Von Miller (li.) vermasselt Panthers-Quarterback Cam Newton wieder einen Pass – und war der Sieggarant im Super Bowl für die Denver Broncos Foto: dpa

Defensiv-Spieler stehen im Football oft im Schatten der Offensiv-Stars, im Super Bowl 50 drückt Broncos-Linebacker Von Miller dem Spiel seinen Stempel auf – das Team aus Denver siegt über die Carolina Panthers. Und Von Miller legt sich nun auch mit Disney an.

Santa Clara - Reichlich ungläubig begutachtete Von Miller die Vince-Lombardi-Trophy, fast so, als müsse er sich erst einmal klarwerden, ob er wirklich wach ist oder ob er bloß in einem schönen Traum schwebt. Noch vor Quarterback Peyton Manning, dem Star der Denver Broncos, durfte der Linebacker die silberne Auszeichnung für den Super-Bowl-Champion 2016 halten. Und als ob das nicht schon genug der Ehre für einen Football-Profi wäre, wurde der 26-Jährige auch noch als wertvollster Spieler des NFL-Finals ausgezeichnet, was eine Seltenheit darstellte, denn Verteidiger mit dem Prädikat „MVP“ im Super Bowl sind so selten wie schwarze Lipizzanerhengste.

Von Miller ist die Nummer neun der Defense-Spieler unter insgesamt 50 wertvollsten Spielern des Super Bowl. „Ich bin so stolz auf meine Jungs“, sagte Von Miller über seine eisenharten Defense-Kollegen, die der Schlüssel zum 24:10-Sieg über die Carolina Panthers waren, „jeder von euch hat uns das ermöglicht.“

Footballer verlieren als Team, sie gewinnen als Team

Footballer verlieren als Team, sie gewinnen als Team – so weit hatte Vonnie B’Vsean, kurz Von, Miller natürlich recht, aber er war der Anführer dieser Verteidigung, die sich vor 71 088 Zuschauern als unerbittliche Jäger präsentierte und die Panthers aus Charlotte regelmäßig in die Enge trieb und sie schließlich zu Boden brachte. Von Miller war der Großwildjäger in Reihen der Broncos – er hatte stets den Panthers-Star Cam Newton im Visier, jenen Mann, der als Quarterback eine überragende Saison gespielt hatte und der völlig zu Recht vor dem Super Bowl zum wertvollsten Spieler der NFL-Saison gekürt worden war.

Zweimal brachte der Texaner den sonst oft genialen, unberechenbaren Spielmacher alleine zu Boden, er kam auf 2,5 sogenannte Sacks; mehr noch: Zweimal schlug Miller den Ball aus der Hand von Newton. „Wir sind immer in seinem Kopf gewesen. So ist er die ganze Saison noch nicht gejagt worden“, sagte Broncos-Verteidiger Malik Jackson, und der Stolz darüber stand ihm breit ins Gesicht geschrieben.

Als einer der ersten Gratulanten zeigte sich Cam Newton als Sportsmann und rang sich bei der Umarmung von Broncos-Quarterback Peyton Manning ein Lächeln ab. „Sie waren besser, haben nichts Besonderes getan, sondern nur ihre Spielzüge durchgebracht, wenn es darauf ankam“, sagte der Panther und fügte genervt an: „Wir haben den Ball fallen lassen, ihn abgegeben, wilde Pässe geworfen – das war’s.“ Und unnötige Strafen kassiert: Mehrfach, wenn Newton mit einem guten Spielzug die Chance auf Punkte eröffnet hatte, wurde sein Team wegen unnötiger Fouls und Raumverlusts zurückgeworfen.

„Ich pfeife auf Disney World!“

Die Panthers fanden nie ihren gefürchteten Rhythmus, der sie sonst ausgezeichnet hatte. Die Strafen zehrten auch an Newtons Psyche. Der Mann, der sonst das Gegenteil von verlegen personifizierte und keiner Konfrontation mit Gegnern oder Reportern auswich, gab sich kurzsilbig, ließ auf der Pressekonferenz nur sieben Fragen zu – für die Beantwortung der letzten sechs benötigte er exakt 19 Wörter.

Von Miller war weit gesprächiger: „Carolina hat eine großartige Offensive. Aber wir wussten, wenn wir unsere Art von Defensive spielen, werden wir gewinnen.“ Der 26-Jährige ist nun ein Star, als Erster bekommt das Donald Duck zu spüren – es ist üblich, dass mit dem besten Spieler des Super Bowl ein Werbespot für Disney World aufgezeichnet wird. Doch Miller hält nichts von Micky Maus, ihn drängt es deutlich mehr zu anderen Wesen. „Ich pfeife auf Disney World!“, prahlte er im Sender CBS, „ich fahre in den Stripclub!“ Dort wird der Großwildjäger sein Visier dann aber völlig neu einstellen.