Inés de Castro, Ellen Volzer, Diana Hörger; Philipp Büttner, Jana Kübel, Maximilian Mann und Tom Hörner (v. l.) Foto: Leif Piechowski

Viel trinken ist wichtig. Manche Künstler müssen besonders viel trinken. Das lernte man beim letzten Weindorf-Treff von Stuttgarter Nachrichten und SWR 4. Und welcher Herzog sich gerne mit fremden Federn schmückte.

Stuttgart - Eine völlig unbekannte Kultur tauchte da plötzlich auf. Eine, die selbst die Leiterin des Stuttgarter Völkerkundemuseums verblüffte und erstaunte. Inés de Castro lernte ein uraltes holländisches Ritual kennen, die Beschwörung des Sommers. Die Moderatoren Diana Hörger und Tom Hörner wollten am Donnerstagabend in der Laube Schmückers Ox am Schillerplatz ihre Gäste zum Singen bewegen. Und hatten angesichts der Kühle, natürlich, das Lied „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ von Rudi Carrell ausgesucht. Inés de Castro musste passen. „Das kenne ich nicht“, sagte sie. Offensichtlich ist die holländische Abteilung im Lindenmuseum winzig. Auch Philipp Büttner musste passen. Gut, er bewegt sich gerade als „Aladdin“ im gleichnamigen Musical durch den Orient. Das ist die andere Himmelsrichtung.

Eine musikalische Runde

Weil Textblätter bereit lagen, bekamen sie es dann doch hin. Kein Wunder, bei einer so musikalischen Runde. Verriet doch Inés de Castro, dass sie nicht gut, aber gerne und laut singt. „Unter der Dusche und im Auto.“ Und Opern müssen es sein. Mitunter auch ein Stück von Richard Wagner. Tja, da sollte die Autofahrt dann schon länger sein. Mit der leichteren Muse hat es Jana Kübel, die Moderatorin der Landesschau im SWR-Fernsehen. Im Konservatorium in Wien hat sie Gesang studiert, eher „erfolglos“, verriet sie. Aber durchaus nützlich. Denn ihr Studium verdiente sie sich mit Kellnern und Gesang. Und zwar mit beidem gleichzeitig. Im Heurigen in Wien, einer Art Besenwirtschaft, halt nicht gestopft voll mit Schwaben, sondern mit Österreichern. Die sind leutseliger. Das ist wichtig, denn sonst hätte Kübels Trick nicht funktioniert. Ihr Partner, ein älterer Herr ging von Tisch zu Tisch, stellte sich als ihr Opa vor und sagte: „Das ist meine Enkelin, sie traut sich nicht zu singen.“ Jana Kübel zierte sich angemessen und sang dann Operetten. Das Trinkgeld für die schüchterne Sängerin fiel großzügig aus. „Der Mann war gar nicht mein Opa“, sagte sie. Aber so war die Geschichte besser. Ihr richtiger Opa war dann auch mal im Heurigen mit dabei – und fand es ziemlich lustig.

Auf dem fliegenden Teppich und raus aus der Flasche

Selten kommt Kunst ohne doppelten Boden aus. Das ist auch beim Musical „Aladdin“ so. Philipp Büttner fliegt als die Titelfigur auf dem fliegenden Teppich durchs Theater. Und Maximilian Mann zwängt sich als Geist Dschinni aus der Flasche. Er gab alles für seine Rolle, sogar seine Haare. Die 30 Zentimeter lange Mähne, extra gezüchtet für seine Darstellung des Phoebus im „Glöckner von Notre Dame“, musste weg. Dschinni hat einen Glatzkopf. Die Haare hat er übrigens gespendet. Daraus wurden Perücken für Krebspatienten gemacht. Der bisher schönste und wichtigste Zauber des Dschinni. Kollege Büttner durfte seine Haare behalten. Aber ihn plagt man auf andere Art und Weise. Die Musical-Schreiber haben ihren „Aladdin“ lieb und lassen ihn nur selten von der Bühne, er muss praktisch zweieinhalb Stunden singen, tanzen und fliegen. Weil das ziemlich anstrengend ist, muss er trinken, richtig viel trinken. Vier bis fünf Liter Wasser trinkt er während der Vorstellung. Und weil seine Pausen so kurz sind, muss er dazu hastig schlucken, „dann kommt halt manchmal auch Luft mit“, erzählt er. Nur wohin mit der Luft? Bäuerchen machen ins Mikro? So kann man das Publikum nicht erschrecken. So rüttelt und schüttelt er sich, bis kein Malheur mehr passiert. Wobei Inés de Castro weiß: „Viele Kulturen glauben, dass das Rülpsen die Seele reinigt!“

Die Fliege in der Landesschau

Also raus damit. Wobei, in der Landesschau wäre das dann doch peinlich, oder, Jana Kübel? Das sei ihr noch nie passiert, sagt sie. Liege aber auch daran, dass ihr Glas Wasser ständig verschwindet. Immer wenn es im Bild wäre, stellt es eine hilfreiche Hand woanders hin, gerne hinters Sofa. Wenn sie dann Durst hat, muss sie es suchen. Sie hat allerdings schon Besuch von einer Fliege bekommen. Die krabbelte von Finger zu Finger, sie wollte sie verscheuchen, wedelte mit den Händen. Am nächsten Morgen schrieb ihr ein Zuschauer, sie solle diese „spastische Bewegungen“ lassen.

Wer so miese Laune vor sich herträgt, der sollte es mal mit Verkleiden versuchen. So munterte sich der württembergische Herzog Friedrich I. auf. Mitunter neigte er zu Wutanfällen, so ließ er fünf Hofalchimisten hinrichten, weil sie kein Gold herbeizaubern konnten. Aber er hatte auch seine neckischen Seiten: Anno 1599 verkleidete er sich mittels eines aztekischen Federschmucks in eine Frau und erheiterte so den Hof.

Dieser Federschmuck ist von Oktober an im Lindenmuseum zu sehen, dort wird die Kultur der Azteken ergründet. Und wenn die dann rum ist, dann wird es endlich Zeit für eine große Schau über die Holländer und ihre Rituale.