2400 Beratungsgespräche seit Oktober 2015: Die Mitarbeiter des Welcome Centers machen künftig auch Termine in den Landkreisen Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

31 000 Fachkräfte fehlen nach Angaben der Industrie- und Handelskammer in diesem Jahr allein in der Region Stuttgart. Etwas dagegen hat auch die regionale Wirtschaftsförderung, die um jede Nachwuchskraft kämpft.

Stuttgart - Wenn Walter Rogg im Wirtschaftsausschuss vorstellt, was sein Team das Jahr über so treibt, erntet er regelmäßig kräftiges Schulterklopfen. So auch jetzt wieder, als er berichtete, wie seine Wirtschaftsförderung Region Stuttgart (WRS) GmbH um die Fachkräfte von morgen wirbt. Zum Zuspruch gehört aber immer auch die Nachfrage, wie sich der Erfolg der WRS in Zahlen messen lässt.

Chef-Wirtschaftsförderer Rogg sagte den Ausschussmitglieder, was er dagegen tut, dass das vor zwei Jahren im regionalen Strukturbericht für 2030 vorausgesagte Fehlen von 132 000 Arbeitskräften vor allem in technischen Branchen, aber auch in der Pflege wahr wird. Rogg sprach von Ständen auf Fachmessen in Aachen, Berlin und Dresden, wo täglich bis zu 300 Gespräche mit Studenten auch aus dem Ausland geführt werden; er zählte sieben Jobmessen auf, bei denen sich 18 Unternehmen aus der Region 2014 am WRS-Stand präsentieren durften; er nannte Career Walks, bei denen Studenten an Firmen-Messeständen vorgestellt werden; er verwies auf die Jobbörse jobs.region-stuttgart.de, das Dual Career Center Region Stuttgart, das sich auch um die Karriere von Ehepartnern von umworbenen Fachkräften kümmert, und das Talente-Forum, auf dem sich zuletzt mehr als 70 Personal-Chefs über neue Trends bei der Nachwuchsgewinnung informierten.

Rogg hob die Rolle der WRS als Sprecherin der regionalen Fachkräfteallianz und als Koordinatorin aller Allianzen sowie aller Welcome Center in Baden-Württemberg hervor. Dabei ließ er durchblicken, dass solch exponierte Funktionen nur übertragen bekommt, wer den Durchblick hat. Er betonte aber auch die gute Zusammenarbeit mit IHK, Handwerkskammer, Agenturen für Arbeit, Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften oder Kommunen. Als Neuheit kündigte Rogg an, dass das Welcome Center, das die WRS gemeinsam mit der Landeshauptstadt im Alten Waisenhaus betreibt, sich von diesem Herbst an einen Nachmittag pro Woche bei Partnern in den Landkreisen um Stuttgart präsentieren wird. Außerdem wird das Center zu den sogenannten Leitmessen IT & Business, Motek, World of Energy Solutions und AMB eine Außenstelle in der Region Stuttgart Lounge auf der Landesmesse eröffnen. Das geht auf einen Antrag der Fraktion der Freien Wähler zurück.

Der Esslinger OB Jürgen Zieger (SPD) äußerte sich anerkennend über die Umtriebigkeit des Wirtschaftsförderers. Ihm fehlten aber Zahlen, mit denen man „erfolgreiches Tun auch messen kann“. Welche das sein könnten, überließ Zieger der Fantasie Roggs. Er brauche aber Argumentationshilfen, um den hohen Aufwand rechtfertigen zu können: Der Verband Region Stuttgart überweist 2015 fast 6,9 Millionen Euro an seine Tochtergesellschaft WRS. Albrecht Braun (FDP) erhoffte sich fürs nächste Mal ebenfalls „konkretere Ergebnisse“. Monica Wüllner (CDU) räumte ein, wenig über die Wirkung zu wissen, obwohl sie erkenne, dass „unglaublich viel gemacht wird“. Einig waren sich alle, dass bestehende Angebote bekannter gemacht werden sollen.

Das gefällt Walter Rogg. Schwerer tut er sich damit, weitere Zahlen zu nennen. „Erfolge sind nicht immer monokausal“, sagte der gelernte Journalist, „wenn 1850 Personalchefs unser Talente-Magazin abonnieren, kann ich auch nicht sagen, ob dadurch etwas besser wird“. Oder 2400 Beratungsgespräche im Welcome Center seit der Eröffnung im vergangenen Oktober: Welcher Anteil geht an die WRS, wenn eine Fachkraft von hier aus Arbeit findet oder auf ihrer Stelle glücklich und zufrieden ist? Der WRS-Geschäftsführer wird sich auch beim nächsten Bericht wieder nach der Messbarkeit seines Erfolgs fragen lassen müssen.