Die Runde beim Weindorf-Treff: Diana Hörger, Roland Mahr, Bernd Kohlhepp, Marie-Laurence Jungfleisch, Lisa-Marie Blatt, Kai Bosch, Tom Hörner (von links) Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Was es mit Steinsuppe auf sich hat, warum Deutsche keinen Humor haben und ob Elvis einen Ranzen braucht, das ist beim Weindorf-Treff geklärt worden.

Elvis Presley ist ein Zeitreisender. Er wurde von Außerirdischen entführt, man sah ihn in Argentinien, Tschernobyl, eigentlich überall. Nur tot, das ist er nicht. Die Legende begann am 16. August 1977. Elvis starb in Graceland. Angeblich. Denn an diesem Tag kauft ein Mann namens Jon Burrows ein Ticket nach Buenos Aires – ohne Rückflug. Unter den Namen Jon Burrows buchte Elvis seine Hotelzimmer. Ergo, Elvis lebt. Und beim Weindorf-Treff von SWR 4, den Stuttgarter Nachrichten und der Stuttgarter Zeitung in der BW-Bank Kulturlaube wurde am Mittwochabend dann endlich enthüllt, wohin Elvis damals entfloh. Nach Bempflingen.

Wo ist Elvis?

Das Pseudonym Jon Burrows war verbrannt, also nannte er sich fortan Herr Hämmerle, und zur Tarnung schwätzt er sogar Schwäbisch. Hin und wieder juckt es ihn aber, dann geht er als Elvis auf die Bühne. Der Mann hat mehr Identitäten als ein Mafia-Aussteiger im Zeugenschutzprogramm.

Presley, Hämmerle, Bernd Kohlhepp, Wolf. Eines ist allen gemein, sie ernähren sich „ausgewogen“. Also „ich bin ausgewogen“, sagt Kohlhepp, „die Waage ist mit falschen Informationen unterwegs, da sind drei Ziffern nebeneinander“. Aber für seine Auftritte in Elvis ist „ein Ranzen“ ganz hilfreich, denn da passen mehr Glitzersteine aufs Kostüm.

„Du bist ein Spast“

Ob es noch einen Elvis brauche, will die SWR-Moderatorin Diana Hörger wissen. Kohlhepp: „In Bempflingen bin ich der Einzige!“ Kai Bosch fehlt schon der Ranzen, um einen Elvis in der Spätphase darzustellen; den Ehrgeiz hat er auch gar nicht. „Es gibt schon viele gute Elvis-Imitatoren, aber nur ein Kai-Bosch-Original.“ Er ist tatsächlich ein Original. „Du bist ein Spast“ nennt er einen seiner Auftritte. Bosch stottert, ist Tetra-Spastiker. Und Poetry-Slammer, Buchautor, Inklusionsbotschafter.

Er macht kein Hehl um seine Einschränkungen. „Mensch mit Behinderung“ findet er eine gute Ansprache; „da steht sprachlich der Mensch im Vordergrund, in erster Linie bin ich Kai, das Stottern ist eines meiner Merkmale – nicht das herausstechende“. Schon zur Schulzeit hielt er gerne Vorträge, eine Sprachtherapie 2014 und kurz danach ein Poetry-Slam-Workshop öffneten ihm den Weg auf die Bühne. Dort zeigt er, wer langsam spricht, denkt keineswegs langsam. „Und wer die Zeit nicht mitbringt, mir zuzuhören, der verpasst was.“

Sie will nach Paris

Geduld. Das braucht auch Marie-Laurence Jungfleisch vom VfB Stuttgart. Die Hochspringerin wird seit Jahren von schmerzenden Achillessehnen geplagt, sie verpasste deshalb die WM in Budapest. Nun sind nächstes Jahr die Olympischen Spiele in ihrer Geburtsstadt Paris, natürlich das große Ziel. 1,96 Meter muss sie nächste Saison überspringen, um mit zu dürfen. Zwei Meter hat sie schon geschafft, möglich ist es also, doch gesund bleiben muss sie. Mit 13 hat sie mit der Leichtathletik angefangen, werfen war nicht so ihr Ding, das merkte sie schnell, mit 15 kam sie zum Hochsprung. „Das war meine Disziplin.“

Anlauf nehmen

Eine gute Entscheidung, ihre deutschen Meistertitel kann man kaum zählen, Bronze gewann sie bei der EM in Berlin, zweimal war sie bei Olympischen Spielen. Doch abbeißen kann man vom sportlichen Ruhm nicht. Wenn man kein Profikicker bei den Männern ist. Also lernte sie Erzieherin und studiert momentan Lehramt. Doch bevor es in die Schule geht, soll der Weg sie nach Paris führen. Ganz nach ihrem Motto: „Lach nicht über jemanden, der einen Schritt zurück macht, er könnte Anlauf nehmen.“

Steil nach oben

Viele Schritte macht auch die württembergische Weinprinzessin Lisa-Marie Blatt. „Der Beruf des Winzers ist ein sehr körperlicher“, sagt sie, gerade bei der Lese. Gerade in den Steillagen. Dort drohen viele Weinberge zu versteppen, weil sich kaum noch jemand diese Ochsentour und Klettereien antut. Und, vor allem, die Mühen und die Arbeitszeit nicht bezahlt bekommt. Denn dann müsste die Flasche Wein deutlich mehr kosten. Nun, Kohlhepp würde gerne helfen. „Ich bin Gelegenheitstrinker, ich trinke bei jeder Gelegenheit.“

Wie schmeckt Steinsuppe?

Sogar Steinsuppe. Tatsächlich. Nun ist Roland Mahr, seit Kurzem nicht nur Kaufmännischer Leiter des Renitenztheaters, sondern auch dessen Intendant, als Burgenländer gehaltvolle Rotweine gewöhnt. Steinsuppe mag er trotzdem. Das gleichnamige Kinderbuch bringt er als Theaterstück auf die Bühne. Bernd Kohlhepp tritt, nein, nicht als Elvis, sondern als Wolf auf. Das Portfolio war schon immer breit im Renitenz. Doch ein Kinderstück ist neu. Mahr und seine Kinder haben dieses Buch schon immer geliebt, „in der Pandemie haben nicht nur die Künstler, sondern vor allem die Kinder gelitten, da haben wir vieles falsch gemacht“, deshalb wolle er etwas zurückgeben. Gerade mit den Mitteln der Kunst.

Wer verteidigt den Mittwoch?

Lustig wird es natürlich, schließlich ist Mahr Österreicher. Wie hat sein Landsmann, der Autor David Schalko gesagt: „Der Österreicher macht alles falsch, und das mit großer Lust, deshalb braucht er Humor. Der Deutsche glaubt, er ist perfekt, deshalb braucht er keinen Humor.“ Üble Nachrede? Entscheiden Sie selbst. Das Schlusswort gebührt Moderator Tom Hörner von Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten und seiner Ode an den Mittwoch: „Ich glaub nicht an Zufälle, hab den Braten längst gerochen, heute ist Mittwoch, mitten in der Wochen.“