Die Winnender Schulverwaltung hat ein ambitioniertes Konzept vorgelegt. Foto: Pascal Thiel

Die Winnender Schulverwaltung hat ein verbindliches Konzept für künftige Ganztages-Grundschulen vorgelegt. Das Niveau ist sehr hoch. Bisher haben zwei Schulen Interesse bekundet.

Winnenden - Für Andreas Hein, den Leiter des Kultur-, Sport- und Schulamts der Stadt Winnenden, hat es in den vergangenen Monaten vor allem ein Thema gegeben: ganztägige Grundschulen. Dazu hat der 30-Jährige, der das Amt seit Herbst 2014 leitet, die Konzepte, die in den Grundschulen der Stadt in den vergangenen Jahren erarbeitet worden waren, durchforstet. Bei acht Schulen kommt da einiges zusammen. „Für eine Stadt ihrer Größe ist Winnenden sehr gut mit Grundschulen versorgt“, so er Amtsleiter.

„Besser kann man sich in sein Aufgabengebiet eigentlich nicht einarbeiten“, sagt der Erste Bürgermeister Norbert Sailer, zu dessen Ressort das Schulamt zählt. Gemeinsam haben er und Hein nun das Ergebnis der langwierigen Arbeit vorgestellt: ein Rahmenkonzept für die Einrichtung von Ganztagesschulen an Grundschulen und an Grundstufen von Förderschulen. Das Schriftwerk hat die Ausmaße eines Versandhauskatalogs.Darin werden Richtlinien festgelegt, die von einer Schule eingehalten werden müssen, wenn sie eine Ganztagesschule werden will. Und diese Standards sind hoch angesetzt. „Höher als das Land sie fordert. Wir stehen mit unserem Konzept mit an der Spitze, vergleichbar mit Stuttgart“, sagt Andreas Hein.

Der Sinn des Werks ist die Qualitätssicherung für die Ganztagesbetreuung. Diese unterscheidet sich gravierend von den Pflichten, die eine Ganztagsschule – ohne den Buchstaben „e“ in der Mitte des Begriffes – hat, also wie die Winnender „Tomate“. In der Ganztagesschule wird die Betreuung täglich außer Freitag zwischen 7 Uhr und 17 Uhr garantiert, freitags bis 15.30 Uhr. In der Winnender „Tomate“ wird zwar zudem eine Hausaufgabenbetreuung angeboten, diese ist bei einer Einrichtung wie dieser jedoch nicht verbindlich.

„Die Schulen entscheiden, ob sie Ganztagesschulen werden wollen“, betont Sailer. Die Stadt zwinge keine dazu, sich diesem Modell anzuschließen. Bei Halbtagsangeboten bleibt dieses erhalten, selbst wenn sich die Schule zu dem neuen Modell entschließt. Für Eltern wird der Aspekt „Ganztagesschule oder nicht“ zum Argument, ihr Kind auch an eine Schule schicken zu können, die nicht in ihrem Stadtteil liegt, je nachdem, ob es das Angebot dort gibt oder nicht. Bisher haben sich lediglich die Kastenschule und die Förderschule für ein Ganztagesangebot ausgesprochen.

Im Fall der Kastenschule ist dazu ein Umbau nötig. Denn obligatorisch für die Ganztagesbetreuung ist in Winnenden ein gemeinsames Mittagessen. „Damit sollen soziale Kompetenzen der Kinder gestärkt werden, wenn sie in einer Tischgemeinschaft regelmäßig essen“, sagt Sailer. Sport und Musik werden auch angeboten. Dazu kooperieren die Schulen mit der Stadtjugendmusikschule und den Sportvereinen.

„Durch das Konzept kooperieren wir mit Vereinen, die sonst bei Ganztagesbetreuungen befürchten müssen, ihren Nachwuchs zu verlieren, weil die Kinder nach der Schule erschöpft sind.“ Dasselbe gelte für Hausaufgaben. Diese werden während der Schulzeit erledigt. Nach 17 Uhr haben die Kinder Freizeit – zum Spielen oder um noch mehr Sport oder Musik zu machen.