Immer mal wieder wird bei Fußballspielen am Ergebnis getrickst Foto: dpa

Fünf Männer müssen sich derzeit wegen Betrugs bei Sportwetten auf der Anklagebank der 8. Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart verantworten. Sie sollen Fußballspiele in der ersten dänischen Liga durch Schmiergeld manipuliert haben.

Stuttgart - Manipulierte Sportwetten und verkaufte Fußballspiele gehören nicht ins Reich der Fabel oder Verschwörungstheorien. Dafür sprechen die Vorwürfe, denen sich fünf Männer im Alter zwischen 38 und 43 Jahren seit Donnerstag vor der 8. Großen Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Stuttgart verantworten müssen. Der 40-jährige mutmaßliche Drahtzieher wurde in Handschellen in den Gerichtssaal geführt. Er soll im Herbst 2014 und Februar 2015 eingefädelt haben, dass Profifußballer des FC Vestsjælland in der ersten dänischen Liga Schmiergeldzahlungen erhielten, um so zu spielen, dass ihr Verein zwei Partien verlor. Die Wettbetrüger sollen in verschiedenen Wettbüros in Heilbronn, Mannheim, Stuttgart und anderen deutschen Städten Geld auf den Ausgang der Partie gesetzt haben, den sie bereits kannten. Auf diese Weise sollen sie 170 000 Euro ergaunert haben.

Wer die Fußballspieler namentlich waren, die auf die Angebote der mutmaßlichen Betrüger eingingen und Niederlagen ihres eigenen Vereins fingierten, ist der Staatsanwaltschaft angeblich nicht bekannt. Auch nicht, auf welcher Position die mutmaßlich korrupten Kicker spielten.

Auch in der 3. Liga in Deutschland soll es zu einem Bestechungsversuch gekommen sein – jedoch erfolglos. Der damalige Interimstrainer der SG Sonnenhof Großaspach sollte vor der Partie gegen den MSV Duisburg im Dezember 2014 bestochen werden. Ziel war, das Spiel taktisch so zu steuern, dass Großaspach verliert; dies schlug laut Anklageschrift fehl. Weder soll der Trainer das Bestechungsgeld angenommen haben, noch nahm die Begegnung den von den Wettbetrügern gewünschten Ausgang: Die Mannschaften trennten sich 1:1.

Auch Interimstrainer von Großaspach kontaktiert

Das Problem: Nicht alle der mutmaßlichen Wettbetrüger hatten gewusst, dass mit dem Großaspach-Trainer kein Deal zustande kam, und verloren dadurch ihre Wetteinsätze. Einen weiteren Strich durch die Rechnung machte den Angeklagten vermutlich ein Wettbüro in Bad Cannstatt. Der Betreiber witterte den Betrug und weigerte sich, 30 000 Euro auszuzahlen, die sich die mutmaßlichen Betrüger durch die Manipulation der Spiele in Dänemark erschleichen wollten. Daraufhin sollen die Männer dem Inhaber gedroht haben.

Es werde Tote geben, wenn sie ihr Geld nicht kriegen – so sollen die Angeklagten laut Staatsanwaltschaft versucht haben, den Wettbürobetreiber einzuschüchtern. „Wir sind stark und holen unser Geld!“, sollen sie gesagt und darüber hinaus mit Waffengewalt gedroht haben. Der 40-jährige Hauptverdächtige betreibt selbst Wettbüros in Stuttgart.

Nach der mutmaßlichen Bedrohung durch seinen Konkurrenten hatte der Wettbürobetreiber aus Bad Cannstatt freilich die Polizei alarmiert. Die Beamten konnten die Mitglieder der mutmaßlichen Betrügerbande festnehmen und entdeckten dabei genügend belastendes Material für ein Strafverfahren der Staatsanwaltschaft.

Verhandlung verläuft schleppend

Weitere 30 000 Euro, die die mutmaßlichen Täter sich aufgrund des Verdachts auf Manipulation der Spiele in verschiedenen Wettbüros in anderen Städten ebenfalls nicht mehr auszahlen lassen konnten, waren damit für die Angeklagten ebenso verloren.

Am ersten Prozesstag ging die Verhandlung nur sehr schleppend voran. Die Verteidiger der Angeklagten verlasen einen Beweisantrag nach dem anderen, wonach zum Beispiel die Besetzung der Kammer fehlerhaft sei oder ein Nachtragsordner der Ermittlungsakten fehle. Keinem der Anträge gab das Gericht statt.

Die Verhandlung wird am 20. November fortgesetzt. Der damalige Übergangstrainer von Großaspach taucht bis jetzt in keiner der Listen der geladenen Zeugen auf.