Fabian Rajtschan ist es wichtig, einigen Schülern der Hohewartschule die Landwirtschaft näher zu bringen und ihnen zu zeigen, wo Produkte herkommen. Foto: Leonie Schüler

Eine dritte Klasse der Hohewartschule hat den Winzer Fabian Rajtschan besucht.

Feuerbach - „Wofür sind die komischen Büchsen am Weinberg?“, will ein Schüler wissen. „Na, da wächst der Orangensaft drin“, sagt Fabian Rajtschan und lacht. Als die Drittklässler der Hohewartschule den Weinbauer mit großen Augen anschauen, klärt er den Witz gleich wieder auf. „Das stimmt natürlich nicht. Die leeren Saftbehälter nimmt man zum Schutz der Jungreben.“ Zum einen sei es für die dünnen Triebe etwas wärmer, zum anderen seien sie dann besser vor hungrigen Rehen geschützt.

Zwei Stunden hat sich der Feuerbacher Weinbauer Zeit genommen, um den acht- und neunjährigen Schülern seine Arbeit im Weinberg zu erklären. „Vielen Kindern fehlt der Bezug zur Landwirtschaft und der Frage, wo Produkte herkommen. Es ist mir ein Anliegen, dass sie dafür sensibilisiert werden“, sagt der 28-Jährige. Die Referendarin Winnie Klein hat ein ähnliches Ansinnen und hat das Thema Weinberg daher für den Mensch-Natur- und-Kultur-Unterricht (Menuk) gewählt. „Die Kinder sollen sich mit ihrer Heimat beschäftigen und die Kultur von Feuerbach kennenlernen“, erklärt die angehende Lehrerin. Vier Wochen lang schaut sich die Klasse Weinreben an, untersucht Blätter, probiert Trauben, pflanzt Triebe ein und untersucht die Bodenbedingungen, zum Abschluss wird Traubengelee hergestellt. Startschuss des Projekts war der Besuch im Weinberg an der Hohen Warte.

Die Winzer erhalten die Weinberge

„Früher standen hier zehnmal so viele Reben wie heute“, berichtet Rajtschan den Kindern. Wo heute Kleingärten angelegt sind, seien einmal lauter Weinberge gewesen. „Die Winzer, die es noch gibt, erhalten die Fläche. Das gehört hier einfach dazu.“ Genauso typisch seien die Trockenmauern, die in den Weinbergen an der Hohen Warte angelegt sind. Die Steine seien vor langer Zeit aus einem Steinbruch herausgeschlagen und ohne Mörtel aufeinandergestapelt worden, erklärt Rajtschan. Die Mauern seien zum einen dafür da, damit der steile Hang nicht abrutsche, zum anderen würden die Steine die Wärme des Tages speichern und nachts abgeben. „Dann werden die Trauben süßer.“ Außerdem böten die Ritzen Lebensraum für verschiedene kleine Tiere, die wiederum nützlich seien, um Schädlinge zu vernichten.

Obwohl die Weinlese schon Anfang Oktober beendet wurde, findet Rajtschan noch drei Traubenstängel zwischen den bunten Weinblättern. Mehr ist nicht übrig, „denn auch die Vögel mögen die Beeren gerne“. Die Schüler stürzen sich darauf, als ob es Gummibärchen wären. „Voll süß“, und „echt lecker“, lauten die Kommentare. Der Wengerter erklärt, woher die Süße in den Trauben kommt: „Im Sommer produzieren die Blätter den Zucker, der nachher in den Beeren drin ist.“ Wenn sich das Laub im Herbst verfärbe, dann ziehe die Rebe über die Blätterstiele die Inhaltsstoffe zurück und lagere sie bis zum nächsten Frühjahr im Stamm ein. Mit anderen Worten: „Jetzt geht die Rebe in Winterschlaf.“ Aus den sogenannten Augen der alten Triebe werden nächstes Jahr die neuen Triebe wachsen. Damit die Reben nicht zu stark wuchern, schneidet Rajtschan noch im Herbst die Pflanzen zurück. Nur zwei oder drei Triebe bleiben stehen, „sonst wären wir irgendwann im Urwald hier“.

Zum Schluss erklärt der Weinbauer der Klasse, welche Bedeutung eine gute Erde für den Wein hat. „Der Boden ernährt die Pflanzen. Dort sind alle Stoffe drin, mit denen sie wachsen können.“ In Feuerbach sei die Erde sehr lehmig, „wie Knete“. Die feinen Wurzeln der Reben würden bis zu sieben Meter in die Tiefe wachsen und dort auch noch an heißen Sommertagen an Wasser gelangen.