Felix Kobler, Oliver Kwossek, Marc-Robin Grüner und Moritz Reiß (von links) haben einen Businessplan geschrieben. Foto: Maira Schmidt

Vier Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums sind im Zwischenfinale von „Jugend gründet“. Sie haben einen Businessplan für ein Sitzkissen geschrieben, das körperlich eingeschränkten Menschen das Ein- und Aussteigen aus dem Auto erleichtern soll.

Bad Cannstatt - Die vier Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) haben wirklich an alles gedacht. Das Easy Exit soll einfach ein- und auszubauen sein, nicht zu kostspielig, aber trotzdem effektiv. Die Rede ist von einem orthopädischen Sitzkissen, das körperlich eingeschränkten Menschen durch einen Hub- und Drehmechanismus das Ein- und Aussteigen aus dem Auto erleichtern soll. Für dieses Produkt haben Oliver Kwossek, Marc-Robin Grüner, Felix Kobler und Moritz Reiß im Rahmen ihres Wirtschaftskurses einen Businessplan erarbeitet. Jetzt stehen die Jungs im Zwischenfinale von „Jugend gründet“. Am Montag, 24. März, ist es soweit. Dann werden sie ihre Geschäftsidee im Porsche-Museum einer Fachjury präsentieren. 605 Bewerbungen wurden insgesamt eingereicht, neun Teams haben sich für das Zwischenfinale des bundesweiten Online-Wettbewerbs qualifiziert.

27,6 Millionen potenzielle Kunden allein in Deutschland

Doch wie kommen vier Schüler im Alter von 16 und 17 Jahren auf die Idee, ein orthopädisches Sitzkissen zu entwickeln? Ganz einfach, die Jungs haben Geschäftssinn. Während Produkte für junge Menschen schnell nicht mehr im Trend liegen würden, „gibt es hier immer eine Nachfrage“, sagt Marc-Robin Grüner. Dafür sorge schon der demografische Wandel. 27,6 Millionen potenzielle Kunden haben die Gymnasiasten allein in Deutschland ausgemacht. Denn auch wenn die Schüler bei ihrer Ursprungsidee vor allem an eine etwas ältere Klientel gedacht haben, die Aus- und Einstiegshilfe ist längst nicht nur etwas für diese Autofahrer.

Wer nach einem Bandscheibenvorfall oder einer Hüft-Operation schnell wieder mobil sein will, könnte von ihrem Produkt ebenfalls profitieren, sagen die vier kreativen Köpfe. Selbiges gelte auch für Menschen mit Rückenschmerzen. Das behaupten die Jungs, die herausgefunden haben, dass es in Deutschland im vergangenen Jahr 160 000 Oberschenkelhalsbrüche gab. Möglichen Kunden gibt es also genug.

Rund 235 Euro haben die Schüler für ihr Produkt kalkuliert

Hinzu kommt, dass es auf dem Markt anscheinend nichts Vergleichbares gibt. Wer Probleme beim Ein- und Aussteige habe, könne bislang nur zwischen zwei Alternativen wählen, sagt Felix Kobler. Die günstigere, gerade mal 30 Euro teure, dafür aber auch nicht sonderlich funktionale Möglichkeit sei ein einfaches Sitzkissen. Die deutlich effektivere Alternative sei ein Drehsitz mit Kran-System. Dieser könne jedoch mit 4000 bis 8000 Euro ziemlich teuer sein. Das Easy Exit liegt preislich im Mittelfeld. Rund 235 Euro haben die Schüler für ihr Produkt kalkuliert, noch nicht mit einberechnet die Kosten für Werbung und Logistik. Wer das Sitzkissen nur kurzzeitig braucht, etwa nach einer Operation, muss es aber gar nicht kaufen. Die Schüler haben sich nämlich auch gleich noch ein Vermietungsmodell überlegt. Für all diejenigen, die das Easy Exit nicht länger als sechs Monate brauchen, rechnet sich diese Option.

Ein weiterer Vorteil: das Kissen wird mit einem Gurt auf den eigentlichen Autositz geschnallt. Durch die schnelle Montage kann es der Nutzer bei einem Fahrzeugwechsel einfach mitnehmen. Außerdem kann er es sowohl als Fahrer als auch als Beifahrer verwenden. Kfz-Werkstätten sollen das Easy Exit vertreiben, aber auch Sanitäts- und Orthopädiehäuser. Außerdem schwebt den Schülern ein Online-Versandhandel vor. Wie hilfreich das Sitzkissen im Ernstfall sein könnte, davon konnten sich die Besucher beim Tag der offenen Tür des AMG vor Kurzem schon einmal selbst überzeugen. Die Jungs hatten für diesen Anlass einen Alterssimulator organisiert. Mit Hilfe von Gewichten zeigt einem dieser Anzug, wie es sich anfühlt, wenn man alt ist und die Gelenke steif sind.

Hinter den Gymnasiasten liegt eine spannende, aber auch arbeitsintensive Zeit. Abende lang haben sie in den vergangenen Monaten via Skype-Konferenz an ihrem Businessplan getüftelt. Am Montag wird sich nun zeigen, was die Jury davon hält. Doch ganz gleich wie die Jungs bei „Jugend gründet“ abschneiden. Vorerst ist alles nur graue Theorie. Ob die Idee des Easy Exit irgendwann einmal Wirklichkeit wird, bleibt abzuwarten. Die Schüler haben jedenfalls schon bei verschiedenen Automobilherstellern angeklopft.