Der provisorische Überweg in die Wilhelma. Mehr Bilder finden Sie in unserer Galerie. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Im und rund um den Stuttgarter Zoologisch-Botanischen Garten stehen erhebliche Veränderungen an – in den nächsten Tagen Wochen, Monaten und Jahren. Jüngstes Projekt ist der neue Fußgängersteg.

Stuttgart - Der Anblick mag in der Stadt der Stäffele so manchen Wilhelma-Besucher bereits am Montag in Versuchung gebracht haben. In zügigem Tempo haben die Bauarbeiter im Auftrag des städtischen Tiefbauamts die neue, circa sieben Meter hohe Behelfsüberquerung der B 10 errichtet – am Samstagnachmittag war beim Blick von der Rosensteinbrücke in Richtung Wilhelma-Theater noch nichts zu sehen, am Montagvormittag stand die Stahlkonstruktion, die zuvor zwischen der Stadtbibliothek und dem Einkaufszentrum Milaneo ihren Dienst tat, fix und fertig da. Das heißt, ganz fertig ist sie noch nicht, denn die Beleuchtung und so manche Sicherheitshalterungen müssen noch angebracht werden.

Immerhin, in den nächsten Tagen werden nach Einschätzung von Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin Fußgänger diese Brücke nutzen können, um zum Haupteingang zu gelangen. Allerdings ist der Behelfssteg nicht barrierefrei. Für Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen bleibt, sofern sie den Buggy nicht zahlreiche Treppen hoch und wieder runterschleppen wollen, weiter nur der bisherige Weg außenherum über mehrere Ampeln an der Kreuzung der Rosensteinbrücke – oder eben jener Überweg an der Stadtbahn-Haltestelle Wilhelma. Die neue Behelfsbrücke stellt somit eine Art Ersatz für den sogenannten Elefantensteg dar, von dem nach dem Abbruch am Wochenende nur noch ein mickriger Stumpf übrig ist.

Die nächsten Baustellen lassen allerdings nicht auf sich warten. Eine befindet sich in unmittelbarer Nähe des Wilhelma-Verwaltungsgebäudes, in dem auch Kölpin sein Dienstzimmer hat. Auf dem Wilhelma-Busparkplatz befindet sich das Logistikzentrum für die Rosensteintunnel-Baustelle. Dort wird derzeit ein neuer Wendekreis für die Reisebusse errichtet, der im Januar fertig sein soll. Dann können die Fahrgäste dort aus den Bussen aus- und nach ihrem Wilhelma-Besuch wieder einsteigen. In der Zwischenzeit muss der Busfahrer sein Gefährt auf dem Wasen parken.

Mit dem sogenannten Vortrieb für den Rosensteintunnel wird nach Angaben von Albrecht Gunzenhauses, dem Geschäftsführer der Martin GmbH Deutschland, Ende Januar begonnen. Bis Mitte 2016 soll der Durchschlag erfolgt sein. Bis die beiden zweispurigen Röhren dann befahrbar sind und der Verkehr auf der alten B 10 vor der Wilhelma sowie auf der Pragstraße deutlich auf gut ein Fünftel reduziert wird, dauert es aber noch bis 2019, da Straße und Beleuchtung oder Lüftung noch fertiggestellt werden müssen.

Eine weitere Baustelle, die noch näher am Zoologisch-Botanischen Garten liegt, beginnt sogar noch einige Wochen vor jener des Rosensteintunnels. Dabei geht es um die neue Haltestelle Wilhelma, die noch in diesem Jahr angegangen und nach derzeitigem Zeitplan der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) im dritten Quartal 2015 fertig sein soll. „Die Haltestelle direkt vor unserer Haustür – davon träumt doch jeder Zoo“, schwärmt Kölpin.

Doch nicht nur außerhalb, auch im Zoo selbst stehen Veränderungen an. Bereits im November schließt das Kleinsäuger- und Vogelhaus, das durch einen Neubau an derselben Stelle ersetzt wird. Ebenfalls nicht mehr genutzt wird demnächst die Nachttierabteilung. Diese befindet sich derzeit noch im Maurischen Landhaus, das hierfür seit 1962 genutzt wird. Angesichts der eher bescheidenen Haltungsbedingungen werden die Tiere derzeit in andere Wilhelma-Gebäude ausgelagert. Die Nachttiere wie die Kleinsäuger und Vögel sollen später im geplanten Elefantenhaus ihr neues Domizil finden.

Apropos Elefantenhaus: Das soll eines Tages zwischen dem Menschenaffenhaus und dem Schaubauernhof stehen – und zwar auf einer 1,5 Hektar umfassenden Fläche oberhalb des künftigen Tunnelportals der B 10 an der Pragstraße. Fertigstellung im Idealfall: 2019 der 2020. Erst anschließend wollen die Verantwortlichen die vor allem von den Freunden und Förderern der Wilhelma forcierten neuen Flusspferdeanlage in Angriff nehmen. Diese könnte als eine Art Wilhelma-Außenstelle auf jenem Areal direkt am Flussufer entstehen, das derzeit noch von den gelben Baucontainer für den Rosensteintunnel dominiert wird. Das Problem: Die Wilhelma ist dem Land untergeordnet, das erwünschte Gelände gehört jedoch der Stadt Stuttgart. „Derzeit prüft die Stadt das Projekt – mit Wohlwollen“, sagt Kölpin, „in den nächsten zwei Jahren wird sich entscheiden, ob es direkt am Neckar ein kleines Schaufenster für die Wilhelma gibt“.