Die Devise: Über Lemberger redet man am besten mit einem Glas in der Hand Foto: Piechowski

Lemberger rules! Übersetzt heißt das: Lemberger dürfte in Württemberg auf lange Sicht genau die Rebsorte sein, mit der das Anbaugebiet sein Profil schärfen kann. Unser Weinkolumnist Michael Weier hat bei einer Blindprobe erfahren, wie gut sich der Nachwuchs bei dieser Rebsorte macht.

Stuttgart - Ja, mein Lemberger ist in der Flasche. Und das Etikett klebt schon auf manchen drauf. Das ist ein wunderbarer Anlass, mal wieder über den Lemberger an sich zu philosophieren. Dies geht, ich sage das aus bester Erfahrung, am allerbesten bei einem Glas Lemberger. Kürzlich hat sich wieder eine sehr schöne Gelegenheit dazu ergeben: Timo Möck, Chef der Weinhandlung Rebenreich aus Rudersberg und Spezialist für Weine aus Österreich, hat spontan eine Probe in der Herrenküferei in Markgröningen organisiert. Lemberger. Blindprobe. Trinken. Reden. Manchmal kann das Leben so einfach sein!

Um es vorwegzunehmen: Die Probe war nicht gedacht, nach einem Sieger zu fahnden, wie man das beim Deutschen Rotweinpreis macht. Timo Möck wollte zusammen mit Sebastian Maier, dem Küchenchef der Herrenküferei, einfach ein bisschen schauen, was die Welt so zu bieten hat. Und das war absolut spannend.

Kennen Sie das Gefühl? Man kommt in einen Raum und setzt sich zu lauter fremden Gesichtern an einen Tisch? Und fängt dann zu reden an und bekommt das Gefühl, alle Beteiligten schon jahrelang zu kennen? So war das. Aber nicht deshalb lobe ich die Verkostung, sondern weil ich was gelernt habe. Dies wiederum tue ich ja immer nur im Dienste der Leser der Flaschenpost. Also erstens: Selbst in der Runde mit einfachem Wein mit Schraubverschluss war nur einer, der nicht respektabel war. Die Weine von Timo Möck, die Österreicher, waren allesamt in Ordnung. Hinter einen Tropfen vom Weingut Ernst habe ich hingeschrieben: „Indifferent.“ Aber das war auch schon die schlechteste Bewertung.

Schön war natürlich vor allem der Vergleich der Blaufränkischen, wie der Lemberger in Österreich heißt, mit den einheimischen Vertretern. Jungwinzer aus unseren Breiten hatten nämlich auch ihre Flaschen mitgebracht. Und das war für mich die allergrößte Überraschung. Nicht, dass die jungen Winzer ihr Handwerk verstehen, sondern, wie gut sie dies tun. Der Lemberger von David Siegloch, den er zusammen mit seinem Bruder beim Weingut Siegloch in Winnenden macht: üppig, mollig, dicht, gut. Die Lemberger, die Christian Escher in Schwaikheim macht (er brachte mehrere mit): allesamt sauber und geradlinig mit schöner Frucht. Gut, vom Weingut Notz, von dem der Junior Philipp da war, habe ich dies erwartet, da sie beim Lembergerpreis oft auf dem Podest stehen.

Kurz und gut: Die Weinprobe war lehrreich. Eine Blindprobe sollte man öfter mal zu Hause organisieren. Und in unseren Breiten kommen talentierte Winzer nach. Timo Möck war dann so schlau, in der Blindprobe noch zwei Hochkaräter unterzubringen. Der Mariental von Ernst Triebaumer (50 Euro) gilt allgemein als der beste Blaufränkische im Alpenland, der Wein von Josef Umathum (37 Euro) war ebenfalls ein Traum. Weil ich aber finde, die Leistung des Nachwuchses darf man nie hoch genug anrechnen, sage ich zum friedlichen Abschluss: Württemberg gegen Austria 1:1.