Der Besigheimer Wurmberg, die Steillagen der Dautels Foto: Weingut Dautel

Zum ­Fußball, hat unser Kolumnist Michael Weier in einer Frauenzeitschrift gelesen, könne man zum Beispiel „einen köstlichen Sauvignon Blanc, einen ­süffigen Riesling oder einen delikaten Weißburgunder servieren. Auf Jubel stößt sicherlich auch guter ­Rohmilchkäse mit frischem Krustenbrot.“ Liebe Frauenzeitschrift: Das ist großer Quatsch!

Stuttgart - Häufig erzähle ich an dieser Stelle von der Mühsal des Weinkolumnisten. Heute darf ich die Kehrseite der Medaille zeigen. Ich war bei einem Weinabend der besonderen Art eingeladen. Nein, Weinabend ist zu wenig: Die Veranstaltung nannte sich Genussabend. Im Degerlocher Lokal Lava kochte Bernhard Diers zusammen mit seinem einstigen Souschef aus dem Hotel am Schlossgarten, Moritz Rößler. Dazu gab’s Tropfen vom badischen Weingut Bernhard Huber und vom Weingut Dautel aus Bönnigheim.

Das berichte ich nicht, um jemanden neidisch zu machen, obwohl dies bei der Meisterschaft, die Bernhard Diers an den Tag gelegt hat, angebracht wäre. Ich wollte in erster Linie die Lust am Wein in dieser bierseligen Zeit der Fußball-WM wecken! Zum Spiel gibt’s Bier, in diesem Punkt wiederhole ich mich gern. Aber es gibt ja noch ein bisschen Zeit zwischen und nach den Spielen. Die Weine von Huber und Dautel eignen sich dafür ziemlich gut. Wenn es uns Normalos auch schwer fallen dürfte, an eine Flasche 2003er Spätburgunder ran zu kommen. Was wirklich extrem schade ist! Meine Güte, war der gut. Das Pendant, das zum Hirsch ins Glas kam, können wir übrigens auch nicht mehr in den Keller legen, die 2008er Kreation von den Dautels ist ebenfalls ausverkauft und hat mich nicht weniger begeistert.

Aber die Weinwelt ist ja fast so groß wie die Fußballwelt. Der Gipfel dabei ist die ultimative Vereinigung: Für Brasilien gibt es den offiziellen WM-Wein! Das Weingut Lidio Carraro zückte das Scheckbuch, um sich diesen Titel zu sichern. Wobei ich mich bei Ihnen entschuldigen muss: Ich habe ihn nicht probiert. Kann Sie also nur mit dem Urteil von Kollegen trösten, die sagen: Weiß und Rosé sind miserabel. Und Rot? Basiert auf der alten Fußballerregel: Elf Freunde müsst ihr sein. Elf Sorten treffen sich in der Cuvée: Im Tor stehe die Sorte Malbec, haben die Marketingexperten vor dem Turnier verkündet, Verteidiger sind die Rebsorten Alicante, Tannat, Nebbiolo und Ancelotta, im Mittelfeld zaubern Tempranillo, Pinot Noir, Teroldego und Touriga Nacional, Stürmer sind Merlot und Cabernet Sauvignon. Das ist totaler Quatsch, taugt also gut als gemeinsamer Nenner von Wein und Fußball. Maßlose Übertreibungen gehören bei beiden längst zum Geschäft.

Gut gefällt mir der Ansatz von Feinkost Käfer, das Unternehmen lässt sich vom Weingut Tesch einen Riesling machen namens TOOOOOR! Das Weingut Tesch macht auch den offiziellen Wein der Toten Hosen, was damit ideal zur ersten Halbzeit der deutschen Mannschaft gegen die Algerier passt. Nur Tote Hose auf dem Platz. Der Holländer Dirk Nierpoort, der in Portugal Wein macht, hat seine Edition Fabelhaft einfach mit einem kleinen Kicker verziert und nennt den Wein nun Sonderedition. Eigentlich ziert Wilhelm Buschs Rabe Huckebein die Flasche, allein der Name Huckebein passt ganz gut zum Ausscheiden der Portugiesen.

Sie sehen: Ganz grundsätzlich ist es schwierig, sich dem Fußball mit Wein zu nähern. In einer Frauenzeitschrift habe ich folgende Zeilen gefunden. Zum Fußball könne man zum Beispiel „einen köstlichen Sauvignon Blanc, einen süffigen Riesling oder einen delikaten Weißburgunder servieren. Auf Jubel stößt sicherlich auch guter Rohmilchkäse mit frischem Krustenbrot.“

Liebe Frauenzeitschrift: Das ist noch größerer Quatsch als der Stürmer Merlot! Serviert euren Männern Rote Wurst und Bier. Oder holt Bernhard Diers zum Kochen, das kontert dann vielleicht sogar den Fußball aus.