Das Zuhause der Wilhelma-Elefanten Pama und Zella entspricht schon lange nicht mehr heutigen Standards für die Elefantenhaltung in Zoos Foto: Max Kovalenko

Die betagten Wilhelma-Elefanten Pama und Zella trotten eher gemächlich durch ihr nicht mehr standesgemäßes Gehege. Dafür drückt der Stuttgarter Zoo bei der Planung einer neuen Behausung aufs Tempo. Direktor Thomas Kölpin würde gerne 2017 mit dem Bau beginnen.

Stuttgart - Wenn einen Vergangenes einholt, muss das nicht zwingend Verdruss bedeuten. Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin war kürzlich auf Besuch in Erfurt. Was er dort gesehen hat, dürfte ihn gefreut haben. Die Stadtoberen haben im Thüringer Zoopark eines der größten und modernsten Elefantengehege Deutschlands eröffnet. Bis zu seinem Abschied als Erfurter Zoo-Chef Ende 2013 hat Kölpin Planung und Bau der Anlage maßgeblich mitverantwortet. Experten wie Stadtpolitiker waren voll des Lobes über das 1,5 Hektar große Gehege. Kölpin hat offenbar einiges richtig gemacht. „Viele Ideen, die wir dort entwickelt haben, werden wir auch in Stuttgart umsetzen“, hat er am Rande der Veranstaltung angekündigt.

Kölpin möchte sich damit nicht mehr allzu lange Zeit lassen. Die im Landeseigentum befindliche Stuttgarter Wilhelma benötigt, soll sie künftig Elefanten halten dürfen, rasch eine neue Behausung für die sensiblen Dickhäuter. Dass die Sache kaum noch Aufschub duldet, sagen die Verantwortlichen nicht erst seit gestern. Zuletzt hat das Projekt jedoch deutlich Fahrt aufgenommen. „Wir befinden uns zurzeit in der Vorplanung“, so Kölpin. Soll heißen: Die Wilhelma-Verantwortlichen entwickeln gerade ein Anforderungsprofil samt Kostenschätzung zum Bau einer Zuchtanlage für Asiatische Elefanten, mit Platz für mehrere Kühe, einen ausgewachsenen und einen jungen Bullen sowie für den Nachwuchs. Ende des Jahres will der Wilhelma-Direktor dem Wirtschafts- und Finanzministerium ein entsprechendes Dossier vorlegen. Dessen Prüfung durch die Beamten soll nach Kölpins Willen alsbald in eine Machbarkeitsstudie und einen Architektenwettbewerb münden. Der Zoo-Chef weiß eine breite Unterstützerschaft hinter sich: Der Förderverein des Zoos mit seinen über 30 000 Mitgliedern bezahlt die Vorplanungen mit bis zu 200 000 Euro. „Bei der Jahresversammlung gab es dafür keine Gegenstimme“, sagte Georg Fundel am Freitag. Der Geschäftsführer des Stuttgarter Flughafens, gleichzeitig Vorsitzender der Zooförderer, hatte schon vor Jahren sieben Millionen Euro aus der Kasse des Vereins als Finanzspritze in Aussicht gestellt. „Der Betrag steht bereit.“

Kölpin will zu Kosten nichts sagen, aber „klar ist, dass 8,3 Millionen Euro wie in Erfurt nicht ausreichen werden“. Das liege schon an den höheren Baupreisen im Südwesten. Nach oben scheint es bei Zoobauten ohnehin keine Grenzen zu geben: Der Zoo in Zürich leistet sich eine Anlage für umgerechnet rund 47 Millionen Euro. Im Tierpark Hellabrunn in München wurde am Freitag das Dach des Elefantenhauses gesprengt, der Umbau soll 15 Millionen Euro kosten.

Für die Stuttgarter Elefanten hat Kölpin schon recht konkrete Pläne. Gebaut werden soll auf 1,5 Hektar zwischen dem neuen Menschenaffenhaus und dem Schaubauernhof. Das Haus wird größer als jenes in Erfurt, das Afrikanische Elefanten beherbergt. „Asiatische Elefanten, wie wir sie in der Wilhelma haben, sind etwas aufwendiger zu halten, weil sie es wärmer und schattiger mögen als ihre afrikanischen Artgenossen.“ In den trockenen Savannen Afrikas könne es anders als in Asiens Regenwäldern nachts empfindlich kühl werden. Auch hielten sich Asiatische Elefanten häufiger im Wasser auf.

Anders als beim 2013 eröffneten Menschenaffenhaus dürften quälende Debatten um die Finanzierung und damit verbundene jahrelange Verzögerungen ausbleiben. Bis 2020 baut die Stadt zwischen Pragsattel und Mineralbad Leuze am Rosensteintunnel. An der Oberfläche kurz hinter dem westlichen Portal soll das Elefantenhaus entstehen. Beides im Einklang abzuwickeln würde Kosten sparen – für Georg Fundel „ein heilsamer Zeitdruck, denn höhere Kosten will keiner verantworten“. Bei rund zweieinhalb Jahren Bauzeit würde Kölpin gerne 2017 loslegen.

Die Wilhelma drückt beim Planen unabhängig vom hohen Alter der beiden aktuellen Elefantenkühe Pama (48) und Zella (47) aufs Tempo. „Erleben sie die Fertigstellung, ziehen sie auf jeden Fall mit um“, sagt Kölpin. Nicht mehr, um nochmals Nachwuchs zu bekommen. Im Alter von etwa 20 Jahren hat es sich damit bei Elefantinnen.