Der Stuttgarter Immobilienmarkt ist nach wie vor sehr begehrt. Foto: Mierendorf

Der Markt für Wohnhäuser in Stuttgart erzielte 2011 den höchsten Umsatz der letzten zehn Jahre.
 

Spitzenreiter dieser Entwicklung waren dabei innerstädtische Mehrfamilienhäuser sowie Wohn- und Geschäftshäuser in Stuttgart. Dabei gab es teilweise Preissteigerungen im zweistelligen Prozentbereich, sagt Robin Frank, Leiter der Immobilienvermittlung BW GmbH (BW Bank).

Auch für die Südwestbank-Tochter Blue Estate ist das zurückliegende Jahr gut gelaufen. Gefragt waren hier vor allem Ein- und Mehrfamilienhäuser. „Der Run auf Sachwerte war deutlich spürbar”, so Götz Heimerdinger, geschäftsführender Gesellschafter von Blue Estate. Auch Heimerdinger bestätigt dabei ein „bemerkenswert hohes Preisniveau”.

Sehr zufrieden mit dem zurückliegenden Jahr zeigt sich auch das Bankhaus Ellwanger & Geiger. Dr. Volker Gerstenmaier, persönlich haftender Gesellschafter, konstatiert, dass die auf dem Stuttgarter Wohnimmobilienmarkt traditionell starke Nachfrage das vorhandene Angebot nochmals deutlich übertroffen hat. Der Trend Richtung Stadt scheint auf dem privaten Immobilienmarkt ungebrochen. Gerstenmaier: „Vor allem Einfamilienhäuser, klassische Stadtwohnungen und Kapitalanlageobjekte waren sehr gefragt”. Für 2012 sieht das Bankhaus einen stabilen Trend bei nach wie vor deutlichem Nachfrageüberhang. „Die Immobilie als Sachwert wird nach unserer Einschätzung noch mehr an Bedeutung gewinnen und so auf dem ohnehin engen Stuttgarter Markt für ein weiterhin sehr hohes Preisniveau sorgen”, so die Privatbank.

Beliebtes Zentrum

Den „höchsten Gesamtumsatz seit Jahren” meldet Engel & Völkers. Zahlreiche Privatinvestoren schichteten derzeit ihre Anlageportfolien um und legten ihr Kapital vermehrt in Wohn- und Geschäftshäusern an, ist die Erfahrung von Claudia Philipp, geschäftsführende Gesellschafterin von Engel & Völkers in Stuttgart. Dabei drängten derzeit viele Käufer - vor allem wohlhabende private Investoren - ins Zentrum des Großraums Stuttgart und suchten überwiegend in den äußerst begehrten Höhenlagen wie Killesberg, Bopser, Gänsheide oder Degerloch. Die kräftige Nachfrage und ein viel zu knappes Angebot in der Landeshauptstadt haben die Preise für Wohnimmobilien auf ein neues Höchstniveau getrieben. „Die Preise haben seit 2009/2010 um bis zu 20 Prozent angezogen. Inzwischen werden für einzelne Immobilien in Bestlagen bis zu sechs Millionen Euro gezahlt”, so Philipp. Gleichzeitig stiegen die Höchstpreise für Eigentumswohnungen in der Landeshauptstadt von 6000 auf 8000 Euro je Quadratmeter.

In Ausnahmen würden bereits 10 000 Euro bezahlt, so die Immobilienexpertin. Dieses ausgedünnte Angebot habe in Stuttgart mittlerweile dazu geführt, dass von der Nachfrage vor allem auch Teilmärkte wie Vaihingen, Möhringen, Rohr und Botnang profitieren konnten. Potenzial böten aber auch Plieningen, Heslach und Bad Cannstatt. Mit ein Grund für den Boom auf dem Wohnimmobilienmarkt sei aber auch die Erhöhung der Grunderwerbsteuer im November 2011 gewesen. Dies habe die Beurkundungen im Herbst noch einmal gewaltig gepuscht, so Engel & Völkers.

Neben Privatinvestoren, die in Stuttgart von jeher bevorzugt wohnwirtschaftliche Investments tätigen, stehen Wohnanlagen seit geraumer Zeit auch wieder bei institutionellen Investoren hoch im Kurs. Mit der Folge, dass Eigennutzer und Kapitalanlager zunehmend beim Kauf einer Immobilie im Wettbewerb stünden.

Hier könnten mittelfristig die großvolumigen Projekte im Stuttgarter Süden, im Europaviertel, am Berliner Platz oder am Pragsattel die Situation entschärfen, glaubt Frank Leukhardt von Colliers Bräutigam & Krämer.

Konstante Nachfrage

Allerdings ist auch in den Vorortlagen der Region laut BW Bank die Nachfrage sowohl nach Eigentumswohnungen als auch nach Ein- und Zweifamilienhäusern konstant hoch. Hier muss in Einzelfällen ebenfalls mit Preissteigerungen gerechnet werden. Stimmten Zustand, Lage und Preis, komme es sehr schnell zum Notartermin. Allerdings würden trotz einer hohen Nachfrage überzogene Preisvorstellungen vom Markt nicht akzeptiert. Vielmehr werde von den Interessenten eine notwendige energetische Investition in die Preisfindung mit einbezogen, schränkt Robin Frank ein.

Das ist auch die Erfahrung von Stephan Scheibe vom Stuttgarter Regionalbüro von Dr. Lübke. Trotz immer länger werdenden Wartelisten würden die Leute nicht jeden Ladenhüter in der Landeshauptstadt kaufen. Den einen oder anderen ziehe es nach einer entsprechenden Wartezeit dann schon eher ins Remstal, nach Ludwigsburg, Gerlingen oder Esslingen. Allerdings müsste der Immobilienkäufer auch in der Peripherie mit leichten Preissteigerungen rechnen.