Sommerwetter pur herrschte an den meisten Tagen im August Foto: Lichtgut/Volker Hoschek

38,8 Grad – eine Höchsttemperatur wie jene am 7. August haben Wetterstatistiker in Stuttgart zuvor nie gemessen. Und doch fiel mehr Regen, als es viele angesichts ausgetrockneter Gärten empfinden.

Stuttgart - Wozu weit weg in den Urlaub fahren? Wer Sonne und Hitze suchte, war im August auch in der Heimat bestens bedient. An zwölf Tagen des vergangenen Monats kletterte das Thermometer an der Messstation am Schnarrenberg auf jenseits der 30 Grad, auch fast alle anderen August-Tage ordnete der Deutsche Wetterdienst in die Kategorie Sommertage mit Spitzenwerten über 25 Grad ein. Kein Vergleich also zum eher kühlen August 2014. Den Vogel schoss der 7. August ab: 38,8 Grad Celcius – „unser neuer Rekordwert seit 1951, dem Beginn der Messungen an diesem Standort“, sagt Klaus Riedl, Leiter der Stuttgarter Niederlassung des Wetterdienstes.

Die Nacht von 7. auf 8. August lieferte gleich eine zweite Spitzenmarke: Das Thermometer ging nicht unter 22,9 Grad zurück. Riedl spricht vom „höchsten je bei uns gemessenen Temperaturminimum“ und kann jeden verstehen, der in dieser Tropennacht keinen vernünftigen Schlaf finden konnte. Mit 21,8 Grad lag der August bei der Tagesdurchschnittstemperatur fast vier Grad über dem langjährigen Mittelwert (17,9). Noch höher war die Abweichung vom Durchschnitt zuletzt im Juli (22,8; plus 4,4), und da auch schon der Juni überdurchschnittliche Zahlen brachte, stufte Riedl den Sommer 2015 als zweitwärmsten der Stuttgarter Geschichte ein. Lediglich 2003 lag die Durchschnittstemperatur mit 22,5 Grad in den drei Sommermonaten höher als jetzt mit 21 Grad.

Rasanter Temperatursturz

Interessant für den Fachmann war der rasante Temperatursturz Mitte August. „Da ist ein lang gestrecktes Tiefdruckgebiet von Island und der Nordsee über Deutschland hinweggezogen und hat die Luftmassengrenzen verschoben“, erklärt Klaus Riedl die Großwetterlage. Binnen drei Tagen wurde die Hitze auch aus Stuttgart vertrieben, zumindest für ein paar Tage. Mit der Abkühlung kam auch der Regen. Am 14. August prasselten 37,4 Liter pro Quadratmeter vom Himmel – fast die Hälfte des durchschnittlichen Monatssolls von 76 Liter. „Dieser heftige Starkregen, der zudem auch nicht flächendeckend war, hebt statistisch die Bilanz“, so Riedl, „aber verfälscht den Eindruck, dass wir im August ausreichend Niederschläge hatten.“

Da es insbesondere auch im Juli nur ganz wenig regnete, kommt der Wetterexperte zum Schluss: „Der Sommer 2015 war viel zu trocken.“ Die Zahlen geben ihm recht: Nur knapp zwei Drittel der sonst üblichen Niederschlagsmenge von 232 Litern wurden in den vergangenen drei Monaten gemessen.