mag einmal ein etwas verwunschenes Wohngebiet gewesen sein. Durch die Aufsiedlung im benachbarten Europaviertel ist es aber in den Blickpunkt gerückt. Wohnungen sind hier sehr gefragt. Für 28 Einheiten ist jetzt der Grundstein gelegt worden – 18 sind bereits verkauft.

Stuttgart - Wer in Stuttgart Wohnungen baut und beim Standort keinen krassen Missgriff tut, braucht sich um den Verkauf nicht zu sorgen. Im Postdörfle im Stadtbezirk Nord ist am Freitag der Grundstein gelegt worden für den Bau von 28 Eigentumswohnungen – und 18 Einheiten sind bereits verkauft. Für die anderen gibt es Interessenten, sagte Rainer Ganske, Vorstandsmitglied beim Wohnungsbauunternehmen GWG.

Der Markt, da ist sich Ganske sicher, würde noch viele Wohnungen goutieren. Zu der Debatte, ob Stuttgart 1800 neue Einheiten pro Jahr oder bis zu 8000 braucht, wollte er allerdings keine Zahl beisteuern. Nur so viel: Die Nachfrage sei gar nicht zu decken. „Wenn 10 000 Wohnungen fertiggestellt würden, wären die auch gleich weg.“ Der Hauptbedarf seien aber speziell bezahlbare Wohnungen, am besten Mietwohnungen.

Der Quadratmeter kostet 5700 Euro

In diese Rubrik fallen die jetzt in Angriff genommenen, 51 bis 144 Quadratmeter großen Wohnungen nicht. Käufer müssen im Schnitt etwa 5700 Euro pro Quadratmeter bezahlen, oben etwas mehr. Die Penthouse-Wohnung gibt es für rund 900 000 Euro. Zum Vergleich: Nach Neubauvorhaben zwischen Hauptstätter Straße und Tübinger Straße in Stuttgart-Süd wurden um die 7000 Euro pro Quadratmeter fällig.

Das jetzt begonnene Gebäude entsteht an der Birkenwaldstraße. Nicht weit davon entfernt, brummt der Bär: Jenseits der Heilbronner Straße ziehen das Einkaufszentrum Milaneo und die Stadtbücherei Besuchermassen an. Entlang der Verkehrsschlagader sind diverse Arbeitgeber angesiedelt. „Das Postdörfle-Areal ist zentral, der Standort dennoch ruhig“, sagte Ganske daher.

Insgesamt rund 180 GWG-Wohnungen

Hier investiert die GWG für das sechsgeschossige Gebäude mit den 28 Wohnungen fast zehn Millionen Euro. Mitte 2017 werden sie fertig. In drei früheren Bauabschnitten hatte die GWG seit 2005 bereits 122 Wohnungen errichtet. Und zurzeit plant sie einen fünften Abschnitt mit rund 30 Einheiten.

Obwohl man da sicher nicht von Wohnungen für die Arbeiterklasse reden kann, fühlt sich die GWG „in der Verantwortung“, die einstige Arbeitersiedlung Postdörfle „als historischen Ort zu würdigen und hier architektonisch hochwertige Wohnungen zu errichten“. Denn mit Stuttgarts erster Arbeitersiedlung seien von 1868 bis 1872 „baulich neue Maßstäbe gesetzt“ worden. Bei einem Luftangriff im September 1944 wurde sie zerstört – und nach dem Krieg mit einfachen Siedlungshäusern ersetzt.

Gottlob Rommel baut am einstigen Firmensitz

Deren Nachfolger werden von der Firma Gottlob Rommel gebaut, die damit zu ihren Ursprüngen zurückkehrte: Knapp 100 Meter von der Baustelle entfernt hatte sie nach dem Krieg in einem kleinen Büro die Tätigkeit aufgenommen.